Vereinte Feinde: Friedensnobelpreis 1994
Seit Beginn der 1990er-Jahre zeigten sich in Israel sowie dem Westjordanland und Gaza-Streifen Lichtblicke im Klima der BedrĂŒckung. Es kam es zu einem Friedensprozess zwischen dem Staat Israel und der Palastine Liberation Organization, PLO. Yassir Arafat, Jitzchak Rabin und Shimon Peres waren die Protagonisten dieser politischen Entwicklungen. Vor 25 Jahren, am 10. Dezember 1994, erhielten sie dafĂŒr den Friedensnobelpreis, jene Auszeichnung fĂŒr besondere Verdienste in der Friedensarbeit, deren erster TrĂ€ger im Dezember 1901 der Schweizer Henry Dunant, GrĂŒnder der internationalen medizinischen Hilfsorganisation des Roten Kreuzes, war.
Jahrzehntelanger Konflikt
Arafat war seit 1969 Chef der PLO. Rabin amtierte seit 1992 zum zweiten Mal als MinisterprĂ€sident der Republik Israel. Als Generalstabschef hatte er zuvor in den Kriegen zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten gekĂ€mpft, etwa im Israelischen UnabhĂ€ngigkeitskrieg von 1947 bis 1949 und im Sechstagekrieg des Juni 1967. Rabin wurde im Jahr nach der Stockholmer Auszeichnung am 4. November 1995 Opfer eines Attentats durch einen Rechtsextremisten. Peres fungierte als AuĂenminister in Rabins Kabinett und folgte ihm nach seiner Ermordung ins MinisterprĂ€sidentenamt. SpĂ€ter, zwischen 2007 und 2014, wurde er israelischer StaatsprĂ€sident.
Seit der UnabhÀngigkeitserklÀrung des Staates Israel am 14. Mai 1948 herrschte schon Gewalt und Leid. Sowohl Israel als auch die PLO erhoben Anspruch auf die Region PalÀstina mit der Stadt Jerusalem. TerroranschlÀge und die Angst davor, MilitÀr und Waffen gehörten in der Region zum Alltag. Die Menschen lebten als Feinde nebeneinander.
Meilensteine der AnnÀherung
1975 erschien in Deutschland ein Block mit den drei FriedensnobelpreistrĂ€gern Gustav Stresemann, Ludwig Quidde und Carl von Ossietzky, MiNr.: 873, Block 11. In den zwei Oslo-Abkommen vom 13. September 1993 und 24. September 1995 vereinbarten die Vertreter der Konfliktparteien, Rabin und Arafat, den Abzug der israelischen Truppen aus dem Westjordanland und dem Gaza-Streifen. AuĂerdem sollte eine palĂ€stinensische Selbstverwaltung errichtet werden. Die Abkommen wurden in Washington im Beisein des US-PrĂ€sidenten Bill Clinton unterzeichnet. Begonnen hatten die Verhandlungen jedoch in der norwegischen Hauptstadt. Am 4. Mai 1994 traf man das Gaza-Jericho-Abkommen, welches besagte, dass die Stadt Jericho und 65 Prozent des Gaza-Streifen palĂ€stinensischer Verwaltung unterstehen sollten. Es handelte sich um Meilensteine der gegenseitigen Anerkennung im Konflikt zwischen Israel und der PLO. Mit der Verleihung des Nobelpreises im Dezember 1994 zeichnete man dies in der Hoffnung auf BestĂ€ndigkeit, gelingende AusfĂŒhrung und Erweiterung der Vorhaben aus.
Die AnnĂ€herung, Kommunikation und Kooperation der mittleren 90er-Jahre zwischen dem israelischen Staat und der PLO setzten sich jedoch nicht fort. WĂ€hrend der Amtszeiten der israelischen MinisterprĂ€sidenten Benjamin Netanjahu und Ehud Barak in der zweiten HĂ€lfte des Jahrzehnts und der frĂŒher 2000er-Jahre stagnierte die Umsetzung der angebahnten MaĂnahmen. Frieden ist im Nahen Osten nicht eingekehrt.
Abbildungen: Schwaneberger Verlag, Gemeinfrei (FriedensnobelpreistrÀger aus Deutschland, Henry Dunant)