Windjammer-Festival Bremerhaven beginnt
Mit Jammern hat er eigentlich nichts zu tun, der Begriff „Windjammer“, der sich mittlerweile als Synonym für Großsegler eingebürgert hat. Großsegler sind mehrmastige Segelschiffe mit vorwiegend Rahsegeln. Alle Windjammer sind auch Großsegler, aber nicht alle Großsegler auch Windjammer, wenn man „Windjammer“ als funktionellen Begriff von der Windausnutzung her definiert… Aus dem amerikanischen Englisch kommend, bedeutete der Begriff soviel wie „Windpresser“ oder „Windquetscher“, wird aber hierzulande doch wie das Jammern ausgesprochen. Die Windjammer kamen nach der Klipperära in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf und traten die Nachfolge der schnellen Segler an. Die neuen Großsegler waren zunächst weniger auf Geschwindigkeit ausgelegt, sondern in Richtung ökonomischer Transport optimiert, da sie vor allem Massengüter wie Salpeter, Kohle, Guano, Weizen oder Zement transportierten. Auch empfindliche Güter, die man der ständigen Erschütterung der Dampfmaschinen nicht aussetzen wollte, wurden noch Segelschiffen anvertraut.
Diese Schiffe hatten deshalb einen Rumpf mit weiten Laderäumen und eine Besegelung, die wenig Personal benötigte, was auch durch das Viermastkonzept verwirklicht wurde: Die riesigen Segeltücher verteilten sich bei den größeren Windjammer-Einheiten auf vier Masten, die annähernd gleich groß waren, während beim Klipper der Großmast dominierte. Windjammer waren für interkontinentale Reisen über die tiefen Ozeane gedacht, standen aber in direkter Konkurrenz zu den Dampfern, die schon weite Bereiche der Schifffahrt erobert hatten. Auf weiten Strecken waren sie den Dampfschiffen natürlich aus ökonomischer Sicht überlegen, da sie ohne teure Kohle auskamen.
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs kam aber auch das Ende der Frachtschifffahrt mit Windjammern, die heute fast nur noch als Museumsschiffe, als Segelschulschiffe bei der Marine, oder auch als luxuriöse Kreuzfahrtschiffe verwendet werden. Die „Sail Bremerhaven“ ist das „Internationale Festival der Windjammer“ und bringt die schönsten Großsegler aus aller Welt nach Bremerhaven, wo zwischen 1840 und 1926 auf den Werften von Rickmers und Joh. C. Tecklenborg mehr als 250 große Tiefwasser-Segler gebaut wurden. Mehr als 260 Segelschiffe aus 22 Nationen und mehr als eine Million Besucher werden zu dem nur alle fünf Jahre stattfindenden Ereignis erwartet.
Wer also die russischen Viermast-Barken „Sedov“ (1921) und „Krusenstern“ (1926), das polnische Vollschiff „Dar Mlodziezy“ (1981) oder die Bremerhavener Bark „Alexander von Humboldt II“ (2008), die Viermast-Barkentine „Esmaralda“ (1952) aus Chile, die imposante Brigantine „Young Endeavour“ (1987) aus Australien oder die Bark „Gloria“ (1967) aus Kolumbien bestaunen will, der sollte seine Segel Richtung Bremerhaven setzen.
Dazu versprechen Open-Air-Konzerte, Flaggenparaden, Schlepperballets, Bord-Partys und natürlich die große Einlaufparade ein reichhaltiges Unterhaltungsprogramm.
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