Das geheime Leben des Salvador Dalí
Nachdem Gala 1982 gestorben war, blieb er noch sieben Jahre am Leben. Mit ihr war seine eine gegangen, sein alles. Auch seine Obsession. Salvador Felipe Jacinto Dali i Domenech besaß praktischerweise ein schönes Haus und Anwesen, in das er sich zurückziehen konnte. Er, mittlerweise allerdings sehr krank und gebrechlich, hatte in den vergangenen 60 Jahren jede Menge Geld verdient. Und zu dem Thema Geld hatte er, wie auch sonst, keine Illusionen.
Keine Illusionen? Der große „Surrealist“ beschäftigte sich zwar mit den Träumen und Traumbildern, aber dabei sah er gerade klar und viel deutlicher die Zusammenhänge und mehr von den Dingen. Er hatte sich darauf spezialisiert, auf die Verwobenheit von Traum, Irrationalität und Wirklichkeit, das Unbewusste, an das die französischen Surrealisten von André Breton bis René Magritte und er selbst in den 1920er-Jahren gestoßen waren und zu stoßen beabsichtigten.
Salvador Dalí, der überaus versierte Meister malerischer Techniken und Stile, aber auch der Skulpturen und Kunst-„Aktionen“. Studiert hatte er in Madrid, und schon früh beherrschte er die Malerei, wie sie die großen Renaissance- Künstler praktiziert hatten. Später, seit den 1940er-Jahren entwickelten sich auch Dalís Bildthemen und Motive noch einmal in diese Richtung. Dabei beschäftigten sie sich sowohl mit dem Katholizismus als auch der jüngst gefallenen Atombombe.
Man konnte bei ihm das Verworrene, Komplexe, aber auch das Verrückte, ja Lustige sehen. So lustig, wie sein Bart sich drehte, wie Dalis singendes Sprechen, wenn einer – oder die Kamera – zuhörte. Wie sogar die Uhren, die „Weichen Uhren“ in seinem bekanntesten Ölgemälde. Die allerdings auch recht unheimlich waren. „Die Beständigkeit der Erinnerung“ bzw. „Die zerrinnende Zeit“ – Wer traut sich schon, auf unsere und die eigene Zeit, die verrinnt, zu blicken?
Nicht wenigen Menschen kam er natürlich vor wie ein Außerirdischer. Aber die von ihm so benannte „Paranoisch-kritische Methode“ der gezielten und aufmerksamen Öffnung für das Unbewusste wendete Dalí präzise an. Er drehte damit auch Filme. „Ein andalusischer Hund“ von 1929 und „Das Goldene Zeitalter“ aus dem Jahr 1930 entstanden zusammen mit dem befreundeten Filmemacher Luis Buñuel. Auch mit Alfred Hitchcock kooperierte er für dessen ausdrücklichen Psychoanalyse-Streifen „Spellbound“ („Ich kämpfe um dich“).
Mit der Zeit tauchte er auch öfter im Fernsehen auf, es kam zu diversen Berührungen mit der „Massen“-oder Popkultur. Zum Beispiel stellte sich ihm der Rocksänger Alice Cooper, der seit seiner Jugend ein begeisterter Dalí-Fan war, gerne für zur Verfügung. Bzw. ein wichtiges Körperteil: „Das erste zylindrische Chromohologrammporträt von Alice Coopers Gehirn“ war der Titel der Arbeit aus den 1970er-Jahren.
Dalí starb in Figueres, dem Ort, der auch Stätte seiner Geburt gewesen war. In die Kindheit hatte er natürlich so manches Mal zurückgeblickt. Auf seinen Bruder, der mit nicht einmal drei Jahren gestorben war, bevor er zur Welt kam oder auf den frühen Tod seiner Mutter. Eine solche war vielleicht auch Gala, mit bürgerlichem Namen Jelena Dmitrijewna Djakonowa, gewesen. Nach ihrer ersten Begegnung im Jahr 1929 hatte sie letztlich immer an seiner Seite gestanden. Immer wieder hatte er sie gemalt und in seine Werke einfließen lassen.
„Das geheime Leben des Salvador Dalí“ war der Titel seiner Anfang der 40er- Jahre erschienen Autobiographie. Dargestellt hatte er, ausgestellt. Nicht nur das Werk, sondern auch sich selbst.