„Hässlichkeit verkauft sich schlecht“
„Von zwei Produkten, die in Preis, Funktion und Qualität nichts unterscheidet, wird das mit dem attraktiveren Äußeren das Rennen machen“, beschrieb Raymond Loewy seine Auffassung von Design und damit zugleich sein Erfolgsrezept. Geboren heute vor 120 Jahren, am 5. November 1893 in Paris, hat Loewy von 1925 bis 1980 das Bild der amerikanischen Alltagskultur geprägt. Die Handschrift des genialen Industriedesigners zeigte sich in seiner Stromlinienform, sein Design der legendären S1-Dampflokomotive gilt noch heute als Meilenstein des Designs und Inbegriff der Stromlinie. Loewy hatte zunächst in Paris einen Ingenieurkurs begonnen, den er aufgrund des Ersten Weltkriegs beenden musste. Nach Kriegsende emigierte er in die USA, wo er zunächst als Schaufenster-Dekorateur arbeitete.
Als nächstes verdiente er seinen Lebensunterhalt als freier Illustrator für Modezeitschriften, bevor er sich 1929 mit seinem eigenem Designbüro selbstständig machte. Der Erfolg kam schnell: Zunächst probierte er sich im Automobildesign, entwarf für Studebaker und den „Greyhound ScenicCruiser“, bevor er der S1-Dampflok (heute auch als Google-Doodle) und der CG1-Elektrolokomotive ein stromlinienförmiges Kleid verpasste. Sein Prinzip „Schönheit durch Funktion und Vereinfachung“ setzte sich durch und er begann dem Bild seiner Epoche seinen Stempel aufzudrücken.
Seine Entwürfe sind zeitlos und allgegenwärtig: So hat er das Logo für den Kaufhauskonzern „Spar“ entworfen, die Muschel von „Shell“, die unverwechselbare „Lucky Strike“-Zigarettenpackung, die Coca-Cola-Flasche verschlankt, dazu unzählige Haushaltsgeräte und, immer wieder, Automobile entworfen.
„Never leave well enough“ forderte er in seiner Biografie, die sogar in Deutschland unter dem ungleich seltsameren Titel „Hässlichkeit verkauft sich schlecht“ zum Bestseller wurde. Selbst als Briefmarkengestalter hat sich Loewy hervorgetan und entwarf 1964 die Gedenkbriefmarke für John F. Kennedy. Am 14. Juli 1986 ist Raymond Loewy in Monaco gestorben. An Selbstbewusstsein hat es dem Designer in seinem langen Leben nie gemangelt: „Ich kann von mir behaupten, ich habe den Alltag des 20. Jahrhunderts schöner gemacht.“