Blutiges Ende im Präsidentenpalast
Am 11. September 1973 kam es in Chile zum Militärputsch. Bis 1990 sollte General Augusto Pinochet im Anschluss das Land kontrollieren. Der 11. September war aber nicht nur der Tag seiner politischen Machtübernahme und der Beginn der chilenischen Militärdiktatur. Es war auch der Tag, an dem Pinochets Vorgänger, der sozialistische Präsident Salvador Allende, starb.
1908 geboren, hatte Allende während seines Medizin-Studiums in den zwanziger Jahren begonnen, sich politisch zu engagieren. 1937 saß er als Mitglied der Sozialistischen Partei zum ersten Mal im chilenischen Parlament. Drei Mal trat er zwischen 1952 und 1964 zur Präsidentenwahl an und scheiterte.
Als Allende 1970 als Kandidat des Linksbündnisses Unidad Popular Präsident wurde, fiel der Wahlsieg äußerst knapp aus. Während seiner Amtszeit kam das Land nicht zur Ruhe. Allende betrieb eine umfangreiche, auf Agrarwirtschaft, große Banken und Zweige der Industrie, speziell die großen Kupferminen, gerichtete Verstaatlichungspolitik. Und dabei hatte er nicht nur zunehmend Bürger und betroffene Berufsgruppen sowie konservative und radikal rechte politische Kräfte im Land gegen sich. Auch die Vereinigten Staaten von Amerika waren ob der sozialistischen Politik Allendes in Chile besorgt. Seine Gegner wurden tatkräftig und finanziell von den USA unterstützt, die auch in die Planungen für einen Putsch involviert waren. Direkt beteiligt waren sie nicht, hatten aber nachweislich seit 1970 den Sturz Allendes betrieben.
Die Einbeziehung des Militärs in die Regierung im Jahr 1972 war ein Zugeständnis Allendes an die heftige Opposition gegenüber seiner Politik. General Carlos Prats wurde dabei Innenminister. 1973 spitzte sich die Lage trotzdem zu: Im Land herrschten Streiks, Proteste und Straßenkämpfe zwischen den politischen Lagern und Gruppierungen. Die Wahlen zu Beginn des Jahres brachten ein Erstarken der parlamentarischen Opposition, nicht jedoch die Abwahl Allendes. Einen ersten Putschversuch durch Kreise des Militärs im Sommer wendete der loyale Prats, mittlerweile Verteidigungsminister, noch ab. Nach einer mehrheitlichen Misstrauenserklärung gegenüber Allende und seiner Regierung im Parlament musste er jedoch im August zurücktreten. Sein Nachfolger als Oberbefehlshaber der chilenischen Armee war General Augusto Pinochet.
Am frühen Morgen des 11. September 1973 erfuhr Salvador Allende von einem neuerlichen Militärputsch. Schnell wurde klar, dass sich nun auch die oberste Riege der Streitkräfte gegen den Präsidenten gewandt hatte. Das Angebot, sein Amt zu räumen und Chile zu verlassen, lehnte Allende ab. Im Präsidentenpalast La Moneda in Santiago de Chile wartete er auf den angekündigten Angriff der Putschisten. In einer letzten Ansprache an das chilenische Volk wurde deutlich, dass dem Präsidenten Salvador Allende seine fatale persönliche Situation bewusst war. Als von Pinochet kommandierte Soldaten nach Bombardierung und Beschuss am Nachmittag in den Palast eindrangen, nahm er sich das Leben. Mit einem Gewehr erschoss er sich selbst.
Mit der Errichtung einer Militärdiktatur und der Machtübernahme Pinochets wurde nicht nur dem Sozialismus Allendes ein Ende bereitet. Auch die chilenische Demokratie war damit Vergangenheit. Pinochets Herrschaft war von unglaublicher Brutalität gekennzeichnet. Bereits unmittelbar nach dem Putsch kam es zu Massen-Verhaftungen. Tausende Menschen, Mitglieder und Anhänger der Regierung Allendes und linker Parteien, wurden gefoltert und getötet. In der Folge wurde jegliche politische Opposition mit gewaltsamen Mitteln, mit Verfolgung, Folter und Ermordung, unterbunden.