AM-Post ins Ausland

AM-Post ins Ausland

Von der Außenwelt abgeschnitten – das war die Situation in Deutschland nach der Niederlage am Ende des Zweiten Weltkriegs. Und auch im Lande selbst waren die allermeisten Kommunikationsmöglichkeiten stark eingeschränkt, wenn nicht gar ganz verboten. Für die Wiederzulassung des Postverkehrs, bei dem zwischen externer (Auslands-) und interner Post und hier wiederum zwischen geschäftlich und zivil unterschieden wurde, hatten Briten und Amerikaner bereits im September 1944 schon vor der Besetzung Deutschlands einen Basisplan vereinbart, in Washington Briefmarken drucken lassen und nach Europa geschafft. Die Wiederaufnahme erfolgte dezentral in jeder Reichspostdirektion nach Erteilung einer Genehmigung durch die regionale Militärregierung.

Von der Auslandspostsperre ausgenommen war Post an Kriegsgefangene und Zivilinternierte in der Hand der Siegermächte. In einem ersten Kapitel werden, nach Ländern geordnet, solch seltene Sendungen, zumeist Postkarten, vor dem 1. April 1946 vorgestellt. Sie unterlagen bis zum 11. März 1946 der Portopflicht. Auch Pakete an Kriegsgefangene im Ausland waren zugelassen. Zu den noch größeren Seltenheiten zählen Sendungen, die durch (nicht an!) das Rote Kreuz oder sogar Vermittlung des Vatikans zugestellt wurden.

Der 1. April 1946 brachte unter Auflagen die ersehnte Wiederaufnahme des Auslandspostverkehrs für gewöhnliche, unbebilderte Postkarten sowie gewöhnliche Briefe bis 20 g in nicht gefütterten Umschlägen. Die Nachrichten durften unter Verwendung der lateinischen Schrift (kein Sütterlin!) nur familiäre Mitteilungen enthalten und mussten auf Deutsch oder in einer Sprache der Siegermächte verfasst sein. Post nach Japan oder Spanien war unzulässig; Jugoslawien und Finnland lehnten den Postaustausch mit Deutschland ab.


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Alle Sendungen unterlagen der Zensur. So wurde ein bunt frankierter Brief mit inliegenden Tauschmarken als geschäftlich angesehen und retourniert – ein beachtenswertes Beispiel der vorgestellten ungewöhnlichen Belege, die aus unterschiedlichsten – oft kleinlichen – Gründen an den Absender zurückgingen. Auch die fehlende Angabe der Zonenzugehörigkeit im Absender oder Barfreimachung waren Grund genug für eine Rücksendung. In eine ganz andere Kategorie fallen Karten, die an eine Adresse in den ehemaligen deutschen Ostgebieten gerichtet sind, zumeist irrtümlich noch zum Inlandstarif. Sie gingen ausnahmslos an den Absender zurück, versehen mit einem wie auch immer gearteten Vermerk Beförderung z.Zt. unmöglich.

Organisatorische Voraussetzung für die Wiederaufnahme des Auslandspostverkehrs war die Wiedereinrichtung des durch die Kriegshandlungen lahmgelegten Leitsystems (Auslandsbriefstellen). In Ermangelung einer einheitlichen Zentralbehörde erwies sich das als komplizierte Aufgabe, die regional praxisnah angegangen wurde. Hierzu geben die Autoren aufschlussreichen Einblick.

In einem letzten umfangreichen Abschnitt werden schließlich Destinationen in alle Welt vorgestellt, von A wie Ägypten bis Z wie Zypern, gefolgt von einigen außergewöhnlichen Sonderfällen wie etwa Nachläufer – die Gültigkeit der AM-POST-Marken endete am 31. Oktober 1946 – oder Lagergebühren für einen postlagernden Brief nach Wien. Auch eine Ganzfälschung können die Autoren entlarven. Als „Dessert“ servieren sie eine tarifgenaue Mehrfachverwendung von 25 Exemplaren der 3-Pfennig-Marke (MiNr. 17a B) auf einem Brief von Bergen (Kr. Celle) nach Österreich.

Mit beeindruckender Detailkenntnis gelingt es den Autoren, ein komplexes Thema wohlgeordnet, kompakt und verständlich darzustellen und so Einblick in ein höchst faszinierendes Kapitel der unmittelbaren deutschen Nachkriegs-Postgeschichte zu vermitteln. Dank der Zuarbeit vieler ArGe-Mitglieder war es ihnen möglich, aus den bereitgestellten Belegen eine vorzügliche Auswahl zu treffen.

Jede einzelne Perle wird kompetent beschrieben; die Bildqualität lässt keine Wünsche offen. Den mutig gewagten Versuch, „den aktuellen Forschungsstand zusammenzufassen und in einem Sonderband zu präsentieren“, darf man als voll gelungen bezeichnen.

Rainer von Scharpen

Auslandspost in der AM-Post-Zeit. Wiederzulassung, Bedingungen, Hemmnisse, Destinationen. Peter Zielinski, Norbert Barth und Karl-Rudolf Winkler. [Hilden]: Bundesarbeitsgemeinschaft AM POST e.V., 2022. (Sonderschrift Nr. 7). 158 Seiten, Format DIN A5, farbige Abb., Softcover, Klebebindung. Preis: 17,50 Euro + Versand. Vorauskasse. Erhältlich bei: Klaus-Dieter Kraft, Schubertstr. 17, 40724 Hilden, Tel. 02103 / 334601, E-Mail: kraft@arge-am-post.de.


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