Blütezeit des Postverkehrs
Aussteller und Fachautor, Prüfer und Gutachter, Vereinsfunktionär und Mitorganisator zahlreicher Veranstaltungen – es gibt praktisch keinen Bereich der deutschen Philatelie, in dem sich Hansmichael Krug keine Meriten erworben hat. Sein Name ist allen Aktiven ein Begriff, ganz gleich, welchem Gebiet sie sich widmen oder wo sie in Deutschland leben, allen voran natürlich jenen, die sich dem Kaiserreich und ganz speziell den Brustschilden verschrieben haben. Seine in Hannover, Wien und Lugano mit Gold und Großgold prämierte Ausstellungssammlung widmet sich indessen nicht den Erstausgaben des Kaiserreichs, sondern dokumentiert fünf Jahre Postgeschichte in allen Facetten.
Obgleich seinerzeit noch niemand von einer Globalisierung sprach, blühte bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Austausch und der Handel zwischen Europa und Nordamerika. Deutschland hatte zwar historisch weniger enge Kontakte zu den Vereinigten Staaten als Großbritannien und Frankreich, doch erkannten nicht nur aufstrebende Unternehmer, wo gigantische Märkte zu finden sind.
Die technische Entwicklung verhalf zudem zu kostengünstigen und schnellen Transporten mit Dampfschiffen, die bald in stolzer Zahl Hamburg und Bremen anlaufend den Atlantik kreuzten. Direktverbindungen gab es bald ebenso wie Kurse über Großbritannien, doch gelangten auch Waren von Stettin über Christiansand – damals schrieb es sich noch mit „Ch“ – nach Übersee. Da liegt es nahe, dass auch der Postverkehr eine Blütezeit erlebte.
Auch Zeit- und Wirtschaftsgeschichte
Hansmichael Krug erzählt daher mit Briefen, Postkarten und Paketadressen nicht nur aus einem Kapitel der Postgeschichte, sondern dokumentiert auch Zeitgeschichte und Wirtschaftsgeschichte. Im Mittelpunkt seines Interesses steht naturgemäß die postalische Behandlung der Sendungen. Ausführlich beschreibt er jeden einzelnen Beleg, auch Leser, die mit den behandelten Gebieten gewöhnlich keinen Kontakt haben, können alles mühelos in den Kontext einordnen. Wer sich selbst dem Kaiserreich oder den Vereinigen Staaten zugewandt hat, der ergänzt sein Wissen aus Handbüchern und Monografien um das Studium der zweifellos zu den Spitzenstücken zählenden Belege. Damit sind nicht bloß die Unikate und andere Seltenheiten gemeint, denen der Begriff stets zukommt.
Krug gelang es, reichlich sprechende Belege zusammenzutragen, denen man auf den ersten Blick anmerkt, dass sie Geschichte bergen. Ganz nebenher bereitet es rundum Genuss, sie in Ruhe zu betrachten.
Gelingt dies auf einer Ausstellung nicht immer, kann man dank des Engagements des Global Philatelic Networks, vertreten durch Heinrich Köhler, nunmehr in dem einzigartigen Exponat schmökern. Dass Hansmichael Krugs Sammlung der Nachwelt erhalten bleibt, wird künftigen Generationen ebenso Freude bereiten wie den aktuellen.
Transatlantische Post zwischen dem Deutschen Reich und den USA von 1871 bis 1875. Die Hansmichael Krug Sammlung. 176 Seiten, 146 reproduzierte Albumseiten, Format 25,5 x 35 cm, gebunden mit Schutzumschlag. Preis: 79 Euro plus Versandkosten. Erhältlich bei Heinrich Köhler, Hasengartenstraße 25, 65189 Wiesbaden, Tel. 0611 / 341490, Fax 3414999, info@heinrich-koehler.de, www.heinrich-koehler.de.