Grausame Feldzüge, kein Völkermord
So lautete das Urteil des Internationalen Gerichtshofes. Die Klagen Serbiens und Kroatiens gegeneinander wurden damit abgelehnt. Die Kriegsverbrechen während des Kroatienkrieges hätten demnach nicht gegen die UN-Völkermordkonvention verstoßen.
Es dauerte nur 84 Stunden. Innerhalb dieser dreieinhalb Tage eroberte die Armee, unterstützt von Polizeieinheiten, in der Militäroperation Oluja ein Drittel des kroatischen Landes zurück. Da mehrjährige Verhandlungen Anfang bis Mitte der 90er Jahre zu keinerlei Erfolg führten, begann die kroatische Armee am 4. August 1995 eine Gegenoffensive entlang einer Frontlänge von über 600 Kilometer gegen die serbischen Streitkräfte, die zuvor einen großen Teil des kroatischen Gebietes unter ihre Gewalt gebracht hatten. Der Kroatienkrieg, der vier Jahre lang auf dem Balken zwischen Kroatien und Serbien gewütet hatte, fand damit ein Ende. Auch zwanzig Jahre später sind die Narben des Krieges nicht verheilt. Kroaten und Serben stehen sich im Februar dieses Jahres vor dem Internationalen Gerichtshof gegenüber und beschuldigen sich gegenseitig des Völkermordes.
Der Kroatienkrieg forderte viele Opfer. Nicht nur Verluste von Soldaten und Polizisten wurden betrauert. Viele Zivilsten verloren durch grausame Kriegsverbrechen, die von beiden Seiten verübt wurden, ihr Leben. Im Vorfeld der Operation Oluja (kroatisch für Sturm), im Juli 1995, eroberten serbische Truppen die Nato-Schutzzone Srebrenica. Die Einheiten trennten die Männer und männlichen Jugendlichen ab einem Alter von zwölf Jahren von den Kindern und Frauen, verschleppten sie in die umliegenden Wälder und töteten sie dort. Die Massenerschießungen gelten als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Mehr als 8000 Bosniaken, Anhänger einer kleinen südslawischen Ethnie, verloren dabei ihr Leben. Als die Kroaten in der wenige Tage später beginnenden Blitzattacke ihre Gebiete von den Serben zurückerobern sterben weitere Zivilisten. Etwa 200.000 Serben fliehen vor den kroatischen Truppen, um ihnen nicht zum Opfer zu fallen.
Die folgende Militäroperation Maestral (Nordwestwind) bosnischer und kroatischer Einheiten gegen Serbien zwang Belgrad schließlich zur Niederlegung der Waffen. Am 14. Dezember unterzeichneten die Präsidenten Kroatiens, Bosnien und Herzegowinas sowie Serbiens das Abkommen von Dayton. Die Unterzeichner verpflichteten sich mit ihrer Unterschrift, die Waffen ruhen zu lassen. Den Bewohnern wurde Bewegungsfreiheit gewährt. Flüchtlinge und Vertriebene durften in ihre Heimat zurückkehren. Bosnien und Herzegowina wurden als ungeteilter und von Jugoslawien unabhängiger Staat mit der Hauptstadt Sarajevo von Kroatien und Jugoslawien anerkannt. Bis heute stellt dieser Artikel, der erste des Friedensvertrages, ein großes Problem dar. Noch immer tritt das Land, zusammengesetzt aus der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Republika Srpska, nicht als einheitliches Konstrukt auf.
Die kroatische Post erinnert an die Militäroperation von vor 20 Jahren mit der Ausgabe eines Sonderstempels, den Sie bis zum 30. April bei Croatian Post Philately, P.O. Box 514, HR-10002 Zagreb, Croatia erhalten. Machen Sie Ihren mit dem Hinweis „For Cancellation” (zur Abstempelung) versehenen Beleg mit 7.60 Kn. frei!