Sommer der Liebe: US-Postal Service erinnert an Woodstock
Zwischen dem 15. und 18. August 1969 besuchten etwa 400 000 Menschen das Woodstock-Festival. Sein voller Titel lautete „Woodstock Music & Art Fair presents An Aquarius Exhibition-3 Days of Peace & Music“. Es wurde unter freiem Himmel nahe der kleinen Städte Woodstock und Bethel im Bundesstaat New York veranstaltet. Insgesamt 32 Musikgruppen und Künstler traten im Lauf der vier Tage und Nächte auf.
Nicht nur erreichten ihre Performances legendären Status im Gedächtnis der Popmusik. Das Woodstock-Festival ging als bedeutendes kulturelles Ereignis in die Geschichte ein. Denn in ihm schlugen sich die Jugendbewegung, gesellschaftliche Fragen und Konflikte, weltpolitische Probleme und der Zeitgeist der späten 60er-Jahre nieder wie in keinem anderen Phänomen jener Phase.
In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre artikulierten junge Menschen hörbarer und entschiedener als jemals zuvor Kritik, Fragen, Protest und Forderungen an die gesellschaftlichen Verhältnisse. Sie äußerten eindringlich Wünsche und Sehnsüchte nach einer besseren Welt. Jugendliche und junge Erwachsene wollten sich von ihren Vorgängergenerationen abgrenzen. Zum Ausdruck kam dies in der Hippie-und der 68er- Bewegung. Erstere begann und entfaltete sich vor allem in den USA. Ihr Zentrum war das kalifornische San Francisco.
Liebe und Freiheit
Nach dem wilden Rock n‘ Roll, der neuartigen Pop- und Teenagerkultur sowie der freigeistigen Beat-Literatur der 50er-Jahre stellten die Hippies eine nächste Stufe jugendlichen Selbstbewusstseins und Aufbegehrens dar: Sie theoretisierten ausführlich und experimentierten praktisch, wie Frieden, Freiheit, Liebe und Sexualität sowie die Erweiterung des menschlichen Bewusstseins in der Gesellschaft zu verwirklichen waren. Auf der Suche nach einer alternativen Gegenkultur fragten sie, ob man nicht radikal anders und besser leben konnte als in den bisherigen Gesellschaften der Moderne mit ihren getrennten Klassen, vorbestimmten Biographien und sozialen Rollen, alltäglicher Gewalt und furchtbaren Kriegen. Starre und autoritäre Strukturen im öffentlichen und privaten Leben, zwischen Alt und Jung, in Bildungsinstitutionen, Familien und Paarbeziehungen, sollten überwunden werden. Es herrschte der Wunsch nach friedvollem und offenerem Umgang miteinander, statt in Konkurrenz und Leistungsdruck, leidenschaftsloser Langeweile, Gleichgültigkeit, Feindseligkeit und Einsamkeit zu leben. Außerdem demonstrierten die jungen Menschen in den USA gegen den zügellos tobenden Vietnamkrieg, in den vieler ihrer Altersgenossen seit Jahren ziehen mussten.
Das Woodstock-Festival ist das Ereignis, in dem all diese Faktoren zum Ausdruck kamen. Seine Bilder brannten sich in die allgemeine, weltweite Erinnerung ein: Lange Haare, Schlaghosen, Ketten und bunte T-Shirts mit dem runden Peace-Zeichen, die zum Victory-Zeichen geformten Finger und freizügige Nacktheit. Junge Menschen tanzten sowohl in der Sonne als auch im Schlamm, der zeitweise durch ein Unwetter entstanden war.
Auf der Bühne standen in Woodstock Rockstars, die all dies mit ihrem Publikum teilten. Zum Beispiel die ausladenden Darbietungen der elektrischen Blues-Bands Canned Heat und Ten Years After sowie der psychedelischen Hippie-Ikonen Jefferson Airplane wurden legendär. Joe Cockers leidenschaftliche Version des Beatles-Songs „With a little help from my friends” erlangte globale Berühmtheit. Jimi Hendrix adaptierte die amerikanische Nationalhymne „The Star-Spangled banner“ in einem E-Gitarren-Gewitter, das sowohl die Freiheit der Hippie-Zeit als auch die apokalyptische Stimmung des Vietnamkriegs vertonte.
Im Film „Woodstock-3 Days of Peace & Music“, der 1970 erschien, wurde das Woodstock-Festival dokumentiert. Dies trug dazu bei, dass auch folgende Generationen bis heute von der Musik und Atmosphäre des Events fasziniert sind und ein regelrechter Woodstock-Mythos entstand.
Am 8. August 2019 und zum Jubiläum erinnert der United States Postal Service mit einer Briefmarke an das Woodstock-Festival. Sie wurde von Antonio Alcalá entworfen.