Orchesterchef in einer Irrenanstalt
Land of Hope and Glory,
Mother of the Free,
How shall we extol thee,
Who are born of thee?
Sie ist neben der eigentlichen Nationalhymne, „God save the Queen“, und dem patriotischen „Rule Britannia“ eine der Hymnen Englands und noch dazu ein ziemlicher Ohrwurm: „Land of Hope and Glory“. Geschrieben von Arthur Christopher Benson, wurde die Ballade vom englischen Komponisten Edward Elgar als Teil des „Pomp & Circumstance March No. 1“ vertont. Elgar, geboren am 2. Juni 1857, war einer der national und international bekanntesten englischen Komponisten seiner Zeit, geriet aber nach seinem Tod etwas in Vergessenheit. Dabei harren einige spannende Werke der Wiederentdeckung.
Seine damalige Karriere begann über Umwege: Durch seinen Vater, einen Musikalienhändler und Klavierstimmer, kam er früh mit Musik in Berührung, lernte Klavier und Geige spielen und schrieb bereits erste Kompositionen im Alter von zehn Jahren. Das kompositorische Rüstzeug erlernte er autodidaktisch, doch eigentlich wäre er gern nach Leipzig aufs Konservatorium gegangen und hatte sogar schon begonnen, Deutsch zu lernen. Ihn zum Studieren zu schicken, konnte sich der Vater jedoch nicht leisten, und so begann der junge Edward nach dem Schulabschluss eine Ausbildung zum Rechtsanwaltsgehilfen, die er allerdings schnell wieder abbrach. Stattdessen schlug er sich als Klavier- und Geigenlehrer durch, bevor er mit 22 Jahren eine erste Anstellung als Orchesterleiter bekam: Im „Lunatic Asylum“, also in der Irrenanstalt der heimischen Grafschaft von Worcester. Zugleich war er als Professor für Violine an einer Blindenschule tätig und spielte als Geiger auf Festivals und Konzerten in der Umgebung, einmal sogar unter dem Dirigat von Antonin Dvorák.
Ab 1880 besuchte er den Kontinent, Paris und Leipzig und begeisterte sich für die Musik Richard Wagners. 1889 heiratete er eine seiner Geigenschülerinnen, die acht Jahre ältere Schriftstellerin Caroline Alice Roberts. Zusammen mit ihr kam seine Karriere allmählich in Gang, erste Kompositionen, vorwiegend Oratorien, wurden erfolgreich aufgeführt und verschafften ihm Anerkennung, der Durchbruch gelang Elgar 1899 mit seinen „Enigma-Variationen“, die unter Hans Richter in London aufgeführt wurden und ihm internationale Anerkennung verschafften. Ab 1901 schrieb Elgar die fünf „Pomp and Circumstance“-Märsche, wobei er das Trio des ersten Marsches für die Krönung König Edwards VII. zur Coronation Ode umarbeitete: „Land Of Hope And Glory“. Elgar wurde gefeiert, bekam akademische Titel, und wurde zum Ritter geschlagen.
In den nächsten Jahren schuf er drei Kammermusikwerke, das elegische Cellokonzert sowie ein Konzert für Violine und Orchester, das er auf Wunsch des Geigenvirtuosen Fritz Kreisler komponierte. Mit dem Tod seiner Frau im Jahr 1920 erlahmte seine Schaffenskraft jedoch zusehends. Heute vor 80 Jahren, am 23. Februar 1934, ist Edward Elgar hochgeehrt an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Zu seinen Bewunderern zählten namhafte Komponisten wie Jean Sibelius, Richard Strauss und Igor Stravinsky, bis 2007 zierte Elgars Porträt die britische 20-Pfund-Banknote.