Marke der Woche: Kraftpakete des Nordens
Die aktuelle „Marke der Woche“ ist Teil der groß angelegten Norden-Serie, an der unter anderem auch Länder wie Grönland, Island sowie die Postverwaltungen von Åland und den Färöern mit zahlreichen Sondermarken teilnahmen. Ziel war es, die Bedeutung der Nordmeere für diese Seefahrernationen zu dokumentieren. Dabei wurden sowohl kulturelle, historische als auch wirtschaftliche Aspekte beleuchtet. Die gezeigte Sondermarke Norwegens kommt heute an die Postschalter. Ihr Motiv ist ein auf den ersten Blick sonderbar anmutendes Hochseeschiff. Auffällig ist vor allem der bullige Bug. Dass wir es hier nicht mit einem Vergnügungsdampfer oder Passagierschiff zu tun haben, ist offensichtlich. Nein, es handelt sich vielmehr um ein spezielles Schiff für die Offshore-Förderung. Norwegen gehört zu den erdölfördernden Ländern, die gerade in der Nordsee beachtliche Mengen des fossilen Brennstoffes gewinnen. Dies geschieht unter Einsatz modernster Fördertechnik. Der Betrieb, die Instandhaltung und die Krisenintervention von unterseeischen Bohrlöchern erfordert große Fachkenntnis und hochspezialisiertes Gerät. Einen Großteil der norwegischen Versorgungs- und Konstruktionsschiffe betreibt die DOF ASA Gruppe. Mit knapp 100 Hochseeschiffen ist sie ein zentrales Unternehmen der norwegischen Ölindustrie. Das abgebildete Schiff ist ein Ankerziehschlepper. Diese Kraftpakete können einerseits große Ölbohrplattformen in Position verschleppen, andererseits sind sie für das Verlegen von Unterwasserrohren unentbehrlich. Die gewaltigen Rohrleger arbeiten nämlich vertäut an Ankern und ziehen sich an ihnen entlang, während parallel an Bord Rohrsegmente verschweißt und über das Heck abgelassen werden. Für den Positionswechsel und die Neuausbringung der Anker müssen diese erst einmal aus dem Meeresboden gezogen werden. Dafür braucht es ungeheure Kraft, da die großen Rohrleger die Anker tief in den Meersboden ziehen. Viele der Ankerziehschlepper verfügen über eine Hubschrauberplattform am Bug. Etliche sind für leichten bis mittleren Eisgang ausgelegt und können so auch jederzeit anstelle der regulären Versorgungsschiffe zu entlegeneren Plattformen vordringen.
Norwegen gehört zu den Anrainerstaaten, die sich aktuell sehr für neue Förderlizenzen in der Arktis einsetzen. Die Förderung von Erdöl im Eismeer ist sehr umstritten, da durch Unfälle oder undichte Bohrlöcher gewaltigen Schäden im Ökosystem Arktis entstehen könnten, deren Behebung aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse noch schwieriger wären, als dies ohnehin schon der Fall ist. Die Funktion der Arktis für die Lebenskreisläufe der Ozeane wurde lange unterschätzt. Die Zerstörung des Ökosystems hätte unabsehbare Folgen weltweit. Doch wird der Wettlauf um das arktische Öl mit dem zunehmenden Abschmelzen der Polkappe an Tempo gewinnen. Denn wo man Geld verdienen kann, zählt das Leben nicht viel. Das darf man bei aller Faszination der Technik und der menschlichen Leistungen nicht vergessen.
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