Umzug der Pharaonen
Am 3. April fand in Kairo eine Prozession nach altägyptischem Vorbild statt. Anlass dafür war der Umzug der 22 Mumien aus dem Ägyptischen Museum am Tahrir-Platz in das neue Museum für Ägyptische Zivilisation (NMEC). Dekorierte Spezialwagen, die die Mumien transportierten und eigens mit Klimaanlagen ausgerüstet waren, fuhren durch die Straßen Kairos. „Die goldene Parade des Pharaos“ war unterwegs. Alles lässt sich auch philatelistisch belegen, denn eine umfangreiche Briefmarkenausgabe würdigt das Ereignis.
Der Block zeigt die Spezialfahrzeuge, die die Mumien beförderten. Gestaltet waren die Mobile mit altägyptischen Motiven. Der Zusammendruck präsentiert einen goldenen Skarabäus, das Symbol der altägyptischen Pharaonen.
Die interessanteste Ausgabe ist jedoch der Kleinbogen mit 22 Briefmarken, auf denen die 18 Pharaonen und die vier Königinnen, die überführt wurden, abgebildet sind. Dabei hat man auf Skulpturen und Reliefs der Kunst des Neuen Reiches zurückgegriffen, denn alle Herrscher entstammen der 17. bis 20. Dynastie.
Von Bedeutung
Natürlich sind nicht alle Pharaonen von gleicher historischer Bedeutung. Während die bedeutendsten, wie Ramses II. auf zahlreichen Briefmarken Ägyptens dargestellt wurden (MiNr. Ägypten 517, 730, 773, 1773, Block 75, 2490, 2509), gibt es von anderen keine zweite Briefmarke wie von Ramses V., Ramses VI. oder Ramses IX.
Ramses II., der von 1290 bis 1224 v. Chr. herrschte, trat als bedeutender Baumeister und Feldherr in Erscheinung (13. Briefmarke). Das Bauwerk, das ihn bis heute bekannt macht und in dem er sich in riesigen Statuen verewigt hat, ist sicherlich der Felsentempel von Abu Simbel.
Unter den Mumien befinden sich auch vier Frauenmumien. Nefertari (6. Briefmarke) war die Hauptfrau von Ramses II.. Ihr Grab im Tal der Königinnen in der ehemaligen Hauptstadt Theben gehört zu den Gräbern mit den schönsten Wandmalereien. Auch sie wurde schon mehrfach auf Briefmarken geehrt (MiNr. 726, 874, 906, 1924).
Nefartari war aber nicht die einzige Frau unter den Mumien. Besonders interessant ist die Geschichte der Hatschepsud (1490–1468 v. Chr.), die als Pharao herrschte und da die Herrschaft immer einem Mann vorbehalten war, als Mann gekleidet und dargestellt (1. Briefmarke, MiNr. 1792) wurde. Offiziell galt zwar ihr Stiefsohn Thutmosis III. (1490–1436, 11. Briefmarke, 11., MiNr. 1793, 2469, 2507) als Pharao, aber bei Herrschaftsantritt war er noch ein Kind und so übte seine Stiefmutter Hatschepsud als Witwe des Pharao Thutmosis II. (1493–1490, 2. Briefmarke, MiNr. 1907) die Regierungsgeschäfte aus.
Bekannte Skulptur
Auf Thutmosis III. folgten Amenophis II. (1438–1412, 10. Briefmarke), Thustmosis IV. (1412–1402, 9. Briefmarke, MiNr. 1945) und Amenophis III. (1402–1364, 8. Briefmarke, MiNr. 1791, 1906). Tiye (1398–1338, 15, Briefmarke, MiNr. 1910) war die Frau von Amonphis III. Die bekannte Skulptur, die auf der Briefmarke abgebildet wurde, befindet sich heute in Berlin. Nach Amenophis III. regierte Amenophis IV., der als Echnaton bekannt wurde und wegen der sakralen Neuorientierung später verdammt wurde. Nur Meritamon (4. Briefmarke, MiNr. 2085), die Gattin von Pharao Semenchkare (1347) vertritt unter den Mumien die Zeit von Tell Amarna, wo die sogenannten „Ketzerpharaonen“ regierten.
Die letzten Herrscher gehörten alle der 18. Dynastie an, die von Amenophis I. (1527–1507, 5. Briefmarke) begründet wurde und dann von Thutmosis I. (1506–1494, 3. Briefmarke) fortgeführt wurde.
Die älteste Mumie ist die von Seqeneure aus der 17. Dynastie. Er war König von Theben, denn erst unter seinen Nachfolgern wurde Ägypten wieder unter einer Herrschaft vereint.
Die 19. Dynastie war die Zeit der Ramseiden. Denn mehrere Pharaonen dieser Dynastie trugen den Namen, doch keiner ragte an die Bedeutung von Ramses II. heran. Vor ihm regierte Sethos I. (1304–1290, 14. Briefmarke, MiNr. 1131), und nach ihm folgten Merenptah, Sethos II. und Siptha. Die 20. Dynastie beginnt mit Ramses III. (1184–1153, 21. Marke, MiNr. 904, 1939) und endet mit Ramses XI.. Unter diesen Herrschern verliert das Neue Reich Ägyptens immer mehr an Macht.
Die Könige des Neuen Reiches wurden in einem aufwendigen Verfahren mumifiziert und dann in ihrer Grabkammer im Tal der Könige bei Theben beigesetzt. Da Grabräuber sich schon früh der beigegebenen Schätze bedienten, brachten die Priester die Mumien noch zur Zeit der Pharaonen in eine Höhle oberhalb des Tempel der Hatschepsud in Deir el-Bahari. Hier fand man mit Hilfe von Grabräubern in einem Depot 45 Mumien, die heute meist im neuen Museum sind.
Literaturverzeichnis: Karlheinz Schüssler, Kleine Geschichte der ägyptischen Kunst, Köln 1988 | Karlheinz Schüssler, Von Theben bis Luxor, Köln 1995
Dietrich Ecklebe