Schätzwert mindestens 50.000 Euro
Fassungslos blickte DBZ-Leser Herbert Schneider auf den Briefausschnitt in der Kiloware. „Fußballweltmeister 2010“ stand deutlich in Versalien auf dem Wert zu 55 Cent. Vom Titelgewinn 2014 hatte Schneider erfahren und seine Deutschland-Sammlung selbstverständlich um eine Dokumentation der Stempel zum Turnier in Brasilien ergänzt, allesamt natürlich auf echt gelaufenen Belegen. An den Erfolg 2010 konnte er sich aber nicht mehr erinnern.
Als er die 55-Cent-Marke nicht im Michel fand, fiel es ihm wie Schuppen vor Augen. Auf seinem Schreibtisch lag eine Weltrarität, das Exemplar einer nicht ausgegebenen Marke, die erschienen wäre, hätten die Herren um Bundestrainer Joachim Löw bereits 2010 den Pokal nach Deutschland geholt. Der Handstempel elektrisierte Schneider geradezu: Postleitzahl 14532, also Kleinmachnow – dort war auch ein Exemplar der legendären Hepburn-Marke entwertet worden. Nunmehr hieß es, ruhig Blut zu wahren.
Als erstes nahm Schneider Kontakt zu einem Prüfer auf. Dieser bestätigte, dass Papier und Druck der Marke den Standards aller Bund-Ausgaben entsprächen. Daraufhin schätzte ein bekannter Auktionator den Wert des Stückes auf mindestens 50.000 Euro – „eher mehr, da die Thematik gefragt ist.“ Im Bundesfinanzministerium gab man sich ahnungslos. Eine Sonderausgabe wäre zwar geplant gewesen, wie weit die Arbeiten aber gediehen seien, könne man nicht mehr nachvollziehen, da man eventuelle Entwürfe, Andrucke oder ähnliche Belege an die Urheber zurückgegeben hätte. Die Deutsche Post bestätigte eine Kostenübernahme, welche die einfachste Lösung gewesen sei, mochte sich aber nicht zu Hintergründen äußern.
Bemerkenswerterweise wurde die Marke erst am 22. September 2014 gestempelt. Das kann Zufall sein. Naheliegender ist, dass Bestände der geplanten Ausgabe von 2010 in die Auflage der 2014 erschienenen Weltmeister-Marke geraten sind. Ähnliches geschah 2002 mit Probedrucken der Sondermarke zu Ehren Hans von Dohnanyis. Bund-Sammler sollten ihre Bestände einmal sichten – vielleicht existiert die jetzt aufgetauchte Marke von 2010 auch postfrisch.
An einen Verkauf seines Exemplars denkt Schneider übrigens nicht. Er will bis an sein Lebensende der Philatelie treu bleiben und seine Deutschland-Sammlung weiter ausbauen. „Ich werde nächstes Jahr 50. Also kann ich durchaus noch 30 Jahre leben. Und vielleicht führen ja meine Kinder oder Enkel die Sammlung weiter.“ Mit einem schnellen Verkauf der Marke ist somit nicht zu rechnen. Aber vielleicht tauchen ja in Kiloware oder gar Alben von Postfrisch-Sammlern demnächst weitere Stücke auf …
Aktualisierung 2. April 2015: April, April – 2010 wurde Deutschland nicht Fußball-Weltmeister, und es erschien auch keine Briefmarke, nicht einmal eine Unverausgabte.
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Ein toller Aprilscherz, dem guten Bildbearbeitungsprogramm sei Dank!
Ich habe es zu etwa 90% geglaubt. Die fehlenden 10% gingen an den 1. April. Die Bestätigung folgte am Schluss des gut gemachten Berichtes.