Marke der Woche: Eisenbahn verbindet Taiwan
Die Taiwanesen lieben ihre Eisenbahnen. 1.100 Kilometer Streckennetz verbinden die einzelnen Orte der Ilha Formosa, der schönen Insel, wie sie einst die portugiesischen Seefahrer nach ihrer Entdeckung nannten, miteinander. Nur 16 Stunden dauert es, Taiwan mit der Bahn zu umrunden und dabei die Insel zu erkunden. Das hat auch die Tourismusbranche entdeckt, und Reisen mit der Eisenbahn boomen in Taiwan.
Dazu erscheinen am Mittwoch, 25. November, auch neue Briefmarken. Unter der Überschrift „Eisenbahntourismus“ zeigen drei Briefmarken die Motive „Summer Formosa Kreuzfahrtstil Dampflokomotiven-Eisenbahn von Yuli nach Taitung“, „Kreuzfahrtstil Eisenbahn Südlinie“ und die „Evolution Nummer 1001 Jiji Linie“. Diese Briefmarken sind in den Wertstufen 5, 10 und 15 $ erhältlich.
Die Eisenbahn hat für die Taiwanesen neben dem praktischen Fortkommen und dem Tourismus eine noch viel größere Bedeutung: Sie steht für die Abgrenzung von China, denn die Verbindung der einzelnen Städte auf der Insel miteinander verstärkte die eigene kulturelle und soziale Identität. Die Menschen begannen, Taiwan als eine gemeinsame Insel zu sehen.
Taiwan gehört offiziell zur Volksrepublik China, doch die völkerrechtliche Stellung Taiwans ist weiterhin umstritten und Grund für den Taiwan-Konflikt. China sieht Taiwan als abtrünnige Provinz, während sich Taiwan als unabhängigen Staat betrachtet – mit einer funktionierenden Demokratie, garantierten Menschenrechten und freien Wahlen. Die kleine Insel im Chinesischen Meer gilt als das modernere China, gleichzeitig aber auch als das ursprünglichere.
Die Modernisierung Taiwans wurde durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes vorangetrieben. Sie war der Motor für die wirtschaftliche Entwicklung und auch für den Fremdenverkehr. Der Grundstock wurde dafür 1887 gelegt: Liu Ming-chuan, erster Gouverneur Taiwans, ließ die Eisenbahnstrecke zwischen Taipeh und der Hafenstadt Keelung bauen. Im gleichen Jahr kaufte Taiwan seine erste Eisenbahn in Deutschland, das Modell „Wellenreiter“ vom Lokomotivbau Hohenzollern.
Das Eisenbahnnetz wurde während der japanischen Besatzung von 1895 bis 1945 um insgesamt 911 Kilometer ausgebaut. Dadurch konnten die Japaner besser Rohstoffe abtransportieren, was sie auch taten. Der Streckenverbund wurde bis zur südtaiwanesischen Hafenmetropole Kaohsiung ausgeweitet, außerdem wurden mehrere Nebenlinien und ein großer Teil in Osttaiwan gebaut.
Der Ring um die Insel wurde erst 1989 geschlossen, bis dahin gab es in Taiwan zwei Eisenbahngesellschaften. Die Bahnen der Ost- und Westküste waren unabhängige Gesellschaften mit unterschiedlichen Spurweiten. 1989 wurde die Spur auf 1.067 Millimeter vereinheitlicht und das Streckennetz dadurch verbunden.
Die Züge in Taiwan gelten als sehr sauber und absolut pünktlich. Beim Zugbetrieb gibt es im Vergleich zu Europa keine großen Unterschiede, allerdings wurde der Hauptbahnhof in Taipeh auf mehreren Ebenen in den Untergrund verlagert. Große Teile der Hauptstadt werden unterquert, da die Streckenführung ab dem Hauptbahnhof für fünf Kilometer unterirdisch verläuft.
Die modernen Hochgeschwindigkeitszüge basieren auf japanischen Shinkansen, die die Entfernungen zwischen den Städten in sehr hoher Geschwindigkeit zurücklegen. Doch vor allem die langsamen Fahrten über die Insel haben ihren Reiz. Eine besonders beliebte Strecke ist zwar nur sieben Kilometer lang, gilt jedoch als Highlight: In Xihu, einer ehemaligen Zucker-Raffinerie, startet eine kleine Museumseisenbahn. Auch die Bahnfahrten zum Sonne-Mond-See und zum Berg Alishan sind bei Eisenbahn-Fans sehr beliebt – und die Sonnenaufgänge im Alishan-Gebirge gelten als legendär.
Mittelmeerländer 2024/2025 (E 9)
ISBN: 978-3-95402-479-7
Preis: 74,00 €
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