Im Zeichen des Löwen
Familieneigene und auch über die Grenzen Frankreichs hinaus agierende Betriebe gab es bei den Peugeots schon, bevor er am 26. März 1849 zur Welt kam. Mit dem Schwenk zur Herstellung von Automobilen führte Armand Peugeot sein Unternehmen, dessen Wege auch im folgenden Jahrhundert noch von Nachkommen der Familie geleitet werden sollten, an der Wende zum 20. Jahrhundert jedoch in eine ganz allgemein neue Branche und auch in eine andere Größenordnung. Die Produktpalette der von Peugeots Vater Émile und dessen Bruder Jules betriebenen Firma „Peugeot Frères“, den „Brüdern Peugeot“, reichte von der Bandsäge bis zu Kaffeemühlen. Armand Peugeot selbst hatte die Universität als Ingenieur verlassen, als er seine eigenen unternehmerischen Ambitionen unter dem Namen „Les fils de Peugeot Frères“, zu deutsch „Die Söhne der Gebrüder Peugeot“, zusammen mit Jules‘ Filius Eugène in den 1880er-Jahren zunächst über den Vertrieb von Fahrrädern verfolgte. Dies, wie z.B. nach wie vor auch die traditionsreichen Pfeffermühlen, sollte auch in der weiten Zukunft Bestandteil peugeotscher Firmenaktivitäten bleiben.
Aber in jenen Jahrzehnten der bahnbrechenden Innovationen auf dem Gebiet der nun auch motorisierten Fortbewegungsmittel strebte besonders Armand Peugeot eine bedeutsame Neuausrichtung an. Zunächst einmal fertigte man ein vom Ingenieur Léon Serpollet konzipiertes, nicht mehr muskelkraft-, sondern dampfmaschinenbetriebenes Dreirad an. Und dann, in den 1890er-Jahren, wurde in Kooperation mit dem französischen Lizenzinhaber Émile Levassor auf den Daimlerschen Verbrennungsmotor, der für den massenhaften Gebrauch kompatibler sein sollte, auf vierräderige Fahrzeuge umgesattelt.
Mehrere derartig ausgestattete Modelle gingen in wachsender Stückzahl in die Produktion und den Verkauf, bevor bei Peugeot schließlich eigene Motoren entwickelt und gebaut wurden. Als erstes Unternehmen arbeitete man außerdem mit Gummireifen, und wie andere Automobilhersteller machte die Marke Peugeot renommeefördernderweise im Rennsport auf sich aufmerksam. Jenseits von „Les fils de Peugeots Frères“, das bald von Eugènes Söhnen fortgeführt wurde, gründete Armand Peugeot im Jahr 1896 die ausschließlich auf Kraftfahrzeuge spezialisierte Gesellschaft „Automobiles Peugeot“. Diese fabrizierte zunächst in einem Werk in Audincourt und bald darauf zusätzlich in Lille.
Mit Beginn des neuen Jahrhunderts wurden unter dem Familiennamen auch Motorräder hergestellt, im Jahr 1910 schlossen sich die beiden Peugeot-Zweige wieder in der „Société des Automobiles et Cycles Peugeot“ zusammen, und auch die mittlerweile mit Lenkrädern, statt Lenkern ausgerüsteten Autos aus dem Hause Peugeot trugen nun das bekannte Firmenlogo, den Löwen. Dieser symbolisierte schon seit knapp 50 Jahren peugeotsche Produkte und seit 1905 die Automobile der von „Les fils…“ ins Leben gerufenen Marke „Lion Peugeot“. Als Armand Peugeot zu Beginn des Jahres 1915 starb, hatte der Erste Weltkrieg begonnen, und, wie bei vielen anderen Konzernen, sollte die allgemeine Aufrüstung auch die Geschicke des seinen ergreifen. Neben für militärische Zwecke verwendeten Lastkraftwagen arbeitete man bei Peugeot jetzt auch an Motoren für Panzer.