Bildhauerei und Existenzialismus
Mit einem Maler als Vater und im Umfeld weiterer Künstler aufgewachsen, stand das Tor zur Bildenden Kunst offen. Nicht nur einige seiner Geschwister verfolgten diesen Weg. Auch Alberto Giacometti war früh klar, dass er künstlerisch tätig sein wollte. Und so kam es auch, im großen Stil: Der Schweizer Bildhauer wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem weltberühmten Künstler der Moderne. Sein Todestag – Alberto Giacometti starb, nachdem er wenige Jahre zuvor noch ein Magenkrebsleiden überstanden hatte, an einer akuten Herzerkrankung und den Folgen seiner langjährigen Bronchitis – jährt sich heute zum 50. Mal.
Besonders Giacometti Senior und sein Patenonkel, der Künstler Cuno Amiet, standen dem begeistert zeichnenden Jungen unterstützend zur Seite. Sie sahen sich seine Versuche und Übungen an, und sie gaben ihm natürlich auch nützliche Mittel, speziell Malutensilien und Bücher. In des Vaters Atelier durfte Alberto Giacometti gelegentlich malen. Und erste plastische Arbeiten – díe allererste war ein Abbild vom Kopf des Bruders Diego – ließen sich dort besonders gut unternehmen. Giacometti verließ die dörflich-ländliche Umwelt seiner Kindheit und Jugend – in die er später jedoch immer wieder für kürzere Besuche und Arbeitsphasen zurückkehren sollte – und ging an die Genfer Kunstakademie. Auch jedoch bereiste er, immer mehr mit Skulpturen befasst, in den nächsten Jahren ausgiebig Italien, wo ihn die Begegnung mit vielen Kunst- und Kulturschätzen anregte. 1922 kam Giacometti einundzwanzigjährig nach Paris, die Stadt, in der seine Arbeit und Karriere sich entfalten und in der er seinen dauerhaften Aufenthalts- und Schaffensort finden sollte. Jede Menge Künstler aus allen möglichen Ländern verkehrten in den dementsprechenden Kreisen, in Ateliers, Akademien und Cafés, und neben einer Präsenz von Vertretern des Kubismus hatte der Surrealismus in der französischen Hauptstadt sein Zentrum.
Wie viele andere – die dabei die künstlerische Strömung des Primitivismus hervorbrachten – war auch Giacometti außerdem seit einigen Jahren beeindruckt von Kunstwerken und archäologischen Objekten aus fernen Erdteilen. Er trat bald öffentlich stärker in Erscheinung, unternahm seine ersten Ausstellungen, und die ersten bedeutenden Arbeiten seines Oeuvres entstanden. Gegen Ende des Jahrzehnts machte der Künstler nicht nur unter anderem Bekanntschaft mit Joan Miró und Pablo Picasso, Max Ernst, George Bataille und André Breton. Giacometti fand auch einträgliche Kontakte zu Kunsthändlern und Galeristen, Kritikern sowie nicht zuletzt Auftraggebern dekorativer Arbeiten. Gerade sein Anschluss an die letztgenannten surrealistischen Künstler und Theoretiker schlug sich auch darin nieder, dass Giacometti seinerseits einige Aufsätze veröffentlichte.
Zur Mitte der 1930er-Jahre entwickelte er sich jedoch weg vom Surrealismus, ja, Giacometti überwarf sich mit dessen führenden Vertretern und Sprechern. Denn sein Interesse galt zunehmend weniger Impulsen und Bildern aus dem Unbewussten und Träumen sowie der hintersinnigen Verbindung von scheinbar Nicht- Zusammengehörendem in der freien künstlerischen Komposition. Der stets hadernde Künstler Giacometti suchte weiter nach seinen eigenen, anderen Formen des Ausdrucks, der Wahrnehmung und Erkenntnis. Dem schweizerischen Militärdienst zu Beginn des Zweiten Weltkriegs entging Giacometti aufgrund einer nicht richtig verheilten Beinverletzung infolge eines nicht lang zurückliegenden Verkehrsunfalls. Im Zuge der deutschen Besatzung Frankreichs war es ihm möglich, Paris zu verlassen und bis zum Kriegsende nach Genf auszuweichen. Schon Ende 1945 kehrte er wieder zurück. Beginnend mit einer Ausstellung in New York, erweiterte sich Giacomettis Bekanntheit auch in den USA, als das Jahrzehnt sich zum Ende neigte.
Und der große und anhaltende Ruhm des Künstlers ergab sich erst in diesen Jahren: Giacomettis plastische Werke – dafür wurde er besonders bekannt – waren mittlerweile ausgesprochen dünne, längliche Figuren mit kaum ausgestalteten Gesichtern auf schweren, großen Sockeln. Sie scheinen die existenzielle einsame Geworfenheit und Vergeblichkeit des Menschlichen zu thematisieren. Darin ähneln Giacomettis berühmte Bronzeskulpturen den aus derselben Zeit stammenden existenzialistischen schriftstellerischen Arbeiten Jean-Paul Sartres und Samuel Becketts. Tatsächlich kannten sich die drei Pariser und unterhielten einen intensiven Austausch. Giacomettis Werke wurden in der folgenden Zeit mit diversen Ausstellungen in den anerkanntesten Museen Amerikas und Europas gezeigt und gingen in den Kanon der modernen Bildhauerei ein.
Ich finde es immer spannend, wie Menschen zur Kunst gelangen. Wir suchen derzeit auch gerade nach einem Bildhauer für ein Projet. Ich freue mich schon sehr darauf, es realisiert zu sehen.