Handbuch zu Mischfrankaturen
Die Proklamation des preußische Königs Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles gilt in der deutschen Geschichtsschreibung als der eigentliche Reichgründungsakt. Politisch war Deutschland damit geeinigt; aber es fehlte noch eine einheitliche Währung.
Im Norden galt nämlich der Thaler und (Silber)Groschen, im Süden der Gulden und Kreuzer. Deshalb wurde mit dem Reichsmünzgesetz vom 4.12.1871 die Währungsunion eingeleitet, die zum 1.1.1876 ihren Abschluss fand. Bis dahin war im gesamten Deutschen Reich die Mark zu 100 Pfennigen eingeführt worden.
Diese Währungsumstellung hatte Auswirkungen auf die Postwertzeichen. Mit Beginn des Jahres 1875 kamen im Reichspostgebiet neue Freimarken mit der Wertbezeichnung PFENNIGE sowie ein Wertzeichen zu 2 Mark an die Schalter. Gleichzeitig verloren Marken und Ganzsachen in Kreuzern, jene zu 10 und 30 Groschen sowie die Hamburger Stadtpostmarke ihre Gültigkeit. Hingegen durften die übrigen noch in großen Beständen vorrätigen GROSCHEN-Freimarken, gleich ob mit kleinem oder großem Brustschild, bis Ende des Jahres 1875 weiterverwendet werden. Dadurch kam es zu vielfältigen Mischfrankaturen zwischen Freimarken und Ganzsachen in Mark- und Talerwährung.
Anzahl der Kombinationen verdoppelt
Vor einem Vierteljahrhundert hat der Autor erstmals ein Inventar dieser Mischfrankaturen erstellt und konnte damals ca. 1.250 Kombinationen erfassen. Wie nicht anders zu erwarten, kam es nach der Erstveröffentlichung durch Spezialauktionen und vor allem dank der breiten Mitarbeit von Mitgliedern der ArGe Brustschilde zu zahlreichen Nach- und Neumeldungen, so dass sich die Zahl der nun bekannten Kombinationen auf über 2400 nahezu verdoppelt hat. Darin berücksichtigt sind auch die Registraturen der ehemaligen bzw. amtierenden Bundesprüfer Guido Brugger, Hansmichael Krug und Dr. Alexander Zill.
Die verschiedenen Kombinationen werden, getrennt nach ihren Verwendungsmöglichkeiten, in einzelnen Kapiteln vorgestellt: Vorverwendungen vom Dezember 1874, Pfennige-Marken mit kleinem, danach mit großem Brustschild, Brustschildmarken plus 2-Mark-Marke, Mischfrankaturen auf/mit Ganzsachen, schließlich Vorläufer Deutsches Postamt in Konstantinopel.
Ein Anhang erfasst Kombinationen mit ungültigen Brustschildmarken, Verfälschungen, unechte (Pseudo-)Mischfrankaturen und weitere Besonderheiten. Jedes einzelne Vorkommen wird tabellarisch erfasst unter Angabe der Michel-Nummern, Portostufe, Sendungsart, Stempeltyp, Datum sowie Aufgabe- und Bestimmungsort. Opulent eingestreut in diese Tabellen sind aussagekräftige, detailliert erläuterte Belege von großer Schönheit und Seltenheit.
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Dem Ganzen geht eine ausführliche Einführung voraus. Sie erläutert die chronologische Entwicklung der Maßnahmen zum Umtausch der bisher gültigen und zur Einführung der neuen Freimarken, druckt dazu die wesentlichen amtlichen Verfügungen ab, macht u.a. Angaben zur Bewertung sowohl von kompletten Belegen wie auch Briefstücken, liefert mehrfache Häufigkeitstabellen der Mischfrankaturen (Stand 2022), geht auf Kriterien zur Beurteilung der Qualität von Belegen ein und weist Sammelmöglichkeiten auf.
Dazu gehören beispielsweise Auslandssendungen; auch hierzu ist eine Tabelle zur Verteilung nach Ländern aufgestellt, bei der Frankreich mit 392 Sendungen Platz 1 einnimmt. Selbst für die Verteilung der vorkommenden Mischfrankaturen auf die einzelnen Monate des Jahres 1875 wurde eine Tabelle erstellt.
Diese Aufzählung kann vermutlich nur ansatzweise eine Vorstellung davon vermitteln, mit welchem Bienenfleiß und bewundernswerter Tiefe das Thema bearbeitet und aufbereitet wurde. Unermüdliche Forschung, umfangreiches Wissen und gestalterische Kompetenz zeigen sich in beispielhafter Weise miteinander verknüpft und führten zu einem Handbuch, das dank maßgeblicher finanzieller Bezuschussung seitens der Gotwin-Zenker-Stiftung für philatelistische Literatur zu einem unschlagbaren Preis angeboten werden kann.
Unsere Empfehlung: Unbedingt zugreifen, solange der Vorrat reicht!
Rainer von Scharpen
Wiegand, Manfred, Die Mischfrankaturen zwischen Freimarken der Ausgaben BRUSTSCHILD und PFENNIGE 1875. Arbeitsgemeinschaft Krone/Adler e.V., 2022. 296 S., Format A-4; farbige Abb.; fester Einband, Fadenheftung. Preis für Mitglieder der BDPh-ArGen Krone/Adler und Brustschild 19,80 €, ansonsten 27,80 € + Versand. Erhältlich bei: Dirk Schmietendorf, Lauchröder Str. 3a, 99817 Eisenach OT Göringen. E-Mail: d.schmietendorf@web.de. Tel. 03 69 28 / 9 00 27.
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