Ampel älter als Auto

Briefmarke zur Verkehrsausstellung 1965„Bei Rot stehen, bei Gelb schauen und bei Grün gehen“, diesen Merkspruch werden sicher alle aus dem Verkehrsunterricht kennen. Der massenhafte Einsatz von Lichtanlagen zur Regelung des Straßenverkehrs ist jedoch relativ neu. Die erste Ampel wurde vor 145 Jahren in London vor den Houses of Parliament installiert. Signalanlagen existierten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereits, etwa um den Verkehr von Schiffen und Zügen zu regulieren, im Straßenverkehr handelte es sich jedoch um eine Innovation. Als die erste Ampel in Betrieb genommen wurde, befuhren noch keine Autos die Straßen, aber Pferdefuhrwerke und Ochsenkarren verstopften die Verkehrswege auf chaotische Art und Weise. Auf dem Weg zu den Parlamentsgebäuden ereignete sich eine hohe Anzahl von Unfällen, die Verletzte forderten. Am 10. Dezember 1868 schuf man deshalb durch die Einführung der ersten Ampel Abhilfe für dieses Problem. Bis zur serienmäßigen Produktion von Automobilen sollten noch einige Jahrzehnte verstreichen.

Unser heutiges Bild einer Ampel kann mit dem der ersten Anlage kaum verglichen werden. Die damalige, technische Umsetzung erscheint aus moderner Sicht kurios: Eine Metallkonstruktion, die mit zwei Eisenbahnsignalen bestückt war, wurde vor den Houses of Parliaments aufgestellt. Ein Verkehrspolizist stellte mithilfe eines Fußschalters zwischen den Signalen für „Gehen“ und „Stehen bleiben“ um.

Verkehrsampel auf Briefmarke aus JordanienOftmals resultiert aus der Umsetzung innovativer Projekte die ernüchternde Einsicht, dass anfänglich gute Ideen viele neue Probleme mit sich bringen. Das war auch bei der Erfindung der Ampel der Fall. Statt einer Eindämmung des Verkehrschaos erfolgten viele weitere Zwischenfälle, die das Leben auf der Straße nicht ungefährlicher gestalteten. Durch das künstliche Licht wurden die Pferde irritiert, weshalb unbeteiligte Passanten von scheuen Pferden verletzt wurden. Nach einem tödlichen Zwischenfall mit einem Verkehrspolizisten, dem eine Öllampe beim Anzünden in der Hand explodierte, stellte man den Ampelbetrieb schließlich ein. Die Erfindung des elektrischen Lichts, das einen wesentlich sichereren Einsatz von Ampeln ermöglichte, galt als Meilenstein in der Verbreitung von Signalanlagen auf den Straßen.

Die erste elektrische Ampel wurde 1920 in Detroit freigeschaltet, als sich die Automassen dort nicht mehr koordinieren ließen. Diese Ampel war mit 12 Lichtern ausgestattet, drei für jede Fahrtrichtung. Innovativ war das dritte Licht in der Farbe Gelb. Bis Ampeln in Deutschland etabliert wurden, verging einige Zeit. Betrachtet man ältere Fotos, auch noch aus den 60er Jahren, wird man relativ wenige Signalanlagen im Stadtbild finden. In den 20ern wurde eine erste Ampel am Potsdamer Platz in Berlin errichtet. Das Umschalten dieser Anlage übernahm wiederum ein Polizist. An vielen anderen Stellen mit hohem Verkehrsaufkommen wurde der Verkehr nach wie vor von einem Verkehrspolizisten persönlich geregelt.

Verkehrsicherheit-Briefmarke-DDRDie Idee der Ampel hat sich später vielfältig weiterentwickelt. Der Verkehrspolizist ist nach einiger Zeit von vollautomatischen Ampelschaltungen ersetzt worden. Heute sind die Signalanlagen in ein komplexes Regelsystem eingebunden, sodass Grün- und Rotphasen an den Verkehrsfluss angepasst werden können. Auch wenn die Ampel eine recht neue Erfindung ist, Verkehrsrowdys sind keine Erfindung der Gegenwart, ebenso wie harte Strafen, die über die Verkehrssünder verhängt werden. Von dem Assyrerkönig Sanherib wird überliefert, er habe Falschparken vor seinem Palast im achten Jahrhundert vor Christus mit dem Tod durch Pfählen bestrafen lassen.


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