Briefmarke der Woche: Jagd auf den Geheimdienst
Nili war ein jüdisch-zionistisches Spionagenetzwerk und während des ersten Weltkriegs unter der türkischen Herrschaft in Palästina aktiv. Die Organisation arbeitete gegen das osmanische Reich und unterstützte die Spione Großbritanniens mit vielen Informationen.
Das war vor 100 Jahren. Israel will jetzt an Nili mit zwei Briefmarken erinnern. Sie erscheinen im Wert von 5.00 NIS mit anhängendem TAB. „100 Jahre jüdisches Spionagenetzwerk Nili“ lautet der Titel der Briefmarken. Sie zeigen Grafiken von einem Schiff, einem Gebäude und die Jubiläumszahl, außerdem vier Nili-Spione.
„The Eternity of Isreal will not deceive“ heißt es unter den Kopfbildern auf englisch und hebräisch. Denn Nili ist ein Akronym eines Verses aus dem ersten Buch Samuel und diente auch als Parole: „Der lügt nicht der Israels Ruhm ist“.
Das Spionagenetzwerk wurde am 1. April 1915 gegründet und gilt als Vorgänger des Mossad. Gründer waren die Geschwister Sarah und Aaron Aaronsohn und Avshalom Feinberg aus dem Moschawod. Sie waren davon überzeugt, dass die jüdische Zukunft Israels von der Übernahme Palästinas durch die Briten abhängig war.
Aaron Aaronsohn schrieb in seinem Tagebuch über das Ziel der Organisation: Die britischen Streitkräfte sollten „mit militärisch wichtigen Informationen über die Stellung der in Palästina stationierten türkischen Streitkräfte“ versorgt werden, die „bei der Invasion der britischen Armee 1917 kriegsentscheidend“ gewesen seien.
Erst im Februar 1917 nahmen die Spione aus dem Nili-Zentrum in Atlit Kontakt zu dem britischen Geheimdienst in Kairo auf. Es entstand eine enge und intensive Zusammenarbeit. Auf dem Seeweg wurde sie mehrere Monate aufrecht erhalten und lieferte den Briten viele Informationen.
Doch der Spionagering blieb nicht lange aktiv. Er wurde bereits im September 1917 entdeckt, verraten durch eine Brieftaube, die von den Spionen von Atlit nach Kairo geschickt worden war und von den Türken abgefangen wurde. Eine andere Überlieferung sagt, sie habe sich im Hof der Polizei niedergelassen und wurde eingefangen. Jedenfalls hatten die Türken dadurch einen Beweis, dass es Spionagetätigkeit innerhalb der jüdischen Bevölkerung gab.
Die Führung des Jischuw (= Siedlung; die jüdische Bevölkerung in Palästina vor der Staatsgründung Israels) und der Organisation Schomer (HaSchomer = Wächter) distanzierten sich von der Tätigkeit der Spionageorganisation. Den Türken gelang es, das Nili-Mitglied Ne’eman Belkind gefangen zu nehmen. Er war jüdischer Soldat in der türkischen Armee. Sie brachten Belkind dazu, Einzelheiten über die Organisation preiszugeben und am 1. Oktober begann die Jagd auf den Geheimdienst. Die türkische Polizei umstellte die jüdische Siedlung Zichron Ja’akow.
Dutzende Nili-Mitglieder wurden durch die türkische Armee verhaftet und gefoltert. Darunter war auch Sarah Aaronsohn. Sie gab unter der Folter keine Geheimnisse preis, nahm sich aber wenige Tage später das Leben. Belkind wurde zusammen mit vielen anderen Nili-Mitgliedern am 16. Dezember in Damaskus hingerichtet.
Aaron Aaronsohn schaffte es, von Palästina ins etwas sicherere Ägypten zu flüchten und führte von dort die nur noch wenigen Mitglieder des Spionagerings weiter. In der anschließenden Zeit entwarf er für die „zionistische Delegation einen künftigen Teilungsplan für das Gebiet Palästina und Syrien“, wie er in sein Tagebuch schrieb.
Doch Aaronsohn kam bei einem ungeklärten Flugzeugabsturz am 15. Mai 1919 im Alter von 43 Jahren ums Leben. An Bord hatte er die Pläne, die dadurch mit ihm verschwanden.
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