Too drunk to live…
So lautete das Fazit der irischen Tageszeitung Daily Express in ihrem Nachruf auf den großen Literaten Brendan Behan: zu jung zum Sterben, aber zu betrunken zum Leben. Er selbst bezeichnete sich auch gern als Trinker mit einem Literaturproblem. Denn Humor hatte er, und auch an Selbsteinsicht mangelte es ihm nicht. Aber für eine Umkehr war es bereits zu spät. Und so verstarb Brendan Behan heute vor 50 Jahren, am 20. März 1964, im Anschluss an ein Trinkgelage im Alter von nur 41 Jahren. Eine Sondermarke aus Irland würdigt heute philatelistisch den Sohn des Landes.
Als Dubliner Arbeiterkind in eine radikal republikanische Familie geboren, erfuhr er dank seiner kulturinteressierten Eltern bereits früh literarische Bildung. Gleichzeitig führte dieses Umfeld den jungen Behan bereits als Teenager in die IRA. Mit 16 Jahren wurde er im Rahmen eines missglückten Sprengstoffattentats in Liverpool gefasst und verbrachte die folgenden acht Jahre weitgehend in Besserungsanstalten und Gefängnissen. Und tatsächlich erfuhr er in diesen Einrichtungen eine gewisse Besserung. Brendan Behan studierte in den Gefängnisbibliotheken Literatur und erlernte die gälische Sprache. Bald entstanden erste Kurzgeschichten und Gedichte, die er nach seiner Entlassung 1946 auch veröffentlichte.
Nach seiner Trennung von der IRA zog sich der nun 23-jährige junge Mann für ein paar Jahre nach Paris zurück, wo er sich als Gelegenheitsschriftsteller über Wasser hielt, sich aber ernsthaft mit dem Beruf des Literaten auseinandersetzte. Mit Erfolg, denn nach seiner Rückkehr nach Irland gelang es Behan endlich, eine ernsthafte Karriere zu starten. Es heißt, vor Paris sei er ein Trinker gewesen, der über seine literarischen Pläne erzählt habe, nach Paris sei er ein Schriftsteller gewesen, der zu viel trinke. Zurück in Dublin, saß er jeden Morgen früh um sieben am Schreibtisch und schrieb bis mittags, wenn die Pubs öffneten. Erste große Erfolge feierte er mit literarischen Verarbeitungen seiner Gefängniszeit. Sein Theaterstück über einen Todeskandidaten schaffte es sogar bis an den Broadway. Sowohl in englischer als auch in irischer Sprache fand Behan eine wachsende Zahl Anhänger. Dabei berührte er thematisch häufig den britisch-irischen Konflikt und setze sich differenziert und humorvoll damit auseinander.
Doch der Erfolg tat ihm nicht gut. Die Disziplin wurde von ausschweifenden Feiern durchbrochen und bald stellte er selbst fest, dass ihm der Alkohol sowohl die Zeit als auch die Fähigkeit raubte, mit seiner Arbeit erfolgreich fortzufahren. Versuche, Textarbeit per Tonbandaufzeichnung zu kompensieren, gelangen leidlich, erreichten aber nicht mehr das vorherige Niveau. Gleichzeitig war seine Gesundheit ab 1960 im Niedergang. Diabetes und andere alkoholbedingte Leiden führten zu Zusammenbrüchen und – da Behan sein Verhalten nicht änderte – schließlich zum Tode.
Bis heute wird der ewig trunkene Poet in seiner Heimat verehrt. Zahlreiche Musiker haben dem Literaten mit dem Rock´n´Roll-Lifestyle die Ehre erwiesen. Ins Deutsche wurden einige seiner Werke übrigens von Heinrich Böll übersetzt.