Kampf um Unabhängigkeit
Mehr Rechte, eigene Militäreinheiten, Selbstverwaltung. Obwohl der Slowakische Nationalaufstand bereits nach zwei Monaten von der Wehrmacht niedergeschlagen wurde, hatte er dennoch Erfolg.
Der erst 1918 vom Königreich Ungarn abgetrennte Staat, die Tschechoslowakei, fürchtete nur 20 Jahre später wieder Teil eines Großreiches zu werden und damit erneut dessen Autonomie zu verlieren. Im September 1938 ging ein Großteil des Gebietes des noch jungen Staates auf Grundlage des Münchner Abkommens an das Dritte Reich über. Als sechs Monate später slowakische Politiker den unabhängigen Slowakischen Nationalstaat ausriefen, kam es endgültig zur Auflösung der Tschecho-Slowakei. Für viele Slowaken ging damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Doch der Schein trog.
Der neu gegründete Slowakische Ständestaat stand unter der Führung Jozef Tisos. Dieser, vor allem jedoch sein Premierminister Vojtech Tuka, strebten nach einer Zusammenarbeit mit dem Deutschen Reich. Die Unzufriedenheit in der slowakischen Bevölkerung wuchs, lebten die Menschen doch in einem Land, das selbst faschistisch ausgelegt war und eigentlich nicht mehr war als ein Satellitenstaat des Dritten Reiches. Erster Widerstand formierte sich, als 1942 slowakische Juden deportiert wurden. An der Ostfront desertierten slowakische Soldaten, die für die Wehrmacht kämpften und schlossen sich der Roten Armee an.
Widerstandskämpfer und die tschechoslowakische Exilregierung in London begannen Anfang 1944 einen Aufstand vorzubereiten. Ziel war zum Einen die Zerschlagung der faschistischen Regierung. Zum anderen sollte ein neuer unabhängiger slowakischer Staat geschaffen werden. Der Plan sah vor, der russischen Armee die Gebirgspässe zu öffnen, damit sie die Slowakei befreien könne. Doch der Einmarsch der Wehrmacht machte dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung. Die slowakischen Soldaten wurden binnen kurzer Zeit im Gebirge von deutschen Truppen überwältigt. In Banska Bystrice, dem Zentrum des Aufstandes, sah es jedoch trotzdem zunächst nach einem Erfolg für die Aufständischen aus. Gewerkschaften und Parteien nahmen ihre Arbeit auf. Ein slowakischer Rundfunksender strahlte sein Programm aus, Zeitungen erschienen. Bereits Ende Oktober war Banska Bystrice jedoch von der Wehrmacht besetzt.
Trotz nur zweimonatiger Dauer des Aufstandes waren die Folgen für das Sudetenland gravierend. In den Köpfen und Herzen der slowakischen Bevölkerung hatte sich die Idee eines unabhängigen Staates endgültig festgesetzt. Obwohl nach dem Zweiten Weltkrieg erneut kein neuer Slowakischer Staat gegründet, sondern erneut die „Tschechoslowakei“ auf dem Programm stand, änderte sich das politische Verhältnis zwischen Tschechien und der Slowakei. Das am 5. April veröffentlichte Kaschauer Programm sah mehr Rechte für die Slowakei vor. Dies beinhaltete die Aufstellung eigener Militäreinheiten, eine Selbstverwaltung des slowakischen Gebietes sowie eine Bildungs- und Erziehungspolitik nach eigenen Vorstellungen. Insgesamt konnte die Slowakei die eigenen Territorien damit unabhängig von Prag regieren. Ohne den Nationalaufstand wäre es wohl nicht zu einer solchen Unabhängigkeit in der Slowakei gekommen.
Zum 70. Jahrestag des Aufstandes gibt die slowakische Post heute und morgen eine Briefmarke sowie zwei Sonderstempel heraus, die bis zu sechs Wochen nach Erstausgabe bei Pofis, Nám slobody 27, 817 98 Bratislava 15 zu haben sind. Machen Sie Ihren Beleg zur Abstempelung mit 1.00 € frei.