Ein Herz für Kinder
Bereits im Kindesalter träumt der vor 200 Jahren geborene Bauernsohn aus Piemont davon Priester zu werden. Seine Mutter ist selbst sehr gottverbunden und betet an jedem Abend mit ihm. Da die der Schrift nicht mächtige Frau einige Teile der Bibel auswendig beherrscht, kann sie ihrem Sohn den christlichen Glauben näherbringen. Sie vermittelt ihm die religiösen Grundwerte, gibt ihm ihr Wissen über Paradies, Hölle und Erlösung weiter.
Im Alter von neun Jahren träumt Johannes von einer Gruppe sich prügelnder Jugendlicher. Als Johannes dazwischen treten und die Auseinandersetzung schlichten will, erscheint ihm eine Stimme. Sie rät ihm das Problem nicht mit Gewalt zu lösen, mit Güte und Liebe könne viel mehr gewonnen werden. Als Johannes aus seinem Traum erwacht, wünscht er sich Priester werden zu können.
Seine Mutter verfügt nicht über die finanzielle Mittel, um ihm die kirchliche Ausbildung zu gewähren, da der Vater bereits sehr früh – Johannes war erst zwei Jahre alt – verstorben ist. Deshalb geht Johannes Bosco mit zwölf Jahren bei einem Schneider in die Lehre. Nebenbei besucht er den Glaubensunterricht, den er mit einer Nebentätigkeit als Stallbursche finanziert. Seinem älteren Halbbruder Antonio missfällt die christliche Ausbildung. Seiner Vorstellung nach soll der kleine Bruder weiterhin zu Hause leben und die Familie durch seine Feldarbeit unterstützen. Doch die Mutter weiß diese Pläne zu verhindern, indem sie Antonio ihre Erbschaft auszahlt, sodass dieser das elterliche Heim verlässt und Johannes das Gymnasium und Priesterseminar besuchen und so seinem Kindheitstraum nachgehen kann.
Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1841 geht er nach Turin. Schnell wird ihm klar, welchen Hilfsbedürftigen er sein Leben widmen will. In der norditalienischen Großstadt leben viele Kinder und Jugendliche auf der Straße. Einige sitzen im Gefängnis, da sie Essen gestohlen haben. Viele gehen nicht zur Schule. Niemand nimmt sich dieser jungen Leute an.
Don Bosco will die verzweifelte Lage dieser jungen Menschen nicht hinnehmen. In einem kleinen Schuppen richtet er einen Platz für die Jugendlichen ein, damit sie nicht länger auf der Straße leben müssen. Er verhilft seinen Schützlingen zu Ausbildungen und Arbeitsstellen. Mit den Arbeitgebern handelt er – wir befinden uns in der Zeit der Industrialisierung, wo Ausbeute und Kinderarbeit an der Tagesordnung stehen – gerechte Löhne und angemessene Arbeitsbedingungen aus. Johannes Bosco unterrichtet die Jugendlichen zudem in Lesen, Schreiben und Rechnen. Außerdem versucht er seinen Schülern die christliche Lehre näher zu bringen. Seine Mutter unterstützt ihn bei seinem Vorhaben. In ihren letzten Lebensjahren, von 1845 bis 1856, kümmert sich die Mutter um die Kinder, die Johannes ihr anvertraut.
Nach und nach baut er seine Fürsorge weiter aus. Seine 1859 gegründete religiöse Vereinigung wird 1874 von Papst Pius IX als Gesellschaft des heiligen Franz von Sales (auch Salesianer Don Boscos genannt) anerkannt. Zwei Jahre zuvor gründete Johannes Bosco mit der später heiliggesprochenen Maria Mazzarello die Ordensgemeinschaft „Töchter Mariens. Hilfe der Christen“, die sich der Fürsorge und Erziehung benachteiligter Jugendlicher annimmt. 1876 gründet er die ebenfalls kirchlich bestätigte Vereinigung der Salesianischen Mitarbeiter. Noch heute sorgen 16000 Anhänger unter diesem Namen für sozial schwache Kinder und Jugendliche.
Bis zu Johannes Boscos Tod errichtet er gemeinsam mit seinen Anhänger 60 Anlaufstellen in Europa und Lateinamerika, in denen Tausende von hilfsbedürftigen Jugendlichen Zuflucht finden. Bis zum Jahr 1888 entscheiden sich 6000 dieser jungen Menschen für ein Leben als Priester.
In diesem Jahr feiern die Anhänger Don Boscos seinen 200. Geburtstag. Die Postverwaltungen Italiens und des Vatikan feiern den Priester mit der Ausgabe von Briefmarken.