Briefmarke des Monats Oktober: Organische Kunst von drei Frauen
Unter organischem Design versteht man einen künstlerischen Stil, der sich an Formen der Natur orientiert. Kennzeichnend sind dynamische Rundungen und kraftvolle Wölbungen. Organisches Design steht im Gegensatz zu geometrischen Formen und sachlichen Stilrichtungen. Zur Veranschaulichung sei auf zwei große Meister verwiesen: Franz Marcs berühmtes Ölgemälde „Die großen blauen Pferde“ aus dem Jahr 1911 zeigt organische Körper, während Paul Klees 1929 entstandenes Werk „Feuer am Abend“ streng geometrisch aufgebaut ist.
Im Mai befasste sich auch die färöische Postverwaltung mit organischer Kunst und verausgabte sechs entsprechende Postwertzeichen (MiNr. 1044-1049). Die drei Künstlerinnen Astrid Andreasen, Jórunn Dánialsdóttir Poulsen und Tita Vinther gestalteten jeweils zwei Markenmotive. Jede der Frauen kreierte durch eigene Technik und mit durchdachter Materialauswahl warme Bilder, die mit der färöischen Natur korrespondieren. In diesen Werken ist die Natur selbst ein Teil des Ausgangsmaterials: Blumen, Wolle und Tang kann man fühlen und riechen. Das Weiche und das Glatte, sowie das Robuste und das Raue, wirken auf die Betrachter ein.
Enge Verbindung zur Umwelt
Astrid Andreasen begann ihrer Arbeit als wissenschaftliche Künstlerin und hatte immer eine sehr enge Verbindung zu ihrer Umwelt mit einem besonderen Augenmerk für Details. Ihr Schaffen hat einen gesellschaftlichen Aspekt und thematisiert die Arbeit auf dem Meer, an Land und mit Menschen. So bildet ihr Werk, eine Huldigung und Anerkennung der mühevollen Plackerei, der Ausdauer und Zähigkeit, mit der die Färinger auf See und in den Bergen ihr Leben gestalten.
Jórunn Dánialsdóttir Poulsen hat sich ständig verändert und weiterentwickelt, von Patchwork und genähten Bildern wechselte sie über Kunsthandwerk zu Stickerei und zum Recycling. Die abgebildeten Werke sind ein gesticktes Bild mit roten Blumen und tiefgrünen Stängeln sowie ein genähtes Bild mit hellroten Blüten auf gelben Stielen. Kräftige Rottöne und Tiefgrün auf dem einen, ein dramatischer Farbtraum und Wärme auf dem anderen.
Menschenhaar als Element einer Botschaft
Die 2019 verstorbene Tita Vinther wurde 2005 mit dem färöischen Kulturpreis ausgezeichnet. Sie war eine Vorreiterin, sowohl ihre Materialwahl als auch ihre Motive sind bahnbrechend. Bekannt wurde sie durch die Kombination von menschlichem und tierischem Haar mit Wolle. Einige stutzten über das Menschenhaar in ihren Werken. Doch das Material diente als Element einer Botschaft: der Mensch in ihrem Werk ist Teil eines größeren Ganzen. Ihre beiden Werke, deren Titel übersetzt Wurzeln und Seeanemonen heißen, offenbaren etwas, das normalerweise verborgen bleibt, auf dem Meeresboden oder unter der Erde. Die Skulpturen erinnern daran, dass auch Organismen, die wir nicht sehen, eine Rolle in unserem Leben spielen. Diese Serie mit nicht alltäglichen Markenmotiven sind unsere Briefmarken des Monats Oktober.
Serie im gedruckten BMS
Die „Briefmarke des Monats“ ist eine Beitragsreihe in der Printausgabe des BRIEFMARKEN SPIEGEL, die wir auch online präsentieren. Jeden Monat stellen wir eine neue Briefmarke oder einen neuen Block vor. Die aktuelle Neuausgabe wurde in der Ausgabe 10/2022 vorgestellt, die seit 30. September 2022 im Handel erworben werden kann. Abonnenten erhalten das aktuelle Heft immer ein paar Tage vor dem Erstverkaufstag direkt in den Briefkasten und sparen dabei noch Geld.
Alpenländer 2024 (E 1)
ISBN: 978-3-95402-471-1
Preis: 74,00 €
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