Hallom!
Einigermaßen abenteuerlich war es schon bisher verlaufen: Tivadar Puskás hatte in Wien und Budapest studiert, um Ingenieur zu werden, die Universität jedoch nach dem Tod seines Vaters wegen fehlenden Geldes verlassen müssen. Er war nach England gegangen, wo ihn eine Eisenbahngesellschaft eingestellt hatte. Dann war es dem Ungarn gelungen, im Zuge der Organisation von An- und Abreise für die Wiener Weltausstellung im Jahr 1873 eine lukrative Reiseagentur aufzubauen. Im Anschluss hatte er in Colorado in einer eigenen Mine nach Gold gesucht und, zurück in Europa, begonnen, sich mit der Telegrafie und speziell dem Konzept telegrafischer Netzwerke zu beschäftigen. Mitte der 1870er- Jahre stellte dann Alexander Graham Bell das „Telefon“ vor.
Tivadar Puskás war sehr an der, wie er meinte, in die Zukunft weisenden Apparatur und den Möglichkeiten ihres Gebrauchs interessiert. Was lag näher, als gleich in die USA zurückzukehren, den unternehmerisch tätigen Erfinder Thomas Edison an der amerikanischen Ostküste aufzusuchen und auf seine die telefonische Kommunikation betreffende Unterstützungsbereitschaft zu befragen? Für den umtriebigen und vorteilhafterweise auch bereits der englischen Sprache mächtigen Puskás scheinbar nicht viel.
Sein Beitrag zu der neuen Technologie war vor allem die Idee und Einrichtung von „Telefonzentralen“, mit bzw. in denen telefonische Gesprächspartner durch Verschaltung verbunden werden konnten. Als Puskás 1978 in Boston den ersten dort über ein solches Telefon- Netzwerk geleiteten Anruf entgegennahm, sagte er angeblich erregt „Hallom!“, was auf Ungarisch soviel wie „Ich höre!“ bedeutet. Ähnlich knappe Arten sich am Telefon zu melden etablierten sich bald nicht nur im Heimatland des Telefonie-Pioniers.
Puskás, ansonsten auch für Edisons „Edison Electric Light Company“ und ihre europäischen Ableger mit der Präsentation des „Phonographen“ sowie der Elektrifizierung und Beleuchtung von Städten beschäftigt, rief außerdem eine Art Vorgänger des Radios ins Leben. Er schuf 1893 einen telefonisch betriebenen Nachrichtendienst mit Sitz in Budapest, der zudem Unterhaltungsprogramm umfasste, die sogenannte „Telefonzeitung“ „Telefonhírmondó“. Erstmals hatte Puskás derartiges ungefähr zehn Jahre zuvor auf einer Ausstellung in Paris vorgestellt, als man eine Oper, die in der französischen Hauptstadt aufgeführt wurde, für eine exklusive Gruppe von Zuhörern übertragen hatte. Telefonhírmondó etablierte sich und operierte bis in die 1920er-Jahre hinein.
In den letzten Jahren seines im Alter von 48 Jahren jäh durch einen Herzinfarkt beendeten Lebens musste der nahe des ungarischen Flusses Szamos zeitweise auch nach Erdöl bohrende Puskás noch einigen finanziellen Misserfolg erfahren. Nicht nur seine Budapester Telefon Gesellschaft „Puskás Tivadar und Co.“, an der auch sein Bruder Ferenc partizipierte, stand zeitweise vor der Pleite. Doch hatte sich der ambitionierte Tivadar Puskás eigentlich längst in die Riege berühmter Namen eingereiht, welche die technologische und kulturelle Revolution verkörperten, die das Telefon und die sich ausweitende fernmündliche Kommunikation mit sich brachten. Sein Geburtstag jährt sich am 17. September zum 170. Mal.