Der Meister des Belcanto
Neben zahlreichen Werken aus dem Bereich der „Komischen Oper“ – 39 waren es insgesamt – schrieb Gioachino Rossini auch „ernste“ Musik, u.a. auch Messen und viele Klavierstücke. Weltberühmt ist er jedoch vor allem als Komponist von „Il barbiere de Seviglia“ („Der Barbier von Sevilla“) und „La Cenerentola“ („Aschenputtel “) geworden. Rossinis Opern des „Belcanto“ werden bis heute überall auf der Welt gespielt. Der Todestag des im italienischen Pesaro geborenen Komponisten ist der 13. November 1868. Rossinis Eltern waren Musiker. Frühe musikalische Regungen ihres Sohnes wurden mit Interesse beobachtet. Um sich später im großen Stil auf eine Gesangslaufbahn in knabenhaften stimmlichen Registern konzentrieren zu können, wäre Gioachino Rossini – so heißt es – im dementsprechenden Alter beinahe kastriert worden. Er blieb jedoch unversehrt. Und studierte in Bologna nicht nur Gesang, sondern auch Komposition.
Opern schrieb er schon ganz zu Anfang. Und wenngleich Rossini dabei auch diverse „ernste“ komponierte, war es die Komische Oper, die italienische „Opera buffa“, die er zur Perfektion brachte. Diese berücksichtigte einfache, nicht-privilegierte und alltäglich-realistische Lebenswelten und beinhaltete dabei unter Rückgriff auf unterhaltsame – und dabei auch volkstümliche – Elemente sowie auf Persiflage und Karikatur auch gesellschaftskritische Aspekte. Rossini arbeitete mit dem Belcanto, dem „Schönen Gesang“. Der seit dem 17. Jahrhundert ausgiebig gepflegte legatoreiche, elegant-virtuose und ausschmückende Stil des Operngesangs wurde – zumindest bis in das frühe 19. Jahrhundert – oft auch von Kastraten gesungen. Die italienischen Opern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dabei ganz besonders Rossinis Arbeiten werden auch als Opern des Belcanto bezeichnet.
Mit 23 Jahren übernahm Rossini 1815 die Leitung der neapolitanischen Opernhäuser. In den Jahren zuvor hatte er teilweise mehrere Opern pro Jahr geschrieben und in Venedig, Mailand und Bologna zur Aufführung bringen können. „Der Barbier von Sevilla“ wurde 1816 – mit mäßigem Erfolg– in Rom uraufgeführt. Entstanden war die Oper nach der Vorlage des Theaterstückes „Le Barbier de Seville ou la précaution inutile“ („Der Barbier von Sevilla oder Die nutzlose Vorsicht“) von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais. Das Libretto stammte von Cesare Sterbini. In zwei Akten wird eine ereignisreiche und bunte Geschichte erzählt: Mit der trickreichen Hilfe des Barbiers Figaro und dabei allerlei gewitzten Maskeraden und Maßnahmen versucht der Graf Almaviva, das Mädchen Rosina für sich zu gewinnen. Im Unterschied zum ältlichen Dr. Bartolo, der das Gleiche im Sinn hat, hat er es dabei aber nicht auf deren Vermögen abgesehen.
In den 20er-Jahren ging Rossini im Zeichen der Operndirektion auch nach Paris, und in Frankreich wurde er außerdem für musikalische Dienste in königlichem Auftrag verpflichtet. Längst war Rossini international – auch in London und Wien – aktiv und in höchstem Maß anerkannt. Und reich war er – und er blieb es zeitlebens – auch.
In den mittleren und späteren Jahren seines Lebens war Rossini künstlerisch zwar stets aktiv. Aber im Zuge langjähriger Krankheit hatte sich seine Gemütslage mit Beginn der 30er-Jahre teilweise ernsthaft verdüstert. Neue Opern schrieb er überhaupt nicht mehr. „Guillaume Tell“ („Wilhelm Tell“) war 1829 die letzte gewesen.
Die scherzhafte Betrachtung der Dinge, die man neben seiner Vorliebe für gutes Essen, von ihm kannte, war aber nicht verschwunden. Sie zeigte sich nunmehr auch als Galgenhumor, mit dem Rossini seine gesundheitlichen Probleme kommentierte. Der Musik, die er zuletzt schrieb, den „Péchés de Vielleisse“ („Alterssünden“), gab er – komisch gemeinte – Titel wie „Etude asthmatique“ („Asthmatische Etüde“). Bei der 1863 vollendeten Messe „Petite messe de solenelle“ („Kleine feierliche Messe“) handelt es sich aber in der Tat um ein „feierliches“ geistliches Werk. Dass Rossini sie „klein“ nannte, bringt die Ironie zum Ausdruck, die der Meister der Komischen Oper und des Belcanto sich fünf Jahre vor seinem Tod bewahrt hatte.
Der Komponist starb in Paris. Dort hatte er mit seiner zweiten Ehefrau – einer Französin, die erste war eine italienische Sängerin gewesen – gelebt. Nachdem er zunächst auf dem Friedhof „Père Lachaise“ bestattet worden war, brachte man den Leichnam Gioachino Rossinis schließlich nach Florenz.