Vor 50 Jahren starb Jimi Hendrix
Diesen Sommer ist für viele Menschen Urlaub im eigenen Land angesagt. Wie wäre es mit einer Reise auf die Ostseeinsel Fehmarn? Am Leuchtturm Flügge kann der Besucher einen 1997 aufgestellten Granitfindling mit eingemeißelter E-Gitarre bewundern: Der Gedenkstein erinnert daran, dass Jimi Hendrix Anfang September 1970 hier auf dem „Love-and-Peace-Festival“ sein letztes Konzert spielte. Nur wenige Tage später, am 18. September, starb der Musiker in London im Alter von 27 Jahren.
Jung, genial und exzessiv war Hendrix schon zu Lebzeiten eine Kultfigur, durch seinen frühen Tod wurde er zum Mythos.
Der am 27. November 1942 in Seattle im Westen der USA geborene James Marshall „Jimi“ Hendrix hatte afroamerikanische und indianische Wurzeln. Seine Kindheit war durch chaotische Familienverhältnisse und Gewalt geprägt. Der junge E-Gitarrist tourte als Begleitmusiker einer Vielzahl von Bands durch die amerikanische Provinz, spielte mit Sam Cooke und Little Richard. 1964 zog Hendrix nach New York und hatte erstmals eine eigene Band.
Durchbruch in England
Im September 1966 gründete Hendrix in London mit Mitch Mitchell und Noel Redding die Band „The Jimi Hendrix Experience“, bei der Hendrix außer Gitarrist auch Sänger war. „Hey Joe“ wurde zum ersten Hit der Gruppe. 1967 erschien zunächst in Großbritannien das Debütalbum „Are You Experienced?“, dann kam der Durchbruch in den USA auf dem kalifornischen Monterey Festival. Die Band pendelte zwischen England und den USA, zwischen ausgedehnten Tourneen, Live-Gigs und Studioarbeit. Das zweite Album, „Electric Ladyland“, Ende 1968 erschienen, gilt als eines der herausragendsten Werke der psychedelischen und elektrischen Rockmusik und enthält die bekannteste Coverversion von Bob Dylans „All Along the Watchtower“.
Im August 1969 trat Hendrix mit einer neuen Formation auf dem später legendären Woodstock-Musikfestival als letzte Band auf. Seine verfremdete Interpretation der amerikanischen Nationalhymne wurde weltberühmt. Hendrix traktierte den Vibratohebel seiner Stratocaster-Gitarre; die Zuhörer glaubten, Gewehrsalven und Fliegerangriffe zu hören, was als Statement gegen den Vietnamkrieg interpretiert wurde. Der Musiker arbeitete auch sonst gerne mit Rückkoppelungen und Effektgeräten. Mit diesen experimentellen und innovativen Elementen revolutionierte er die Rockmusik.
Exzessive Bühnenshow
Liveauftritte von Hendrix waren mit eindrücklichen Showdarbietungen verbunden. Er spielte seine Gitarre mit den Zähnen und der Zunge, hinter Kopf oder Rücken. Er zündete sein Instrument an oder zerschlug es auf offener Bühne. Exzess und Aggression kombinierte er mit Sex-Appeal und einem sanften Hippie-Outfit aus Rüschenhemden, bunten Uniformjacken und indianischer Kleidung.
Jimi Hendrix war eigentlich ein nachdenklicher und sensibler Mann, dem der frühe und schnelle Ruhm Probleme machte. Der Musiker ließ sich von Plattenfirmen mit Knebelverträgen ausnehmen, war launisch, chaotisch und rastlos, ein Getriebener, der durch Dauertourneen und Drogen- und Alkoholmissbrauch körperlich und psychisch immer labiler wurde und sich damit schließlich selbst zerstörte.
Nicht nur auf Fehmarn gibt es einen Hendrix-Ort, sondern auch in der britischen Hauptstadt. Wer wissen will, wie Hendrix in London lebte, dem sei das „Handel & Hendrix“ empfohlen, ein kleines Museum, in dem Hendrix’ Apartment aus den Jahren 1968/69 rekonstruiert wurde. Es liegt direkt neben dem Haus des Barockkomponisten Georg Friedrich Händel (1685–1759): Die beiden Musikgenies sind also Nachbarn gewesen. Frauke Klinge