Ian Fleming: Reporter, Spion, Schriftsteller
Der britische Schriftsteller Ian Fleming, hierzulande vorwiegend bekannt durch seine Roman- und Filmfigur James Bond, starb heute vor 50 Jahren. Obgleich er tatsächlich auch selbst einst als Spion für den britischen Marine-Nachrichtendienst tätig war, bleibt sein Tod durch die Folgen eines Herzinfarktes wohl eher profaner Natur und entspricht so gar nicht dem abenteuerlich-romantischen Abgang eines Nachrichtendienstlers der vordersten Front. Mit 6 Sonderbriefmarken ehrt die Post der beiden Kanalinseln Gurnsey und Alderney das turbulente Leben des bekannten Literaten. Der Spion, den er liebte, taucht schon recht früh, wenn auch nur als unterschwelliger Begleiter, in Flemmings Biographie auf.
Als Spross eines Angehörigen des englischen Unterhauses wäre ihm der Abschluss einer wohlerzogenen und elitären Ausbildung leicht möglich gewesen, allerdings muss er zwei Bildungseinrichtungen wegen vermutlich nicht ganz einvernehmlichen Sado-Maso-Spielchen mit dem anderen Geschlecht verlassen. Daraufhin schickt ihn 1927 die besorgte Mutter nach Österreich, wo er eine Privatschule besucht, welche von einem ehemaligen britischen Geheimdienstmitarbeiter und seiner literarisch affinen Ehegemahlin geführt wird. Der junge Fleming studiert Sprachen und Psychologie und hegt die hehre Absicht, in den Dienst des Auswärtigen Amtes seines Heimatlandes zu treten. Zwar verfasst er schon Kurzgeschichten und Gedichte, denkt aber nicht im Traume daran, sein täglich Brot mit dem Schreiben zu verdienen.
Wie so oft im Leben, kam es dann doch anders als geplant. Der Dienst im Auswärtigen Amt wird ihm verwehrt und so verdingt er sich vorläufig als Reporter für die Agentur Reuters während des Zweiten Weltkrieges. Und wieder gibt es einen prägnanten Berührungspunkt mit dem Geheimdienstgeschäft: Seine erfolgreichste Story schreibt Fleming über einen Spionageprozess in Russland. Des leidigen Geldes wegen versucht er sich eine Zeit lang als Wertpapierhändler diverser Londoner Bankhäuser und gelangt schließlich doch wieder als Korrespondent für die Sowjetunion zur Times.
Spätestens ab 1939 ist Fleming selbst zum Teil Vorlage für seinen berühmten Doppel-Null-Agenten 007. Er erhält eine Position beim Marine-Nachrichtendienst seiner Majestät, wird Verbindungsoffizier für die amerikanischen Kollegen und leitet ab 1943 seine eigene Spezial-Einheit, die Fleming’s Red Indians. „Goldeneye“ hieß eine von ihm durchgeführte Operation, welche die Verhinderung einer deutschen Radarüberwachung von Gibraltar und Südspanien zum Ziel hatte. „Goldeneye“ benennt er auch seine später auf Jamaika erworbene Villa, auf der er einen Großteil seines literarischen Werkes erschafft. Hier kreiert er seinen berühmten Romanhelden und lässt sich von Begegnungen mit realen Figuren aus dem Geheimdienstgeschäft und seinen eigenen Erfahrungen inspirieren. Seinen Namen erhält der Held von dem Ornithologen James Bond, dessen Buch über die Vögel der Antillen Fleming in seiner Villa auf Jamaika im Regal stehen hat.
In den 1940er Jahren besucht Fleming als Verbindungsoffizier regelmäßig das Casino Estroril bei Lissabon, das zu jener Zeit das größte Casino Europas ist, und spielt Baccara mit Kollegen. Das Kartenspiel Baccara ,auch Chemin de fer genannt, ist das Lieblingskartenspiel von 007 und auch Flemings erster Bond-Roman „Casino Royale“ aus dem Jahr 1952 ist durch die Besuche des Estroril geprägt. Die zweite Filmversion dieser Romanvorlage mit Daniel Craig als Bond von 2006 verlagert das Casino lediglich nach Montenegro und wechselt vom Chemin de fer zur heute viel populäreren Pokervariante Texas Hold’em.
Insgesamt verfasst Fleming zwölf James-Bond-Romane und neun James-Bond-Kurzgeschichten. Die Bond-Romane beruhen nach Angaben des Autors zu 90 % auf wahren Begebenheiten und eigenen Erfahrungen. Alle Romane wurden bisher auch in Drehbücher umgeschrieben und verfilmt. Damit ist es mit James Bond aber nicht zu Ende. So ist schon der Film „Golden Eye“ von 1995, erstmals mit Pierce Brosnan in der Hauptrolle, letztlich eine Hommage an Ian Fleming und sein karibisches Domizil gleichen Namens. Das Drehbuch zum Film mit der Pop-Ikone James Bond beruht nicht mehr auf einem Roman seines berühmten Schöpfers. Im Oktober 2015 soll der 24. Film der Bond-Reihe in die Kinos kommen. Die Geschichte geht weiter…