Briefmarke des Monats Dezember: Luxemburg – Wahre Weihnachtsgeschichte

Briefmarke des Monats Dezember: Luxemburg – Wahre Weihnachtsgeschichte

Die diesjährigen Weihnachts-Briefmarken aus dem Großherzogtum Luxemburg zeigen keine abstrakten Motive, sondern erinnern an ein konkretes, bewegendes Ereignis, das sich im Dezember 1944 in Wiltz, einer Stadt im Norden Luxemburgs, ereignet hat.
Kurz nach dem Rückzug der deutschen Truppen nach vier Jahren Besatzung, standen die Einwohner der vom Zweiten Weltkrieg gezeichneten Stadt vor einem traurigen Weihnachtsfest. Die 28. Infanteriedivision der US-Armee, die sich nach schweren Kämpfen in Wiltz erholte, erkannte die trostlose Situation und wollte den Menschen, besonders den Kindern, eine Freude bereiten.

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Beide Weihnachtsmarken wurden vom luxemburgischen Künstler Marco Zorzi gezeichnet. Die Auflage der linken Marke, mit dem Nikolaus und den beiden Engeln im Jeep beträgt 200 004 Exemplare. Vom rechten Motiv, dem Süßigkeiten verteilenden Nikolaus, wurden 100 008 Marken hergestellt.

Leiwe Kleeschen

Korporal Harry Stutz hörte vom luxemburgischen „Kleeschen“, so wird der Nikolaus im Großherzogtum genannt. „Leiwe Klees­chen, gudde Kleeschen …”, beginnt dort ein bekanntes Weihnachtslied. Übersetzt bedeutet es etwa „Liebes Kläuschen, gutes Kläuschen”. Daraufhin hatte Stutz die Idee, eine vorweihnachtliche Feier für die Kinder zu organisieren. Denn die Kinder hatten wegen des Krieges seit fast fünf Jahren keinen Nikolaustag mehr gefeiert. Manche von ihnen hatten den Nikolaus überhaupt noch nie gesehen.

Wischmopp-Bart

Stutz‘ Kamerad, Korporal Richard Brookins, wurde als „American St. Nick“ verkleidet. Er erhielt ein improvisiertes Kostüm, gefertigt aus Stoffen und Kleidern eines örtlichen Priesters. Ein Wisch­mopp diente als Bart, dazu eine gebastelte Bischofsmitra. So fuhr Nikolaus Brookins in einem Armeejeep durch die Straßen von Wiltz zum örtlichen Schloss, begleitet von zwei Mädchen in Engelskostümen und mit Flügeln. Die Feldküche backte Kuchen und frittierte Donuts für die Feier. Die Kinder bekamen Süßigkeiten, zubereitet aus den Rationen der Soldaten, und durften dem Nikolaus ihre Weihnachtswünsche mitteilen.

Leider wurde Wiltz nur Tage später in der Ardennenschlacht schwer getroffen, und viele Einwohner verloren ihr Leben. Doch die Erinnerung an diesen besonderen Nikolaustag blieb lebendig. Nach dem Krieg wurde Wiltz wieder aufgebaut. Die 1949 von Wiltzer Geschäftsleuten gegründete „Oeuvre Saint-Nicolas“ ehrt und erinnert an die Geste der amerikanischen Soldaten, indem sie jedes Jahr die Tradition des „American St. Nick“ fortführt.

1977 gab es nochmals einen ganz besonderen Gast: Die Verantwortlichen hatten Richard Brookins in den USA ausfindig gemacht. Er folgte ihrer Einladung und übernahm im Dezember 1977 erneut die Rolle des „American St. Nick“. Danach nahm er noch mehrere Male an den Feierlichkeiten im Dezember teil.

Gelebte Menschlichkeit

Der amerikanische Nikolaustag in der Kleinstadt Wiltz ist in erster Linie ein Tag, um den Kindern Freude zu bereiten. Gleichzeitig wird an ein besonderes Ereignis erinnert, das für individuelle Empathie und gelebte Menschlichkeit während der Befreiung Luxemburgs im Zweiten Weltkrieg steht.

Der luxemburger Künstler Marco Zorzi, der in der Gemeinde Esch-Sauer lebt und arbeitet, entwarf beide Weihnachtsbriefmarken. Seit über 30 Jahren malt Zorzi vorwiegend Aquarelle. Seine Motive, die auch international Anerkennung finden, zeigen meist Tiere und Landschaften, aber auch von Sportereignissen lässt er sich inspirieren.

Kindheitserinnerungen

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Nikolaus mit Mitra, Rucksack und Bischofsstab.

Für Marco Zorzi war es das erste Mal, dass er Gelegenheit hatte, sein Können und seine Kreativität auf Briefmarken zu verewigen. „Als ich die Nachricht erhielt, die Weihnachtsbriefmarken für 2024 gestalten zu dürfen, empfand ich dies als große Ehre“, äußerte der Künstler und fuhr fort: „Das Thema ist für mich sehr emotional, da es besondere Verbindungen zu meinem Leben hat. Einerseits weckt das Fest des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember wunderbare Kindheitserinnerungen in mir. Andererseits fand ich die Geschichte des ‚American St. Nick‘ schon immer sehr berührend. Vor vielen Jahren hatte ich das Vergnügen, Richard Brookins bei einem seiner Besuche in Wiltz persönlich kennenzulernen.“ Im Oktober 2018 starb der US-Soldat, der den Nikolaus spielte, im Alter von 96 Jahren. „Er war ein äußerst liebenswerter Mensch mit einem großen Herzen, besonders für Kinder“, sagte Marco Zorzi. Die stimmungsvollen Weihnachtsmotive, orientiert an der ergreifenden und wahren Weihnachtsgeschichte aus dem Jahr 1944, sind unsere Briefmarken des Monats Dezember 2024.


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Authored by: Kai Böhne

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