Berliner Stempel: Schätze klassifizieren

Berliner Stempel: Schätze klassifizieren

Drei Standardwerke der Berlin-Philatelie sind in überarbeiteter Auflage wieder erhältlich. Dieter Schäpe hat sich die Mühe gemacht, mit Unterstützung der Freunde in der Forschungsgemeinschaft Berlin den Büttner zu aktualisieren. Werner Büttner hatte die Pionierarbeit geleistet und die Aufgabestempel der Berliner Postanstalten erfasst, getrennt nach Kreisstegstempeln mit Gitterbögen oben und unten, kurz BG, Doppelkreisbrückestempeln, DKB, und Kreisstegstempeln mit Bogen oben oder unten, EKB. Die Erstauflagen des Büttners sind inzwischen rund 20 Jahre alt, Werner Büttner selbst verstarb 2005. Nach der Wiederaufnahme der Forschungs­arbeiten wurden Zug um Zug neue Stempelabdrucke bekannt und konnten zudem weitere Stempeldaten er­mittelt werden. Nunmehr präsentiert Dieter Schäpe nach rund fünf Jahren intensiver Beschäftigung mit der Materie in Umfang und Inhalt erheblich gewichtigere Bände.


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Deutlich wird dies bereits an der stark gewachsenen Zahl der Abbildungen – angesichts der Umfänge wird wohl nur Graf Zahl nach exakten Angaben fragen wollen. Allein für den EKB-Band konnte Schäpe rund 2800 neue Stempeldaten registrieren, ein Wert, der deutlich zeigt, welche weiten Wege die Stempelforschung bereits gegangen ist, aber auch andeutet, dass das Ziel noch lange nicht erreicht ist. Schäpe zeigt sich skeptisch, dass es jemals gelingen wird, sämtliche Stempel mit erstem und letztem Einsatzdatum zu erfassen. Darin folgt er Büttner, derweil der Rezensent so optimistisch ist, den Möglichkeiten der heutigen und künftiger Technik zu vertrauen und von einer Stempeldatenbank zu träumen, die Schritt für Schritt komplettiert wird. Gedruckte Handbücher sollten indessen weiterhin erscheinen, denn Daten kann man jederzeit per Knopfdruck löschen, ganz gleich, in welcher Art Speichermedien sie hinterlegt sind.
Doch genug der Philosophiererei. Die Stempelhandbücher sind natürlich keine Lesebücher. Als der Rezensent zunächst einmal nach den Stempeln seiner Heimatstadt Lichtenrade – angesichts von gut 52 000 Einwohnern ist der Begriff „Stadt“ durchaus angemessen … – Ausschau hielt, hat er genau das getan, was der Sinn der Stempelhandbücher ist: Er hat nachgeschlagen. In dem Falle geschah dies ohne Belege in der Hand, auch ohne Auktionskatalog mit entsprechendem Angebot, also aus purer Neugierde. Gewöhnlich werden die Leser aber die Bände nutzen, um ihre Schätze klassifizieren, gegebenenfalls auch fragliche Stücke dem zuständigen Experten im Bund Philatelistischer Prüfer vorlegen zu können.


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In erster Linie richten sich die Stempelhandbücher selbstverständlich an Berlin-Spezialisten. Dabei reicht der Zeitraum vom Kaiserreich bis in die Jahre der deutschen Spaltung, denn nebst Neuanfertigungen überdauerte mancher Stempel bis in die 50er-, ja, mitunter sogar bis Anfang der 60-Jahre. Das gilt für West und Ost gleichermaßen. Mit der Einführung der Postleitzahlen in beiden deutschen Teilstaaten erhielten sämtliche Postämter neue Ortstagesstempel mit der Postleitzahl unter- oder oberhalb der Datumsangabe. Neben Berlin- und DDR-Sammlern schauen natürlich auch die Sammler des Deutschen Reichs und der Alliierten Besetzung auf die Berliner Stempelungen.
Die Post setzte verschiedene Arten von Stempelgeräten ein, Faust- und Hammerstempel ebenso wie Handroll- und Maschinenstempel, Letztere mit und ohne Werbeeinsatz. Im Berliner Stadtgebiet zeigten die Stempel jene Kürzel, von denen „SW 11“, später 1000 Berlin 11, und „SO 36“ wohl die bekanntesten sind. In den Außenbezirken nennen die Stempel die Namen der Ortsteile. Darüber hinaus entstanden zahlreiche Stempel für besondere Postämter, beispielsweise das Postscheckamt, das Haupttelegrafenamt und das Fernamt. Aber auch im königlichen Schloss und im Reichstag arbeiteten Postämter mit eigenen Stempeln. Wer mag, der findet in ihnen reichlich Stoff für eine Dokumentation der Berliner, deutschen und preußischen Geschichte.
Für die tägliche philatelistische Arbeit entscheidend ist die gute Qualität der Abbildungen. Jeder, der mit Stempeln arbeitet, weiß, wie schwierig es ist, sie gut zu reproduzieren. Für alle drei Bände hat Dieter Schäpe durchgehend Abbildungen besorgt, mit denen sich bestens nachschlagen und forschen lässt.

Aufgabestempel Berliner Postanstalten. Von Werner Büttner (†), Neubearbeitung durch Dieter Schäpe. Alle Format DIN A4, broschiert. Preise: je 35 Euro, komplett 95 Euro (Mitglieder der Forschungsgemeinschaft Berlin je 30 Euro, komplett 80 Euro).
Stempelhandbuch BG-Stempel. 172 Seiten, rund 1800 Abbildungen.
Stempelhandbuch DKB-Stempel Doppelkreisbrückestempel. 296 Seiten, circa 3700 Abbildungen.
Stempelhandbuch EKB-Stempel. 404 Seiten, etwa 4800 Abbildungen.
Erhältlich bei Norbert Sehler, Kreuznacher Str. 20, 14197 Berlin, Tel. 030 / 8218533, E-Mail: geschaeftsstelle@fgberlin.de, www.fgberlin.de.

Authored by: Torsten Berndt

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