Weihnachtslied „12 Days of Christmas“
Keine Frage, „Stille Nacht“ ist eines der bekanntesten Weihnachtslieder der Welt. Doch unter den traditionellen englischsprachigen Liedern zum Fest rangiert „The 12 days of Christmas“ auch ganz weit vorne in der Beliebtheit.
Zeitig genug für die diesjährigen Weihnachtsgrüße hatte die Postverwaltung Gibraltars am 2. November zum klingenden Weihnachtsdutzend Briefmarken herausgegeben. Ein Rebhuhn, Tauben, Hühner, ein Vogel, Ringe, Schwan und Gans, eine Milchkanne und Mägde, Ballettschuhe, ein Zylinder, Flöte und Trommel. Die Zusammenstellung der Motive mutet wie ein Panoptikum aus einer märchenhaften Welt an, mit dem man mitten hineintauchen kann in das bekannte Weihnachtslied. Die zwölf Motive stehen für die immer zahlreicheren Geschenke, die an jedem der zwölf Weihnachtstage verteilt werden.
„The Twelve Days of Christmas“ − Die Zwölf Weihnachtstage − ist ein traditionelles Weihnachtslied in Form eines Kinderreims, der erstmals 1780 in einem englischen Kinderbuch veröffentlicht wurde. Das Lied wurde mehrfach bearbeitet und zählt heute zu den bekanntesten englischsprachigen Weihnachtsliedern, ist in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia zu lesen.
Die genaue Entstehungsgeschichte des Weihnachtliedes ist unbekannt. Beschrieben erstmals im Jahr 1780 als Kinderreim in dem englischen Kinderbuch „Mirth without Mischief“, ist es aber deutlich älter und vermutlich französischen Ursprungs. So sind heute mehrere Varianten von The Twelve Days of Christmas auch in Frankreich bekannt.
Eine Textvariante des Liedes wurde 1842 von dem Literaturhistoriker James Orchard Halliwell-Phillipps veröffentlicht. 1868 wurde The Twelve Days of Christmas erstmals von William Henry Husk in seiner Sammlung von Weihnachtsliedern abgedruckt. Die bekannteste Überarbeitung stammt von dem britischen Sänger Frederic Austin aus dem Jahr 1909. Austins Arrangement ist trotz des Alters des Weihnachtsliedes noch bis zum Jahr 2022 urheberrechtlich geschützt.
Die wahre Liebe
In Form einer Zählgeschichte wird in dem Lied aufgelistet, welche Geschenke der Singende an den zwölf Weihnachtstagen zwischen dem ersten Weihnachtstag am 25. Dezember und dem Dreikönigstag am 6. Januar von seiner wahren Liebe, „true love“, erhalten hat. Am ersten Tag wurde als Geschenk ein Rebhuhn in einem Birnbaum überreicht, am zweiten Tag waren es zwei Turteltauben sowie das Geschenk vom Vortag, am dritten Tag drei französische Hühner, die beiden Turteltauben vom vorigen Tagen sowie das Rebhuhn vom ersten Tag.
Die Strophen werden immer länger, denn mit jedem Tag kommt ein neues Geschenk hinzu, deren Anzahl dann mit der fortlaufenden Nummerierung übereinstimmt. Am letzten Tag werden schließlich als Geschenke zwölf Trommler, elf Dudelsackspieler, zehn Moriskentänzer, neun Tänzerinnen, acht Mägde, sieben Schwäne, sechs Gänse, fünf goldene Ringe, vier Kanarienvögel, drei französische Hühner, zwei Turteltauben und ein Rebhuhn in einem Birnbaum überreicht.
Die Bedeutung der einzelnen Präsente ist heute unklar, einige Begriffe können auch anders interpretiert werden. So waren anstelle der vier Kanarienvögel, „four calling birds“, ursprünglich „four collie birds“ beschrieben, womit kohlschwarze Amseln gemeint waren. In einer umstrittenen Deutung werden überdies religiöse Bezüge zu den Zahlen der Präsente hergestellt. Zahlreiche Künstler haben The Twelve Days of Christmas aufgenommen, unter ihnen auch Bing Crosby & The Andrews Sisters, Glenn Miller, Kenny Rogers und Frank Sinatra.
Die zwölf Tage nach Weihnachten, die Rauhnächte, sind die geheimnisvollsten Tage im ganzen Jahr. Im europäischen Brauchtum, das hier auf vorchristlichen Aberglauben trifft, kommt diesen zwölf Tagen und Nächten nach Weihnachten bis zum 6. Januar eine besondere Bedeutung zu. So sollen etwa nach altem Volksglauben diese Tage und Nächte besonders geeignet sein, um Orakel zu befragen, was wohl auch beim Bleigießen in der Silvesternacht gepflegt wird. An diesen Tagen sollte möglichst auch nicht gearbeitet sondern gefeiert werden.
Der Begriff „Rauhnächte“ kommt wohl vom Ausräuchern der Räume und Ställe mit Weihrauch, um Dämonen zu vertreiben. Ein weitverbreiteter Volksglaube besagt zudem, dass man an diesen Tagen keine Wäsche waschen und zum Trocknen aufhängen soll, da diese von wilden Reitern gestohlen würde, um sie später als Leichentuch zu nutzen.
Karola Hoffmann