Von Muggeln und Zauberern: J.K. Rowling
Geheime Welten öffnen sich für denjenigen, der zu den Auserwählten gehört, die das verborgene Gleis neundreiviertel auf dem Bahnhof King’s Cross sehen können und dem es gelingt, an einem 1. September um Punkt 11 Uhr den Hogwarts Express zu besteigen. Harry Potter ist einer von ihnen, er startet erstmals als Elfjähriger mit dem Zug, der von der altmodischen Dampflokomotive gezogen wird, in ein neues Leben.
In der Zaubererschule Hogwarts wird er in einen Strudel von Abenteuern hineingerissen und wird zum Mittelpunkt eines großen Geheimnisses. Die Fantasy-Romane über den jungen Zauberer und die Hogwarts-Welt haben Millionen Kinder in ihren Bann gezogen und viele – vor allem auch Jungen – überhaupt zum Lesen gebracht. Und sie haben Joanne K. Rowling, die heute ihren 50. Geburtstag feiert, reich gemacht. Die Legende sagt, dass sie als arbeitslose Alleinerziehende in einem warmen Café an den ersten Kapiteln schrieb, weil ihre Wohnung zu kalt für sie und ihre kleine Tochter war. 1997 erschien der erste von sieben Bänden, „Harry Potter und der Stein der Weisen“ in einer Auflage von 500 Büchern. Der Verkauf stieg rasant. Jeder neue Band wurde ungeduldig herbeigesehnt und mit rauschenden Partys begrüßt. Jungen und Mädchen pilgerten zu den Buchläden und schlugen am Vortag des Erscheinens ihre Zelte davor auf, um als erste den Schatz in Händen zu halten. Bis heute wurden mehr als 450 Millionen Bücher rund um den Magier verkauft. Die Marke „Harry Potter“ wird auf 15 Milliarden Dollar geschätzt.
Wer die Bücher gelesen hat, wer einmal einen Film gesehen hat, kann die Fasziniation nachvollziehen, die länderübergreifend junge und ältere Leser packt. Rowling malt mit großer Fantasie, mit ganz eigener Sprache, mit skurrilen Figuren und lebendigen Bildern die Geschichte von Harry, der als Schüler des Zaubererinternats Hogwarts zwischen den Welten auf den bösen Magier Lord Voldemort trifft. Unterstützt wird Harry in seinem Kampf gegen das Böse von seinen Schulkameraden Ron und Hermine. Erst viele Abenteuer später zeigt sich, wer gut und wer böse ist – oder dazwischen – und wie die Geschichte mit Harrys Vergangenheit und seinen Eltern zusammenhängt. Dabei lernen die Leser die beiden Parallelgesellschaften kennen: In der hiesigen, britischen Welt leben die nichtmagischen Menschen, die Muggel, und in der verborgenen Welt Zauberer, Hexen und vielgestaltige magische Wesen.
Heute ist Harry Potter ein Großunternehmen und eine riesige Marketing-Maschinerie. Neben den Büchern lassen die acht Filme Kinder und auch Erwachsene in die magische Welt eintauchen. Es gibt Figuren, Spiele, einen Freizeitpark, Bücher über die Bücher, Doktorarbeiten und eine eigene Wiki-Potter-Seite im Internet – und natürlich Briefmarken aus vielen Ländern. Und im Harry-Potter-Store in London kann man unter anderem die Hogwartschen Zauberbohnen in den Geschmacksrichtungen Erdwurm, gammliges Ei oder Dreck kaufen.
Den Harry hat Rowling inzwischen in die Erwachsenenwelt entlassen und hat mit „Ein plötzlicher Todesfall“ unter Pseudonym ein Buch für Erwachsene veröffentlicht. Aber ihr wichtigster Protagonist lässt sie doch nicht los: Zurzeit arbeitet sie an einem Theaterstück, das auf den Potter-Geschichten aufbaut. Und so ganz deutlich hat sich die Autorin noch nicht von der Idee eines weiteren Potter-Bandes verabschiedet – die Fans können es kaum erwarten.