Bärbeißige Typen voller Autorität
Geboren am 17. Mai 1904 als Sohn zweier Varietékünstler, die sich mit kleineren Rollen über Wasser hielten, hat der Junge selbst zunächst nichts mit der Schauspielerei am Hut: Mit zwölf Jahren bricht er die Schule ab, reißt von zu Hause aus und schlägt sich die nächsten Jahre mit Gelegenheitjobs als Laufbursche, Eisengießer, Magazinverwalter und Mechaniker durch. Erst mit 18 Jahren kehrt er zurück – und wendet sich nun doch dem Theater zu. Auf erste Auftritte als Statist folgen die nächsten als Sänger und Tänzer in Paris, wo er bald durch seine Imitationen von Maurice Chevalier bekannt wird. Im Jahr 1930 dreht er unter Regie von Hans Steinhoff dann seinen ersten Film und kann sich schnell als Charakterdarsteller etablieren.
Filme wie „Die große Illusion“, „Hafen im Nebel“, „Nachtasyl“ und „Bestie Mensch“ machen ihn zum Star. Als Frankreich von den Deutschen besetzt wird, geht er ins Exil in die USA, wo er Marlene Dietrich wieder trifft und ihre große Liebe wird. Einen einzigen Film drehen sie zusammen, nach Kriegsende in Paris, dann trennt er sich von ihr, weil sie sich geweigert hatte, ihn zu heiraten und mit ihm Kälber zu züchten. Vorher hatte er als Panzerkommandant an der Befreiung Frankreichs teilgenommen. 1949 heiratet er Dominique Fournier und langsam kommt auch seine Filmkarriere wieder in Gang. 1954 kann er mit „Wenn es Nacht wird in Paris“ wieder an seine Vorkriegserfolge anknüpfen, ab jetzt spielt der früh ergraute Mann mit dem massigen Schädel nur noch Hauptrollen, bärbeißige Typen, die souverän und voll Autorität agieren. Er spielt mit Alain Delon, Jean Paul Belmondo, Brigitte Bardot, Simone Signoret und Lino Ventura und ist nun eine französische Institution.
Besonders in harten Kriminalfilmen brilliert er und gibt die Idealverkörperung von Simenons „Kommissar Maigret“, glänzt aber auch in Komödien, denn: „Beim Film ist es wie im Leben: Man beginnt als jugendlicher Liebhaber, dann wird man Charakterdarsteller und endet als komischer Alter.“ Am 15. November 1976 stirbt Jean Gabin auf seinem Landsitz in Neuilly-sur-Seine und in Paris trauert Marlene Dietrich: „Er war ein zärtlicher und liebevoller Mann und er hat mich geliebt, wie ich ihn geliebt habe. Es ist ein Verlust, an den ich Tag und Nacht denke.“ Bis zuletzt hatte sie auf eine Versöhnung gehofft. Doch er hatte jeden Kontakt abgelehnt, blieb stur und wortkarg, so, wie man ihn aus seinen Filmen kennt.