Faszination Valentinsbriefe

Faszination Valentinsbriefe

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Frankreichs Erstausgabe: mit Sonderstempel vom 14. Februar 1985 aus St. Valentin; Ersttagsblatt La Poste, Peynet-Signatur.

Zu den zeitlos begehrten Belegen der klassischen Philatelie zĂ€hlen die sogenannten „Valentinsbriefe“ – liebevoll beschriftete dekorierte UmschlĂ€ge, mit geprĂ€gten, gedruckten oder von Hand ergĂ€nzten Ornamenten und Verzierungen. Um tatsĂ€chlich der Bedeutung zu entsprechen, sollten sie im Monat Februar verschickt worden sein, optimal zum Valentinstag, dem 14. Februar. Zuweilen wird die Bezeichnung aber auch ganz allgemein fĂŒr Zierbriefe verwendet.

Einige solcher Sammlungszierden waren auch in der Erivan-Kollektion mit Postgeschichte der Vereinigten Staaten und USA-Philatelie enthalten, die in den vergangenen Jahren beim amerikanischen Auktionshaus H.R. Harmer unter den Hammer kam.

FrĂŒhestes Exemplar

An eine Miss Celia Stow richtete sich das frĂŒheste Exemplar eines Valentinsbriefs im ersten Teil ex Erivan im Juni 2019, ein damals 175 Jahre alter Beleg ohne Ă€ußere Verzierung. Er besteht aus einem Schreiben zum Valentine’s Day, datiert „Feb 14, 1844“, das zu einem Umschlag gefaltet wurde. Die Frankatur bildet eine geschnittene Carrier-Marke der United States City, Despatch Post, New York City im Doppeldruck. Das seit 1842 verwendete Motiv mit dem ersten US-PrĂ€sidenten George Washington zu 3 Cent war das erste Postwertzeichen auf dem amerikanischen Kontinent. Hier erfolgte ein zweifacher Stichtiefdruck auf blaugrĂŒnem Papier, einmal um 1,5 Millimeter nach unten versetzt. Zur Entwertung diente ein roter Rahmenstempel „U.S.“, rechts aufgesetzt ein Einkreisstempel „City Despatch Post U.S. Feb 19“ in Rot. Nur etwa fĂŒnf bis sechs Doppeldrucke sollen bekannt sein (Startpreis: 500, Zuschlag: 3750 Dollar).

In der zweiten Erivan-Sitzung standen neben anderen Perioden die handgeschnitzten Motivstempel des Postmeisters von Waterbury, Connecticut im Fokus. Eines der attraktivsten ValentinsstĂŒcke wurde zuletzt im MĂ€rz 1970 aus der Versteigerung der legendĂ€ren Kollektion von Dr. Glenn Jackson bei Robert A. Siegel (Auktion 369) gehandelt. Es trĂ€gt auf der ultramarinblauen 1-Cent-Ausgabe 1873 einen perfekten Abschlag des „Herz mit Pfeil nach links unten“ (Heart With Arrow Pointing Down to Left, Type 1; Rohloff J-3). Daneben klar auf den reich verziert geprĂ€gten Umschlag an Miss Mary Chase gesetzt der Tagesstempel von „Waterbury CT. Feb 14“. Die Seltenheits-Klassifizierung nach Rohloff lautet „RRRR“, wobei nicht mehr als fĂŒnf Exemplare bekannt sein sollen. Mit 1500 Dollar ausgerufen, erzielte das edle StĂŒck letztlich 9000 Dollar plus Aufgeld.

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Perfekte Einheit: Waterbury-Stempel Herz mit Pfeil auf geprÀgtem Zierumschlag vom 14. Februar.

Überformat mit Erstausgabe

Aus Teil 3 der Erivan-Auktionen vom August 2020 stach ein ungemein detailliert mit Zierrahmen bedruckter Briefumschlag im Überformat hervor. Als Frankierung war in der linken oberen Ecke eine rotbraune 5 Cent der Erstausgabe des U.S. Postal Service mit Benjamin Franklin von 1847 aufgeklebt. Als Entwertung erhielt sie einen roten quadratischen Roststempel, den Tagesstempel New York vom 15. Februar rechts neben der Adresse an Miss Mary Smith in Williamsburg, darĂŒber den roten Einzeiler „PAID“ (bezahlt; Ausruf: 750, Zuschlag: 2300 Dollar).

Zwei philatelistisch interessante Valentinsbriefe brachte Teil 4 der Erivan-Auktionen USA im Dezember 2020. Hier begegnen wir einem spĂ€ten Druck der City Des­patch Post, New York, zu zwei Cent von stark abgenutzter Platte und Aufdruck „C C“ als Lokalmarke auf gelbocker Glanzpapier. Es scheint sich um die frĂŒhere Scott-Nr. 40L7 (Black on Yellow) zu handeln, die mit der 40L8 (Black on Buff) zusammengelegt wurde, da sie eine Variante der Ausgabe darstellen soll. Vier echte vollstĂ€ndige Briefe werden derzeit anerkannt. Der unten abgebildete ließ sich seit Graf Philipp von Ferrary in der Gilbert-Auktion 7 von 1923 nachweisen und kam Jahrzehnte spĂ€ter in einer privaten Transaktion ĂŒber John R. Boker Jr. zu seinem Sammlerfreund Erivan Haub. Die Markenentwertung besteht aus zahlreichen handschriftlichen Schnörkeln, ergĂ€nzt mit „Paid“ und „2c“. Rechts neben die Adresse nach Pomfret, Connecticut, wurde ein schwarzer Einkreisstempel „NEW YORK 5cts. FEB 14“ abgeschlagen (3750 nach Ausruf zu 2500 Dollar).

Teuerster Valentinsbrief der bisherigen Erivan-Sitzungen wurde im Dezember 2020 eine rund 160 Jahre alte Verwendung der provisorischen Postmeistermarke 1861 von Rheatown, Tennessee. Zur Kriegszeit der Konföderierten Staaten beförderte sie einen kleinen geprĂ€gten Umschlag an Miss Elizabeth Devarett in Broylesville. Die rot gedruckte „Paid 5“ Cent MiNr. 1, breit geschnitten von Feld 3 (Scott 69X1), wurde mit zwei Federstrichen entwertet, dazu als einzige von sechs bekannten Frankaturen zusĂ€tzlich links oben ĂŒbergehend mit rotem Einkreiser „RHEATOWN TEN FEB 8“. Schon beim Verkauf der legendĂ€ren Kollektion von Alfred H. Caspary (H.R. Harmer Sale 991, 1956) wurde die außergewöhnliche Schönheit und Bedeutung des Briefs betont. Der jĂŒngste Auktionspreis wurde von 10000 bis auf 37 500 Dollar getrieben.

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Sogar der Modeschöpfer Karl Lagerfeld hat zwei Herz-Motive und diesen FDC aus 2004 fĂŒr Chanel gestaltet.

In jeder Preislage

5000 britische Pfund erwarten Doreen Royan & Associates fĂŒr einen zarten geprĂ€gten Zierbrief, der vor 180 Jahren mit einer geschnittenen rotbraunen Queen Victoria zu One Penny auf blĂ€ulichem Papier nach Hamburg verschickt werden sollte. Doch das ungenĂŒgende Porto beanstandete das Londoner AuslandspostbĂŒro, stempelte in Rot auf die Vorderseite „Returned for Postage“ und schickte den Brief zurĂŒck. Auf der RĂŒckseite erhielt er die Datierung „19.7.42 Hertford“ und einen roten Ovalstempel, der die Retournierung zusĂ€tzlich vermerkte. Offenbar verzichtete der Absender darauf, den Brief mit ergĂ€nzter Frankatur erneut auf die Reise zu schicken, und schuf durch seine Sparsamkeit ein kostbares Unikat.

So bezaubernd solche Exemplare wirken, so eindrucksvoll ihre Preise auch sein mögen – das sollte weniger betuchte Sammler mit Liebe fĂŒr die Philatelie nicht davon abhalten, nach anderen StĂŒcken Ausschau zu halten, die zur Dokumentation des außergewöhnlichen Festtages infrage kommen. TatsĂ€chlich erscheinen britische Valentinsbriefe selbst aus den 1840er- bis 1880er-Jahren vergleichsweise hĂ€ufig im Marktgeschehen und sind teils noch fĂŒr zweistellige bis zu niedrigen dreistelligen BetrĂ€gen zu haben. Nicht verzierte Belege, die an einem beliebigen 14. Februar abgestempelt wurden, werden in der Regel wenig beachtet und ohne AufschlĂ€ge gehandelt.

Modernes Trendgebiet

DarĂŒber hinaus bieten sich viele jĂŒngere Ausgaben zum Sammeln an, die von Postunternehmen in den vergangenen Jahrzehnten rund um den Globus aufgelegt wurden, um Festtagspost und GrĂŒĂŸe mit Liebe zu frankieren.

Einen Anfang machte der US Postal Service. Die American Phil­atelic Society berichtete dazu: „Die Liebe mag ein universelles Thema sein, aber die erste US-Briefmarke, die man dieser grundlegenden menschlichen Emotion widmete, erschien erst im Januar 1973.“ Die farbenfrohe Grußmarke vom 26. Januar eröffnete den Jahrgang zu acht Cent (MiNr. 1091) und erreichte eine Auflage von mehr als 320 Millionen! Das Design basierte auf der berĂŒhmten Skulptur „LOVE“ von Robert Indiana (1928 – 2018) und gilt als eines der bekanntesten Werke der Pop Art. Der KĂŒnstler hatte ĂŒber Jahrzehnte mit diesem Konzept gespielt, das auf den vier Buchstaben basiert, und es in verschiedenen Formen und Formaten bis zu monumentalen Plastiken variiert. 1958 verwendete er den Entwurf erstmals fĂŒr eine Serie von Gedichten mit der Ikonografie eines gestapelten LO und VE im Quadrat. Als Indiana beauftragt wurde, eine Weihnachtskarte fĂŒr das Museum of Modern Art in New York zu entwerfen, malte er drei Bilder mit dem Wort LOVE in Rot, Blau und GrĂŒn, erstmals 1965 gedruckt. Die erste LOVE-Skulptur wurde 1966 aus einem einzigen Block unpolierten Aluminiums geschnitzt. Im Laufe der Jahre entstanden zahlreiche Editionen der Skulptur in diversen Farbkombinationen und Sprachen. Das Motiv erschien auf unzĂ€hligen Postern, Pins, Tassen und Shirts, Briefbeschwerern und vielen anderen Sammelobjekten. Die US-Briefmarke ist bis heute fĂŒr ein paar Cent zu haben, das offizielle Ersttagsblatt fĂŒr wenige Dollar oder Euro.

Zum Selbermachen

Im Auktions-Spiegel BMS 2/2021 haben wir einige liebevolle Beispiele vorgestellt. Darunter einen Fehldruck der ersten französischen Sonderausgabe zum Valentinstag vom 14. Februar 1985, MiNr. 2483, mit dem Bild eines Liebespaares des KĂŒnstlers Raymond Peynet (1908 – 1999), aber ohne die Wertziffern. Abgesehen von solchen RaritĂ€ten zu teils vierstelligen Preisen, kostspieligen Varianten oder Sonderformen sind die meisten der bunten modernen Valentinsemissionen fĂŒr wenig Geld zu haben. Man kann sich aber auch eine persönliche Kleinauflage nach eigener Gestaltung als individuell personalisiertes Postwertzeichen produzieren lassen, wie inzwischen bei vielen Postunternehmen möglich.

So kann man einfach einmal eine der Grußbriefmarken oder einen Block mit einigen freundlichen Zeilen an liebenswerte Menschen versenden. Noch ist Zeit dafĂŒr!

Text: Michael Burzan


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Authored by: BMS-Redaktion

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