Zwischen Pulitzer-Preis, Universität und Broadway: Thornton Wilder
Insbesondere als dreimaliger Gewinner des „Pulitzer-Preises“ – als einziger amerikanischer Autor übrigens sowohl mit Prosa als auch dramatischen Arbeiten – sowie unter anderem als Träger der „Presidential Medal Of Honour“ ist Thornton Wilder einer der renommiertesten amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Er starb vor genau 40 Jahren, am siebten Dezember 1975.
Das geschriebene Wort war Wilder von Beginn an nicht fern: Gab sein Vater Amos doch eine Zeitung heraus. Und die Mutter Isabella verfasste eigene Gedichte. Beide legten überhaupt viel Wert auf die Bildung ihrer fünf Kinder. Und diese verwirklichten sich im Lauf ihres Lebens tatsächlich in verschiedenen akademischen und auch künstlerischen Richtungen. Amos Wilder war überdies zeitweise amerikanischer Diplomat in China, weswegen auch seine Familie einige Jahre in Hong Kong und Shanghai verbrachte.
Nach der Schule entschied sich der zweitgeborene Sohn Thornton für das Studium der Klassischen Philologie und außerdem der französischen Sprache und Literatur. Eine Zeit lang interessierte er sich daneben für Archäologie. Im Anschluss an seine Abschlüsse an den Universitäten von Yale und Princeton arbeitete Wilder als Lehrer und Dozent. Er tat dies übrigens auch noch, als er schon schriftstellerische Erfolge feiern konnte. Noch in den Jahren 1951 und 1952 füllte Wilder eine Professur an der University von Harvard aus und erschien dabei zeitweise als so etwas wie ein „Elder Statesman“ der nordamerikanischen Literatur. Seine eigentliche Berufung war jedoch, dies zeichnete sich schon im Schulalter ab, trotz einer gewissen Lust am Unterrichten und Verkünden die Kunst. In den 1920er- Jahren, dem dritten Jahrzehnt seines Lebens, schrieb und veröffentlichte Wilder seine ersten Romane und auch Theaterstücke. Darunter war 1927 bereits der erste große Erfolg, das mit der bekannten Literatur-Auszeichnung gekürte „Die Brücke von San Luis Rey“ („The Bridge Of San Luis Rey“).
Der zweite Pulitzer folgte knapp zehn Jahre später für das am „Broadway“ aufgeführte Drama „Unsere kleine Stadt“ („Our Town“). Und den dritten brachte Anfang der 1940er-Jahre das Stück „Wir sind noch einmal davongekommen“ („The Skin Of Our Teeth“). Doch damit war es nicht genug: Wilder beschäftigte sich auch mit dem Kino und arbeitete als Drehbuchautor 1943 mit Alfred Hitchcock zusammen an dessen Streifen „Im Schatten des Zweifels“ („Shadow Of A Doubt“).
Nachdem er im Zweiten Weltkrieg als Oberstleutnant der „Air Force“ in Nordafrika und Italien gedient hatte, schuf Wilder weiterhin Werke, die in verschiedenen Genres angesiedelt waren: Unter anderem schrieb er das Libretto für eine Oper mit dem Titel „Das lange Weihnachtsmahl“ („The Long Christmas Dinner“), deren Musik von Paul Hindemith stammt. Auch veröffentlichte er zum Beispiel den mit dem „National Book Award For Fiction“ ausgezeichneten Roman „Der achte Schöpfungstag“ („The Eighth Day“). Das Stück „The Matchmaker“ von 1954 wiederum wurde zehn Jahre später abermals am Broadway in Form des erfolgreichen Musicals „Hallo, Dolly!“ („Hello, Dolly!“) adaptiert. Wilder unternahm immer wieder größere Europareisen und unterhielt trotz stets großer Zweifel an seinen eigenen sozialen Fähigkeiten Freundschaften unter anderem mit Ernest Hemingway und Gertrude Stein. Er lebte bis zu seinem Tod im Alter von 78 Jahren in Hamden, Connecticut, mit seiner Schwester Isabel zusammen. Wie die weitere Schwester Charlotte war diese ebenfalls Autorin und verfasste mehrere Romane. Isabel kümmerte sich außerdem um das Management ihres berühmten Bruders, der – zumindest deutet darauf einiges hin – homosexuell war, seine Sexualität aber im Geheimen hielt und nie eine eigene Familie gründete.