Eng verwoben mit Schweden und Russland
Ein Werk für Genießer steht im Bücherbord, ein Buch, das man immer wieder hervorzieht und das man nicht so schnell wieder aus der Hand legt. Natürlich ist, wer die nordischen Staaten schätzt, klar im Vorteil gegenüber den Liebhabern anderer Gebiete. Doch werden auch Freunde der anderen Gegenden Europas schnell feststellen, welch einen Schatz uns Dr. Wolf Hess mit seiner Studie beschert hat, denn viele Anregungen und Gedanken lassen sich mühelos auf andere Sammelgebiete übertragen. Dass die finnische Postgeschichte vor 1875 auch in das Geschehen in anderen Ländern hineinragt, wird nicht nur mit dem Blick auf Russland mehr als einmal deutlich.
Natürlich hingen die Entwicklungen in Finnland stark mit der Postgeschichte Schwedens und Russlands zusammen. In die Zeit der schwedischen Herrschaft fiel der Beginn des Postverkehrs in Finnland, 1638, kurz nachdem Reichskanzler Axel Oxenstierna 1636 den Postverkehr in Schweden begründet hatte. Das Briefmarkenzeitalter begann in Finnland während der Jahre als autonomes Großfürstentum innerhalb des Russischen Zarenreichs. Anders als das Königreich Polen, auch als Kongresspolen bekannt, konnte Finnland weitgehend seine Selbstständigkeit wahren und gab bis zur Unabhängigkeit, 1917, eigene Briefmarken und Ganzsachen aus. Doch auch Frankreich und Großbritannien spielen in die finnische Postgeschichte hinein, stießen ihre Truppen doch im Krimkrieg nach Finnland vor und bescherten der Philatelie Feldpostbelege. Recht intensiv fiel zudem der Postverkehr über Preußen aus.
Mit Gewinn und Genuss
Präzise und reich illustriert betrachtet Hess in seiner Publikation die finnische Postgeschichte aus den unterschiedlichen Blickwinkeln. Natürlich sehen wir in dem Band auch attraktive Briefe mit der Erstausgabe und zudem reichlich schöne Zungen nebst faszinierenden vorphilatelistischen Ganzstücken. Darüber hinaus präsentiert Hess den Lesern zahlreiche historische Dokumente, die verständlicherweise vor allem denjenigen Lesevergnügen bieten, denen das Schwedische nicht ganz unbekannt ist – Russifizierungsversuche in nennenswertem Maße musste Finnland glücklicherweise nie über sich ergehen lassen. Dass die russische Postgeschichte die finnische im 19. und frühen 20. Jahrhundert geprägt hat, zeigt Dr. Wolf Hess allein schon mit dem Zeitrahmen seiner Studie auf, denn sie endet mit dem Beitritt Russlands zum Weltpostverein. Russland gehörte bekanntlich zu dessen Gründungsmitgliedern, sodass der Vertrag ab 1. Juli 1875 auch für Finnland galt. Die Postgeschichte bis dahin ist spannend und abwechslungsreich und lädt zur weiteren Beschäftigung mit dem Sujet ein. Man liest das Buch mit reichlich Gewinn und großem Genuss.
Postal History Finland. From the early beginnings to the entry of Russia into the UPU. Von Dr. Wolf Hess. 312 Seiten, mehr als 430 Farbabbildungen, Format DIN A4, gebunden mit Festeinband. Preis: 69 Euro. Erhältlich im Phil*Creativ Verlag, Vogelsrather Weg 27, 41366 Schwalmtal, Tel. 02163 / 30777, Fax 30003, info@philcreativ.de, www.philcreativ.de.