Musik und Poesie: Robert Schumann
Seine Kompositionen für Klavier und seine Lieder, die Kammermusiken und die Chor- und Orchesterwerke: Die Musik Robert Schumanns ist von einer großen poetischen Ausdruckslust. Einer entschiedenen Gefühlsbetontheit und Bereitschaft gar zur – so der Titel einer seiner berühmtesten Arbeiten – „Träumerei“. Mehr als um dramatische Ereignisse, um großes musikalisches Auf und Ab, geht es bei ihm um subjektives Geschehen und Empfinden. Um bewegte Innerlichkeit angesichts einer Welt, die eher befremdet und Anlass zur Melancholie und sehnsüchtigem Schwelgen gibt.
Typisch „romantische“ Eigenschaften sind das. Sie passen durchaus zu Robert Schumann (8. Juni 1810 – 29. Juli 1856) und zu seinem Werdegang: Der Zwickauer lebte ein Künstlerleben zwischen hingebungsvollem Schaffen und bürgerlichen Zwängen. Und unter dem Schatten wiederholt auftretender psychischer Erkrankung. Mit seinem Tod, dem ein Aufenthalt in einer Klinik für seelische Leiden voranging, fand sein Dasein heute vor 160 Jahren ein frühes und trauriges Ende.
Ein Haus voller Bücher
Was Kindheit und Aufwachsen betrifft, war alles ganz günstig: Schumanns Vater, ein Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer, und die Familie nagten nicht am Hungertuch. Und im Haus herrschte große Begeisterung für Literatur und Musik. Der sensible Robert dichtete selbst, entwarf Konzepte für eigene Dramen.
Seine innige Beziehung zur Literatur war auch einer der Gründe dafür, dass sich der Komponist Schumann noch später oft von literarischen Kunstwerken inspirieren ließ. Dann bezog er sich in seinem kreativen Prozess und mit seinen Werken auf Gedichte und Dramen. Zum Beispiel komponierte er zu Texten von Heinrich Heine und Joseph von Eichendorff. Zwischen 1834 und- 44 gab Schumann zudem seinerseits eine Zeitschrift, die „Neue Zeitschrift für Musik“, heraus. Und er schrieb als Musikkritiker auch selber für das Blatt. Fast alle seine Geschwister traten übrigens als Erwachsene in die Fußstapfen ihres Vaters und gingen in das Buch- und Verlagswesen.
Als Junge konnte Schumann auf jeden Fall Klavier spielen und lesen so viel er wollte. Was er auch reichlich tat. Nach dem Gymnasium jedoch riet ihm seine jüngst verwitwete Mutter vehement zu einer Juristenlaufbahn.
Schwierige Entscheidung
Er schrieb sich erst einmal in Leipzig für das Fach ein. Großes Interesse hatte er allerdings nicht daran, und Freude machte es ihm schon gar nicht. Mit Kopf und Herz war er woanders: Schumann besuchte Konzerte und arbeitete selbstständig an seinem Klavierspiel und Theoriewissen. Bisher verlief seine musikalische Entwicklung immer weitgehend in Eigenregie. Es brauchte ein paar Jahre und einige Zweifel und Zukunftssorgen, bis er sich zu einer Entscheidung durchringen konnte. Und als sich Schumann zu seiner Absicht Musiker zu werden bekannte, war es eine große Befreiung. Dabei half auch, dass er einen guten Lehrer fand. Der Pianist Friedrich Wieck wollte ihn in den kommenden Jahren unterrichten.
Mehr Komponist als Pianist
Wieck hatte übrigens auch eine nette Tochter: Clara war ihrerseits früh eine erfolgreiche und bekannte Pianistin. Sie und Schumann heirateten im Sommer 1840. Die beiden blieben stets zusammen und hatten acht Kinder. Auch letzteres hatte natürlich Anteil daran, dass Clara Schumann zu ihrer erheblichen Frustration nicht so viel auftreten konnte, wie sie es gerne gewollt hätte.
Noch gar nicht lange unter Wiecks Fittichen, litt Schumann eine Zeit lang an Lähmungserscheinungen in Fingern und Hand. Womöglich kam das von seinem zeitweise übereifrigen Üben. Seinen hohen Ambitionen ein auf höchstem Level virtuoser Instrumentalist zu werden stand derartiges natürlich entgegen. Es war aber nicht so katastrophal: Denn Schumann spürte, dass er sowieso vor allem komponieren und kreativ sein wollte. Die künstlerische Eingebung und das Neue faszinierten ihn vielleicht noch mehr als die Vertiefung im Spiel. Mit der Zeit dirigierte er zudem immer öfter.
Verfrühtes Ende
Robert Schumann litt im Lauf seines Lebens immer wieder unter Depressionen. Zu Beginn des Jahres 1854 war er als Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf beschäftigt, tat sich mit dem Posten jedoch schwer. Finanziell brachte die Stellung zwar lang ersehnte Solidität und Erleichterung. Aber Schumann fiel es nicht leicht, sich mit vielen Leuten auseinander- und gegen Widerstände durchzusetzen zu müssen. Er stand unter großem Druck. Im Februar ging es ihm so schlecht, dass er versuchte, sich das Leben zu nehmen. Mittlerweile hatte er auch Halluzinationen, hörte Geräusche und Stimmen. Der Komponist selbst fürchtete, völlig wahnsinnig zu werden und sprach davon, sich einweisen zu lassen.
Man brachte ihn in die „Anstalt für Behandlung und Pflege von Gemütskranken und Irren“ in Endenich bei Bonn. Wie es ihm dort erging und woran genau er überhaupt letztlich starb, ist Gegenstand vieler Untersuchung und Spekulation gewesen. Vermutlich liegt dies auch daran, dass nur selten Besuche erlaubt waren. Auch aber waren die behandelnden Ärzte selbst nicht sicher. Es muss fürchterlich gewesen sein. Heute wird vermutet, dass Robert Schumann an einer fortschreitenden Nervenkrankheit, einer „Progressiven Paralyse“, litt. Er wurde nur 46 Jahre alt.
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