Javanische Symbole und stilisierte Linien
Jan Toorop wurde am 20. Dezember 1858 in Poerworedjo auf der indonesischen Insel Java geboren. Seine Eltern waren ein niederländischer Kolonialbeamter und dessen britische Frau. Im Alter von elf Jahren verließ er Indonesien, um in den Niederlanden eine bessere Ausbildung zu bekommen. Es folgte der Besuch von verschiedenen Schulen und Kunstakademien. Der erste Meilenstein in Toorops Karriere war der Einstieg in die Kunsthochschule Den Haag. In dieser Frühphase seines Schaffens trat er der „Holländischen Zeichengemeinschaft“ bei, einer Gruppe internationaler Künstler, die die Ausstellung von Aquarellen förderte. Hier bildeten sich viele Kontakte und Freundschaften zu anderen Künstlern heraus, die für sein späteres Schaffen prägend sein sollten. Nach der Zeit auf der Kunstakademie folgten einige Studienreisen nach England, die ihn dazu inspirierten, sich in seiner künstlerischen Tätigkeit vermehrt den sozialen Problemen seiner Zeit anzunehmen.
Ab 1893 nähern sich seine Werke dem Jugendstil an. Seinen Namen hat diese Kunstrichtung von der Berliner Zeitschrift „Jugend“. Dieser kann als Antwort auf die industrielle Massenproduktion und die damit verbundene Warenmasse mit üppigen Verzierungen, die sich über die europäischen Großstädte ausbreitete. Die Malerei antwortete darauf mit abstrakten und stilisierten Linien.
1887 brach bei Jan Toorop eine schwere Krankheit aus, die auch zeitweise zur Erblindung des Malers führte. Je nach Lebensphase änderten sich auch die Motive in der Malerei Toorops. Später setzte er sich intensiv mit der eigenen Spiritualität auseinander. Die Lebensphase zu Beginn des 20. Jahrhunderts war von religiösen Erweckungserlebnissen geprägt. Sie wurde von Toorop in der Malerei durch die Behandlung mystischer Motive behandelt. Im wirklichen Leben verkehrte er einerseits in okkulten Kreisen, trat dann aber nach einer längeren Vorbereitungsphase zum Katholizismus über. Damit einhergehend arbeitete er wieder vermehrt mit der Technik des Pointillismus. Dies ist eine Maltechnik, bei der keine Farbe großflächig angemischt wird, sondern die Mischung durch eine Vielzahl kleiner und feiner Farbtupfer hergestellt wird. Diese Maltechnik wurde in den 1880er Jahren durch neue Erkenntnisse in der Farbenlehre vorangetrieben. Das technische Prinzip ist der Simultankontrast dieser kleinen Farbtupfer. Durch den Blick aus der Ferne verschmelzen diese kleinen Punkte zu einer größeren Gestalt.
Jan Toorops Werk zeichnete sich vor allem durch seine Vielseitigkeit aus. Seine Kunst veränderte sich ständig, was ihm erlaubte, Maßgebliches in verschiedenen Kunstrichtungen zu leisten. Jan Toorops Werke werden dem Jugendstil, dem Symbolismus und auch dem Pointillismus zugerechnet. Seinen eigensinnigen symbolistischen Stil entwickelte er aus den Einflüssen von Motiven aus seinem indonesischen Geburtsland und den gegenwärtigen Kunstströmungen im damaligen Europa. Der Dichter Jean Moréas beschrieb 1886 im symbolischen Manifest den Kern dieser Kunstrichtung: „Die wesentliche Eigenschaft der symbolistischen Kunst besteht darin, eine Idee niemals begrifflich zu fixieren oder direkt auszusprechen.“ Nachdem dieser Stil auf der Weltausstellung 1889 bekannt geworden war, breitete er sich über ganz Europa aus.
Für Jan Toorop war der Erste Weltkrieg ein wichtiger Einfluss in seiner späten Schaffensphase. Vor allem das Elend der Kriegsflüchtlinge, die in den Niederlanden ankamen, war ein großer Einfluss im späten Werk des Künstlers. Im Alter machten sich vermehrt gesundheitliche Probleme bemerkbar. So beeinträchtigte ihn schließlich eine Körperlähmung, die ein Bein komplett steif werden ließ. Trotz dieser Belastungen blieb er bis ins Alter aktiv. Sein letztes Werk ist ein großes Selbstporträt, dass 1927 fertig gestellt wurde. Jan Toorop starb am 3. März 1928.