Kar(l)freitag

1974 erschien zum 125. Geburtstag des Funktechnikers Adolf Karl Heinrich Slaby eine Briefmarke, MiNr. 467.

1974 erschien zum 125. Geburtstag des Funktechnikers Adolf Karl Heinrich Slaby eine Briefmarke, MiNr. 467.

Der am 18. April 1849 in Berlin geborene Ingenieur Adolf Karl Heinrich Slaby beschäftigte sich mit der drahtlosen Telegraphie, der Funktechnik. Er tat dies als Wissenschaftler im Bereich der Elektrotechnik, einer akademischen Disziplin, bei deren Etablierung im deutschen akademischen Betrieb Slaby eine einflussreiche Rolle spielte. Doch es war auch das Interesse Kaiser Wilhelms II. an der Nutzung der neuen Funktechnik speziell für militärische Zwecke, die den Kontext der Arbeit des Technikers mitbestimmte. Seine vor allem praxis-oder anwendungsorientierten experimentellen Forschungsaktivitäten standen außerdem in wirtschaftlichen Zusammenhängen. Denn an seiner Wirkungsstätte Berlin befanden sich auch unterstützungswillige Vertreter der Industrie, mit denen der Ingenieur kooperierte.
Ab 1882 war Slaby Dozent, seit 1886 Professor an der erst wenige Jahre zuvor gegründeten „Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin“. Unter seiner Ägide wurde dort ein „Elektrotechnisches Laboratorium“ installiert, und noch bevor Ende der 1890er-Jahre durch kaiserliche Befürwortung die Ausweitung des Promotionsrechts auf die entstehenden Technischen Hochschulen begann, betätigte sich Slaby auch im „Verband deutscher Elektrotechniker“ und dem „Verein deutscher Ingenieure“. Die Elektrotechnik und jene, die sie betrieben, erhielten zur Jahrhundertwende institutionelle Beheimatungen und gewannen an Prestige. Im Besonderen der Hochschullehrer Slaby hatte mit dem Kaiser des Deutschen Reiches einen Hörer von einzigartigem Rang. Nachdem er 1893 über eine elektrische Neuorganisation der Beleuchtung in dessen Berliner Stadtschloss gewacht hatte, wurde Slaby Wilhelms Adressat für Fragen zur Elektrotechnik und Möglichkeiten ihrer praktischen Anwendung.
Konnte er, der nach seinem Maschinenbaustudium eine Zeit lang als Lehrer an einer Gewerbeschule Mathematik und Mechanik unterrichtet hatte, doch besonders gut erklären, wie die neue Kommunikationstechnologie der drahtlosen Telegraphie funktionierte. Diese trieb in den späten Neunzigerjahren inhaltlich und, was die allgemeine und internationale Beachtung betraf, zunächst speziell Guglielmo Marconi mit seinen Entwicklungen und Versuchen voran. Als er mit seinem Übertragungssystem im englischen Bristol sogar mehrere Kilometer überbrückte, war der anwesende Slaby regelrecht ergriffen. Ähnlich wie zuvor der junge Italiener, schickte er 1897 in Berlin selbst Nachrichten über zunehmend lange und dabei zeitweise sogar Marconi übertreffende Entfernungen. Weil dabei von Antennen aufgenommene elektromagnetische Wellen mit einem elektrischen Funken erzeugt wurden, sprach man in Deutschland von „Funkentelegraphie“.
Dieser Begriff fand sich auch im späteren Unternehmensnamen der „Gesellschaft für drahtlose Telegrafie mbH. “, nämlich „Telefunken“, die 1903 aus der „Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG)“ und deren zeitweiligem Konkurrenten „Siemens und Halske“ hervorging. Mit der AEG hatten Slaby und sein Assistent Georg Graf von Arco, der später bei der „Telefunken-Gesellschaft“ eine leitende Position einnahm, bereits in den Neunzigerjahren zusammengearbeitet und unter anderem eine kommerzielle Verwertung des von ihnen entwickelten, patentierten „Slaby-Arco“-Systems arrangiert.
Adolf Slaby starb ein Jahr vor Beginn des Ersten Weltkrieges. Nur ein paar Jahre nach den ersten „Kurzstreckenversuchen“ mit der drahtlosen Telegraphie, die Marconi und er selbst unternommen hatten, war man schon in der Lage gewesen, damit über mehrere tausend Kilometer hinweg „transatlantisch“ zu kommunizieren.


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Authored by: Marius Prill

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