Im Dienst der Kunst und Auftrag der Päpste
Nicht nur mit dem „David“ und den Malereien der Sixtinischen Kapelle in Rom schuf er einige der höchstgeschätzten und berühmtesten Kunstwerke aller Zeiten. Der Bildhauer und Maler arbeitete und lebte bis zu seinem Tod am 18. Februar 1564 vor allem in Rom und Florenz. Als Architekt war er an den Bauarbeiten am Petersdom beteiligt, und neben seiner Arbeit als Bildender Künstler brachte Michelangelo auch dichterische Werke hervor. Michelangelo Buonarotti wurde 88 Jahre alt, und der Kunst ging er fast sein ganzes Leben lang nach. Nicht zuletzt durch die Unterstützung des einflussreichen Renaissancepolitikers Lorenzo dé Medici existierte im Florenz des späten 15. Jahrhunderts ein lebhafter Kunstbetrieb, in dessen Rahmen auch der sehr junge Michelangelo Unterricht erhielt und Gelegenheit zur Entfaltung und Arbeit fand.
Dies betraf auch schon früh die mehrjährige, nicht selten unvollendete, aber stets überaus hingebungsvolle Beschäftigung mit außergewöhnlich expressiven Skulpturen. Zum Beispiel mit der berühmten „Pieta“, welche die in inniger und umarmender Trauer um ihren Sohn versenkte Maria zeigte und mit der Michelangelo, mittlerweile bekannt und tätig in Rom, um seinen 20. Geburtstag herum begann. Der Auftrag für den nicht nur in renaissancetypischer, den Körper idealisierender Manier unbekleideten, sondern auch riesenhaften, kraftvollen und gottgleichen „David“ kam bald darauf aus florentinischer Richtung.
Über die insgesamt vier Jahre, bis 1512 dauernde und äußerst strapaziöse Arbeit an der berühmten vatikanischen Kirchendecke wachte hingegen Papst Julius II. persönlich, dessen ebenfalls mit biblischen Motiven versehene Grabstätte Michelangelo außerdem anfertigen sollte. Clemens VII. forderte knapp 20 Jahre später noch die Erweiterung der kirchlichen Fresken um die Darstellung des „Jüngsten Gerichtes“. Nach dessen Fertigstellung gab es einige religiös-moralische Beanstandungen der im Werk abermals betonten Nacktheit.
Mehrere hundert Gedichte verfasste der unverheiratete Michelangelo über die Jahre, und viele davon waren der in Rom ansässigen Dichterin Vittoria Colonna gewidmet. Eindrucksvoll und plastisch schrieb er auch über die vom ihm als schicksalhaft begriffenen geistigen und emotionalen, aber, zum Beispiel im Fall der langjährigen Deckenmalerei, auch körperlichen Anstrengungen und Entbehrungen der künstlerischen Arbeit.
Im Bewusstsein schwindender Lebenskräfte und der speziell in diesem Fall auch religiös motivierten künstlerischen Aufopferung verpflichtete sich Michelangelo in seinen letzten zwei Jahrzehnten der architektonischen Gestaltung des neuen Petersdoms.
Bis zuletzt arbeitete er mit Meißel und Stein auch in seinem künstlerischen Lieblingsfeld der Bildhauerei und in der kargen Einsamkeit und kompromisslosen Konzentration seines römischen Ateliers. Seinem Wunsch gemäß wurde Michelangelo in Florenz bestattet. Infolge örtlicher politischer Umbrüche und mehrerer groß angelegter, aber nur eingeschränkt umgesetzter Aufträge, zum Beispiel einer opulenten Grabstätte für die Herrscherfamilie der Medici, hatte er zu der toskanischen Stadt eine zwar turbulente, aber nichtsdestotrotz anhaltend heimatliche Beziehung gehabt.