An den sieben Säulen der Weisheit

ürornamente einer Moschee in Kairo zeigt die von Thomas Edward Lawrence im Jahr 1916 für den Hedschas entworfene Marke zu 1/4 Piaster

Türornamente einer Moschee in Kairo zeigt die von Thomas Edward Lawrence im Jahr 1916 für den Hedschas entworfene Marke zu 1/4 Piaster.

Manchmal wundert man sich schon, wer sich so alles im Bereich des Briefmarkendesigns getummelt hat. Während man bei jemanden wie M. C. Escher noch leicht die Verbindung erkennen kann, schließlich war Escher ein bekannter Designer und Grafiker, fällt es bei jemandem wie dem heute vor 125 Jahren geborenen Thomas Edward Lawrence schon etwas schwerer, die Verbindung zu ziehen. Doch Lawrence, durch seinen Kampf an der Seite der Araber gegen die Ottomanen und seinen Roman „Die sieben Säulen der Weisheit“ (sowie die spätere Verfilmung) als „Lawrence von Arabien“ weltberühmt geworden, hat sich auch erfolgreich als Briefmarkendesigner betätigt. Die Gelegenheit dazu kam, als sich der Hedschas, der Nordwesten des heutigen Saudi-Arabiens mit Mekka und Medina im Jahr 1916 zum unabhängigen Königreich erklärte.

Thomas Edward Lawrence auf Briefmarke aus Guyana

Thomas Edward Lawrence auf Briefmarke aus Guyana.

Hussein ibn Ali, bis dahin Scherif von Mekka, hatte, wenn auch etwas übereilt und unkoordiniert, die arabischen Beduinen zum Aufstand gegen die Türken aufgerufen. Das klappte, mit großer Unterstützung der Briten und koordiniert vom britischen Geheimdienst in Person von Lawrence, zwar mehr schlecht als recht, doch immerhin konnte Hussein seinen Einfluss über den Hedschas halten, zu dessen König er sich denn auch gleich erklärte. Um die Position des Königreichs Hedschas zu stärken, entschloss man sich seitens der Briten, offizielle Briefmarken für den Hedschas herauszugeben, mit deren Gestaltung nun also T. E. Lawrence beauftragt wurde. Bilder und Landschaftsansichten waren natürlich tabu und so wanderte Lawrence mit einem Kollegen durch das Arabische Museum in Kairo, um ansprechende Motive zu finden.

Eine Koranseite ist auf der Ausgabe zu 1/2 Piaster abgebildet

Eine Koranseite ist auf der Ausgabe zu 1/2 Piaster abgebildet.

Dabei erwies sich Lawrence als so versiert in der Drucktechnik, dass er den gesamten Prozess der Herstellung einer Briefmarke von Anfang bis Ende überwachen konnte. Schon im September 1916 wurden die ersten drei Marken herausgegeben, die nicht nur vom Design überzeugten, sondern offenbar auch noch mit einer nach Erdbeeren schmeckenden Gummierung versehen war, was, wie Lawrence später erzählte, gewisse Probleme mit sich brachte, weil die Araber die Marken lediglich erwarben, um daran zu lecken. Ein Brief mit diesen drei Marken der Hedschas-Erstausgabe, von T. E. Lawrence selbst verschickt an einen Kollegen, wurde Anfang 2001 für mehr als 200 000 $ versteigert, ein Probedruckbogen mit 50 Marken wurde zudem im Jahr 2010 in der Royal Philatelic Collection gefunden.

Der Kinofilm "Lawrence von Arabien" auf Briefmarke aus Nicaragua

Der Kinofilm „Lawrence von Arabien“ auf Briefmarke aus Nicaragua.

Im Jahr 1918 erschien zudem das auf 200 Exemplare limitierte „A Short Note on the Design and Issue of Postage Stamps Prepared by the Survey of Egypt for His Highness Husein Emir & Sherif of Mecca & King of the Hejaz“, das zu den begehrtesten und seltensten Werken philatelistischer Literatur zählt. Das Königreich Hedschas wurde 1925 dem Nedschd eingegliedert, bereits 1924 hatte Hussein nach Überfällen der Wahabiten den Königstitel an seinen Sohn abgetreten und war ins Exil nach Zypern geflohen, bevor er 1931 in Amman starb. „Lawrence von Arabien“ hingegen starb am 19. Mai 1935 im Alter von 46 Jahren an den Folgen eines Motorradunfalls. Beider Traum eines unabhängigen Arabiens hatte sich nicht erfüllt, im Gegenteil: das Taktieren der Großmächte Großbritannien und Frankreich gegenüber den Arabern legte die Wurzeln für den Nahostkonflikt, der die Region bis heute beschäftigt …

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Authored by: Udo Angerstein

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