Wissenschaftliche Höhepunkte, private und politische „Nullpunkte“
1920 erhielt Walther Nernst den Nobelpreis für Chemie. Die Auszeichnung bezog sich auf seine „thermochemischen“ Arbeiten, deren Erkenntnisse vor allem im Fall des „Nernst-Theorems“ derart bahnbrechend und grundlegend waren, dass sie in den „3.Hauptsatz der Thermodynamik“ eingingen. Mit der „Nernst-Lampe“ entwickelte der am 25. Juni 1864 in Briesen, dem heutigen W?brze?no, geborene Wissenschaftler noch in den letzteren Jahren des 19. Jahrhunderts allerdings auch eine frühe Form der Glühlampe, von deren zeitweise florierendem Verkauf er überdies als Patentinhaber profitierte. Nernst studierte in Zürich, Berlin und Graz, und bevor er 1905 abermals nach Berlin ging, folgten mit Würzburg, für die Promotion, sowie Leipzig und Göttingen noch weitere akademische Stationen. Dort fand Nernst in mehreren Fällen günstige Umgebungen vor, konnte er sich doch fachlich und persönlich mit diversen einflussreichen Wissenschaftlern wie Wilhelm Ostwald, Emil Fischer, Jacobus van`t Hoff und Svante Arrhenius austauschen, die ebenfalls allesamt zu Nobelpreisehren kamen. Im Zuge ihrer teilweise aneinander anschließenden Arbeiten formte sich ein gemeinsames Forschungsgebiet, die „Physikalische Chemie“, und es etablierte sich mit der Gründung von Instituten und Lehrstühlen auch institutionell. Mit seinem ehemaligen Grazer Lehrer Albert von Nettingshausen wiederum gab der früh zu fachlicher Förderung und Anerkennung seiner älteren Kollegen gekommene Nernst dem „Nernst-Ettingshausen-Effekt“ seinen Namen.
Am „Institut für Physikalische Chemie“ der damaligen „Friedrich-Wilhelms-Universität“ und heutigen „Humboldt-Universität“ blieb Nernst bis 1921, aber seine wissenschaftliche Tätigkeit wurde durch den Ersten Weltkrieg in einen unmittelbar militärischen Kontext verlegt. Auch Leben und Arbeit Walther Nernsts fielen in das frühe 20. Jahrhundert, als es zeitgleich mit wissenschaftlichen und technischen Fortschritten zur globalen politischen Katastrophe und unsagbarem menschlichem Leid kam. Nernst, der sich außerdem freiwillig meldete und im höheren Rang eines Leutnants an Kampfeinsätzen in Frankreich teilnahm, wirkte in seiner Expertenrolle an der Entwicklung von chemischen Waffen und Sprengstoff mit. Der Einsatz von Giftgas auf verschiedenen Seiten der Kriegsmächte stellte dabei ein auch kriegsrechtlich problematisches Thema dar.
Auf wissenschaftlicher Ebene engagierte sich Nernst hingegen schon vor dem Krieg für internationalen Austausch und Kooperation. Tatsächlich war es speziell er, der mit Ernest Solvay, einem belgischen Fabrikanten von Chemieprodukten, die seit 1911 veranstalteten, den Disziplinen Physik und Chemie verpflichteten „Solvay-Konferenzen“ auf den Weg brachte. Der wissenschaftsbegeisterte Solvay fungierte als finanzkräftiger Mäzen, und schon am ersten Brüsseler Treffen nahmen z.B. mit Max Planck, Albert Einstein, Marie Curie oder Hendrik Antoon Lorentz viele prominente Naturwissenschaftler teil.
In Göttingen, wo er, dies wird bezüglich des Privatmannes Nernst öfter erwähnt, auf den Straßen der Stadt in der noch exklusiven Rolle eines frühen Automobilbesitzers und -benutzers in Erscheinung trat, lernte Walther Nernst Emma Lohmeyer kennen. Die beiden heirateten 1892 und hatten fünf Kinder. Auch das Ehepaar und die Familie Nernst traf der Erste Weltkrieg auf fürchterliche Weise. Die beiden gefallenen, jungen Söhne Rudolf und Gustav überlebte Walther Nernst um mehr als 20 Jahre. Er starb 1941 in Berlin. Nach vier Jahren präsidialer Tätigkeit an der „Physikalisch-Technischen Reichsanstalt“ war der Nobelpreisträger 1925 als Direktor an das alte Berliner Institut zurückgekehrt und hatte dort noch einmal bis in die frühen 30er-Jahre am akademischen Betrieb teilgenommen.
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