Erfindungen, die die Welt verändern, werden nicht nur in dunklen Kämmerchen gemacht
Vor genau einer Woche jährte sich der Geburtstag des deutschen Funkpioniers Adolf Slaby zum 164. Mal. Noch mehr als Wegbereiter im gleichen Gebiet gilt vielleicht der am heutigen Tag aus demselben Grund bedachte italienische Nobelpreisträger Guglielmo Marconi.
War er doch der erste überhaupt, dem es gelang mittels drahtloser Telegrafie Nachrichten über kilometerweite Entfernungen und nur wenige Jahre darauf am 12. Dezember 1901 sogar vom englischen Poldhu nach St. John`s auf Neufundland über den Atlantik zu schicken. Die Bewegung von Funkwellen, das zeigte sich beim von Marconi persönlich verfolgten, erfolgreichen transatlantischen Senden der Signale, die den Buchstaben „S“ ohne Kabelverbindung übermittelten, scheiterte nicht an der Erdkrümmung. Der ausgewählte Buchstabe stand wohl für „success“, bei der Positionierung der empfangenden Antenne am neufundländischen „Signal Hill“ arbeitete Marconi mit einem in ungefähr 100 Meter Höhe fliegenden Drachen.
Anders als der Berliner Professor Slaby, hatte der Mann aus Bologna, der im Mai 1897 telegrafische Signale einige Kilometer weit über den Bristolkanal schickte, sich eher in Eigenregie mit den Arbeiten von Heinrich Hertz oder James Clerk Maxwell zu elektromagnetischen Wellen auseinandergesetzt. Davon ausgehend hatte er buchstäblich im ländlichen Elternhaus und der nahen Umgebung unbemerkte und von der italienischen Politik zunächst ignorierte eigene Experimente designt und durchgeführt.
Der erfolgreiche Versuch über den Bristolkanal erfolgte jedoch unter Aufmerksamkeit der gesamten internationalen Fachwelt und der Kaiser Wilhelms II, der sich sehr begeistert gegenüber der Telegrafie zeigte und deshalb den deutschen Slaby in seinen Forschungen unterstützte. Marconi selbst prägte den Ausspruch „Erfindungen, die die Welt verändern, werden nicht nur in dunklen Kämmerchen gemacht.“
Förderung erfuhr der Sohn einer irischstämmigen Mutter speziell von William Preece, der als leitender Ingenieur für das britische „General Post Office“ arbeitete. In England gründete Marconi auch schon früh ein erstes Unternehmen namens „The Wireless Telegraph & Signal Company Limited“. Seine wirtschaftlichen Betätigungen bekamen später speziell mit der von Deutschland aus arbeitenden „Telefunken-Gesellschaft“ einen großen Konkurrenten.
Nachdem er 1909 den Nobelpreis für Physik bekommen hatte und als Inhaber maßgeblicher, wenngleich teilweise umkämpfter Patente und als marktdominierender Firmenbesitzer zu einigem Reichtum gekommen war, hörte Marconi nicht auf, weiter zu forschen. Zuletzt arbeitete der seit jeher Seefahrtbegeisterte auch oftmals an Bord seiner Yacht, mit der er oft lang auf See war. Vor allem für die Schifffahrt war die neue Funktechnologie zu Beginn des 20. Jahrhunderts von enormer Bedeutung, was auch am Beispiel der Titanic-Katastrophe erkennbar wird, bei der aufgrund drahtlos-telegrafisch ausgesendeter Hilferufe Rettungsmaßnahmen unternommen werden konnten.
Zusammen mit Marconi hatte der Physiker Karl Ferdinand von Braun, der wie manch anderer Forscher entscheidend zur Entwicklung der Funkübertragung bis hin zum frühen „Radio“ der ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts beitrug, die Stockholmer Auszeichnung erhalten.
Im Besonderen als der Mann, der die Funkwellen zum ersten Mal über den Ozean schickte, nimmt Guglielmo Marconi in jenem Gebiet jedoch eine besonders prominente Rolle ein. Als er 1937 im Alter von 63 Jahren starb, stoppte man dann tatsächlich auch für zwei Minuten den allgemeinen Funkverkehr.