Ein Meilenstein der Genetik
Mit seinen biologischen Studien zur Vererbung und den daraus hervorgegangenen „Mendelschen Regeln“ lieferte Gregor Mendel bedeutende und grundlegende Erkenntnisse für eine wissenschaftliche Genetik. Der Todestag des im zu dieser Zeit österreichischen Mähren geborenen Mönchs und Forschers ist der 6. Januar 1884. An die Öffentlichkeit brachte Mendel seine Ergebnisse 1865. Drei Jahre später wurde er Abt des Augustinerklosters Brünn und richtete seine Aufmerksamkeit nicht zuletzt auf damit verbundene Aufgaben. Der Publikation vorangegangen waren hingegen fast zehn Jahre, in denen Mendel unzählige biologische Experimente durchgeführt hatte. Im Garten des Klosters und einem dort aufgestellten Treibhaus hatte er vor allem Erbsen gezüchtet und untersucht.
Mendel war 1843 mit 21 Jahren nach Brünn gekommen, um Mönch zu werden und eine theologische Ausbildung zu durchlaufen. Gleichzeitig ermöglichte der Ordenseintritt ihm auch anderweitige akademische Studien. Mendel nahm erst in Brünn den Namen Gregor an, bislang hatte der Sohn einer über wenig Geld verfügenden Bauernfamilie Johann geheißen. Als mittlerweile geweihter Ordenspriester beabsichtigte Mendel einige Jahre später, Gymnasiallehrer zu werden, bestand jedoch dafür erforderliche Prüfungen nicht. Mit dem Segen des Abtes ging Mendel an die Wiener Universität, um weiter zu studieren. Als er in das Kloster Brünn zurückkehrte, konnte er nicht nur als Lehrer arbeiten. In Wien hatte Mendel noch einmal seinen seit jeher eher naturwissenschaftlichen Interessen an Landwirtschaft und Botanik, Physik und Mathematik nachgehen können. In der Folge setzte er diese in selbstständigen und äußerst ambitionierten Studien außerhalb eines universitären Rahmens um.
Besonders und beindruckend an Mendels Kreuzungsexperimenten war, dass er bei präziser statistischer Dokumentation und Auswertung mit über 10 000 gezüchteten Erbsenpflanzen und dabei rund 350 000 Samen eine sehr große Menge an Untersuchungsgegenständen heranzog und bewältigte. Auf diese Weise ließen sich anhand einer Beobachtung der generationellen Weitergabe von einzelnen, offensichtlichen Merkmalen wie Farbe und Form von Samen und Blüten Regelmäßigkeiten ermitteln. Dabei war Mendel der erste, der in Vorgängen der Vererbung jene Gesetz-und Verhältnismäßigkeiten herausarbeitete, die in den sogenannten „Mendelschen Regeln“ zur „dominanten“ und „rezessiven“ Weitergabe, zur „Uniformität“, „Spaltung“ und „Neukombination“ biologischer Merkmale festgehalten sind.
Mendels Erkenntnisse wurden durch wissenschaftliche Entwicklungen des 20. Jahrhunderts weniger widerlegt, als dass man weitere, davon abweichende Varianten der Vererbung ermittelte und über sein an der Oberfläche ansetzendes, beobachtend-statistisches Vorgehen hinaus ging. Doch deuteten Mendels Befunde gerade auch bereits auf tieferliegende biologische Ebenen und Elemente hin, die Vererbungsprozessen zugrunde lagen und denen man sich mit Beginn des neuen Jahrhunderts in der Zell-, Chromosomen und Genforschung weiter näherte. Zu seinen Lebzeiten erzeugten Mendels in der kleinen Schrift „Versuche über Pflanzenhybriden“ zusammengefasste Ergebnisse keinen großen Eindruck. Erst um 1900 wurden sie wissenschaftlich als Meilenstein einer sich erst herausbildenden Genetik entdeckt und durch ähnliche Untersuchungen bestätigt. Der nierenkranke Gregor Mendel war 1884 in Brünn lediglich mit der Hoffnung auf eine solche Anerkennung seiner Erkenntnisse gestorben.