Von Nationalisten verehrt
Theodor Körner ist nicht allein für sein dichterisches Werk berühmt. Nach seinem frühen Tod am 26. August 1813 idealisierte man sein Leben als Musterbeispiel für den Bildungsgang eines freiheitsliebenden jungen Mannes. Nationalisten und Militaristen stilisierten ihn hingegen zum Vorbild für unbedingte, bis zum soldatischen Heldentod reichende Hingabe an ein deutsches Vaterland.
Für die bürgerlich-liberale Zeichnung des 1791 in Dresden geborenen Körners war auch sein Vater verantwortlich, ein Jurist in hoher Position, der u.a. mit Friedrich Schiller und Wilhelm von Humboldt Bekanntschaften pflegte. Nach dem Tod seines Sohnes mit nur knapp 22 Jahren beschrieb er dessen Aufwachsen im Sinn der Bildungsideen seiner prominenten Freunde als geistvolle Erziehung zur Freiheit und Individualität. Theodor Körner hatte zunächst an der Freiberger Bergakademie studiert. Für ein geisteswissenschaftliches Studium war er dann nach Leipzig gegangen. Wegen verbotener Aktivitäten in einer Studentenverbindung musste er seinen Studienort jedoch abermals wechseln. Schließlich landete er in Wien.
Dort verkehrte Körner in renommierten künstlerischen Kreisen. Er heiratete die Schauspielerin Antonie Adamberger. Körner selbst verfasste schon seit Jahren Gedichte. In Wien schrieb er nun Theaterstücke. Bevor er die Stadt 1813 verließ, tat er dies im Rahmen einer festen Anstellung am Burgtheater. Grund für Körners Abschied aus Wien war der Konflikt Preußens mit dem napoleonischen Frankreich. Körner ging freiwillig. Er trat dem von Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow gegründeten Freikorps bei. Die Gedichte, die Körner in der folgenden Zeit schrieb, behandelten sein neues Betätigungsfeld. Berühmt sollte zum Beispiel das bezeichnend betitelte „Schwertlied“ werden. Nicht nur verklärt-inbrünstig, sondern auch blutrünstig besang Körner den Kampf und dessen Zweck, die Freiheit. Er schrieb zwischen Märschen, Lagern und Kampfhandlungen. Nachdem er im Juni bereits schwer verwundet worden war und das dementsprechend gestimmte Gedicht „Abschied vom Leben“ verfasst hatte, starb Körner in einem Gefecht in den mecklenburgischen Wäldern. Sein Grab befindet sich in Wöbbelin. Nicht nur dort, sondern an zahlreichen Orten widmete man Theodor Körner bald Denkmäler und Erinnerungsstätten. Das auf seine Person gerichtete Gedenken wandelte sich im Lauf der Zeit immer wieder. Im Besonderen in Studentenverbindungen der auf seinen Tod folgenden Jahrzehnte wurde Körner zur symbolischen Figur einer Jugend, die eine geeinte deutsche Nation forderte. Ab 1870 wurde diese Charakterisierung zunehmend Konsens. Nachdem man im Zuge der Entwicklung hin zum Ersten Weltkrieg schon verstärkt ein Soldatentum Körners betont hatte, erklärte man ihn unter den Nationalsozialisten zum rituell verehrten arischen Helden eines schicksalhaften und erbitterten Kampfes für „Volk“ und „Führer“.
Die Auseinandersetzung mit Körner ist auch eine mit der deutschen Geschichte. Heute befindet sich neben der Körner-Gedenkstätte in Wöbbelin auch eine Mahn- und Gedenkstätte, die dem „Konzentrationslager Wöbbelin“ gewidmet ist.
Deutschland 2024/2025
ISBN: 978-3-95402-489-6
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