Traum vom Fliegen: Luftballons und Zeppeline stellen interessante Sammelgebiete dar
Münzensammler sind gut beraten, wenn sie sich auf Motive wie Stadtansichten, Kostüme oder Wappen, vielleicht auch auf die Gepräge eines bestimmten Landes, einer Stadt oder auch ihrer eigenen Region konzentrieren. Sie sind in der Regel überschaubar, und man kann bei ihnen numismatisch in die Tiefe gehen. Als im ausgehenden 18. Jahrhundert unter dem Jubel tausender Schaulustiger die ersten mit Gas gefüllten Ballons in die Lüfte stiegen, verkündete man diese Sensationen nicht nur in den Zeitungen und auf Flugblättern, sondern auch auf Medaillen, merkwürdigerweise aber nicht auf Gedenkmünzen. Medaillen mit Ballons und anderen Luftfahrzeugen werden regelmäßig im Handel angeboten und sind auch auf Münzmessen vertreten. Über sie gibt es umfangreiche Katalogliteratur, die Sammlern und solchen, die es werden wollen, hilfreich zur Seite steht.
Der Traum vom Fliegen hat die Menschheit schon immer bewegt. Was wurde nicht alles versucht, um die dritte Dimension zu erobern und sich wie die Vögel in die Luft zu erheben? Wir kennen die Konstruktionszeichnungen, die Leonardo da Vinci für seine Flugapparate gefertigt hat, und wir wissen auch von den Gleitflugversuchen, bei denen sich Otto Lilienthal in die Lüfte erhob und die ihn das Leben kosteten. Glücklich verliefen Flüge ab 1783 mit Hilfe von Heißluftballons mit daran hängenden Gondeln, mit denen sich die Brüder Montgolfier vor den Augen des französischen Königs Ludwig XVI. und seines Hofes in die Lüfte erhoben. Schnell ging die Kunde von den Flügen mit der Montgolfière, wie man den Ballon bald nannte, durch Europa. Weitere Flugpioniere schlossen sich an, so ein gewisser Charles mit seiner mit Wasserstoff gefüllten Charlière. Der erste bemannte Freiballonaufstieg in Berlin fand 1788 statt. Vor den Augen des atemlosen Publikums stieg der Franzose Nicolas François Blanchard mit seinem „Luftball“ über dem Exerzierplatz im Tiergarten fast 2000 Meter in die Höhe. Drei Jahre zuvor hatte Blanchard als erster Mensch fliegend den Ärmelkanal zwischen Frankreich und England überquert.
Neue Einsatzgebiete
Später träumte man in Frankreich von der Invasion der uneinnehmbaren britischen Insel mit Hilfe einer aus Ballons gebildeten Luftflotte. Bei der Belagerung von Paris im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 wurden Flugapparate eingesetzt, um die feindlichen Stellungen zu erkunden und zu beschießen. Überhaupt hatte die Luftfahrt ähnlich wie die Unterwasserfahrt stets eine militärpolitische Komponente. Im Ersten Weltkrieg wurden bereits die ersten Flugzeuge als Aufklärer, Jagdflugzeug oder zum Bombardieren eingesetzt.
Medaillen zu den spektakulären Aufstiegen von Ballonfahrern zeigen Porträts der Luftfahrtpioniere und die mit Gas gefüllten Luftschiffe. Zu den bekanntesten Gedenkmünzen des 20. Jahrhunderts gehören das Drei- und das Fünfmarkstück von 1930, mit denen der fast 50 000 Kilometer lange Weltflug des 1927/28 gebauten „Graf Zeppelin“ gefeiert wurde. Dass die Silbermünzen in Stückzahlen zu einer Million beziehungsweise 400 000 Exemplaren hergestellt wurden, hat mit dem großen nationalen und internationalen Interesse an dem Spektakel zu tun, mit dem das Deutsche Reich nach dem Ersten Weltkrieg sein Image aufpolierte. Das zigarrenförmige Luftschiff war unter Führung von Hugo Eckener am 15. August 1929 mit 61 Personen an Bord in Friedrichshafen am Bodensee gestartet und fuhr über Deutschland, Russland und Japan in Richtung USA, um am 4. September 1929 unter dem Jubel zahlreicher Schaulustiger sicher wieder in Friedrichshafen zu landen.
Silberne Zigarre
Die volkstümlich „silberne Zigarren“ genannten Zeppeline waren mit Wasserstoff oder Helium gefüllt und damit leichter als Luft. Namensgeber und Konstrukteur war der pensionierte Offizier Graf Ferdinand von Zeppelin. Der erste Flug mit der zylinderförmigen LZ 1 fand im Jahre 1900 statt. Eine Nationalspende von sechs Millionen Mark ermöglichte 1908 den Bau der Luftschiff-Bau GmbH in Friedrichshafen am Bodensee und damit einen beachtlichen Aufschwung dieses Industriezweiges. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden vom Deutschen Reich aus regelmäßige Linienflüge unter anderem nach Nord- und Südamerika eingerichtet. Nachdem 1937 beim Landeanflug in Lakehurst (USA) ein Zeppelin, die LZ Hindenburg, brennend abgestürzt war und es viele Tote gab, wurden diese Flüge als zu gefährlich eingestellt.
Helmut Caspar
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