Marke der Woche: Goldene Zeiten
Unsere heutige „Marke der Woche“ kommt im Doppelpack, denn es handelt sich um eine Gemeinschaftsausgabe. Am heutigen Montag, dem 23. September, erinnern Grönland und die Färöer gemeinsam an ein Wirtschaftsunternehmen namens Nordafar A/S. Dieses lag in Kangerluarsoruseq, ehemals auch dänisch Færingehavn genannt – „Färinger-Hafen“.
1927 hatten färöische Fischer von Dänemark, das sowohl die Oberhoheit über Grönland als auch die Färöer inne hatte, die Erlaubnis erhalten, für ihre Fischereiflotten einen Versorgungsstützpunkt zu errichten. Die Grönländer selbst waren anfangs skeptisch, doch sollte die unglaubliche Erfolgsgeschichte dieses Hafens auch die Einheimischen am großen Geschäft mit dem Fisch beteiligen. Der sichere Hafen zog zahlreiche Schiffe internationaler Flotten an und 1953 bildete sich schließlich durch einen Zusammenschluss färöischer, dänischer und norwegischer Investoren die Firma Nordafar A/S als Betreiber- und Entwicklungsgesellschaft Færingehavns.Kühlanlagen wurden errichtet, eine Sole nebst Salzsilos, eine Werft, ein Krankenhaus und ein Seemannsheim folgten. Schließlich erweiterte man den Komplex noch um eine Filetier- und Fischmehl-Fabrik, um den frischen Fisch direkt weiter zu verarbeiten. In den nächsten 20 Jahren wurden gewaltige Mengen Fisch gelagert, verarbeitet und exportiert. Viele Grönländer aus Umanaq und Upernavik fanden Beschäftigung in der Fischindustrie, und auch die Fänge der lokalen Fischer wurden abgenommen und auf den internationalen Markt gebracht. Zwar waren die Gewässer nur sechs Monate im Jahr eisfrei, doch die Menschen arbeiteten hart und verdienten viel Geld, sodass Nordafar bis heute für viele Grönländer den Klang einer glanzvollen Zeit trägt.
Doch das Ende dieser Boomzeit war vorauszusehen. Ende der 60er-Jahre verschwand der Kabeljau vor Grönland. Die Bestände waren gnadenlos überfischt und brachen zusammen. Die ersten Investoren zogen sich aus dem erlahmenden Geschäft zurück. Bis 1990 blieben färöische Garnelenfischer vor Ort aktiv, doch schließlich wurde die mittlerweile unrentable Hafenanlage zwangsversteigert. Heute ist Færingehavn verlassen und dem Verfall anheim gegeben. Dennoch spielt der Ort für die heutige Fischerei-Industrie Grönlands eine bedeutende historische Rolle. Für die Färöer bleibt der „Färinger-Hafen“ ein bedeutendes Kapitel ihrer Wirtschaftsgeschichte.
Wer die beiden wunderschönen Blocks vergleicht, erkennt schnell, dass es sich bei der Gemeinschaftsausgabe um lediglich eine Marke handelt. Während die Färöer den Block mit drei Marken zu 9.00 Kronen bestückten, beschränkt sich Grönland auf den mittleren Wert zu 22.50 Kronen und beließ die beiden äußeren Werte als motivgleiche Zierfelder im Ensemble. Das ist eine interessante Form, die natürlich eine Dokumentation durch beide Blocks nahelegt. Überhaupt bietet das schöne Marken-Ensemble eine tolle Gelegenheit, sowohl thematische als auch Motivsammlungen zu bereichern. Die Markenkunst stammt übrigens vom niemand Geringerem als dem norwegischen Meisterstecher Martin Mörck.
Als besonderes Gimmick haben die beiden Postverwaltungen einen Online-Code auf der Briefmarke verborgen. Dieser ermöglicht den Zugriff auf ein sogenanntes „Augmented Reality“-Serviceprogramm. Mithilfe einer speziellen, kostenlosen App namens „Sepac Stamps“ kann per Smartphone der AR-Code aktiviert werden, der dann auf dem Handy einen kleinen Film über Nordafar abspielt. Darin wird der Betrachter in die Zeit des großen Booms entführt und kann sich einen Eindruck des Hafens in heutiger Zeit verschaffen.
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