Briefmarke der Woche: Blumen mit Hoden
Ostern ist zwar schon vorüber und auch die Briefmarken, welche wir in unserer wöchentlichen Rubrik vorstellen wollen, sind bereits vor einigen Wochen am 27. März von der slowenischen Post herausgegeben worden, aber wer hat schon mal was von Blumen mit Hoden gehört…?
Tatsächlich haben Pflanzen natürlich keine männlichen Geschlechtsorgane, wie sie am Leibe bei den tierischen Organismen der Wirbeltiere anhängend zu finden sind. Allerdings haben die Wurzeln einer speziellen Pflanzenfamilie bei den Wissenschaftlern (allen voran der berühmte schwedische Naturforscher und Botaniker Carl von Linné) eine gewisse Assoziation hervorgerufen. Viele terrestrische Orchideenarten der gemäßigten Breiten bilden jedes Jahr eine so genannte Rhizomknolle aus, in der Nährstoffe während der Wachstumsperiode gespeichert werden. Diese unterirdisch angelegte Knolle dient der Pflanze als Nährstoffquelle im nächsten Frühjahr, wenn sie wieder austreibt und noch nicht genügend Photosynthese betreiben kann.
Entsprechend ausgelaugt und verrunzelt sieht die jeweilige Knolle des Vorjahres aus, die im Laufe der Vegetationsperiode von einer neu angelegten Knolle ersetzt und von der Pflanze zurückgebildet wird. Dennoch hängen also immer zwei Knollen im Unterstübchen der Orchidee. Diese beiden etwa in Hodenform und -größe ausgeformten Wurzelspeicher sind also ursächlich für den Familiennamen der Orchidaceae, zu deutsch Orchideen. Das griechische Wort Orchis steht im für Hoden.
Namensgebend für die gesamte Familie ist die Gattung Orchis, welche bei uns in Mitteleuropa mit zahlreichen Arten vorkommt. Die deutsche Übersetzung „Knabenkräuter“ ist ebenfalls der assoziierten „Männlichkeit“ zuzuschreiben, findet seinen Ursprung allerdings in der griechischen Antike: Für Frauen galt der Verzehr der stärkeren und frischeren der beiden Wurzelknollen als Garant für die Geburt eines Knaben…
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