Der Meister der optischen Täuschung
Treppen, die im Kreis gleichzeitig nach oben und unten führen, Leitern, die sowohl innen, als auch außen anlehnen, Fische, die zu Vögeln werden: Als Künstler und Grafiker ist er mit seinen Darstellungen unmöglicher Figuren weltbekannt geworden: „Die Ideen, die ihnen zugrunde liegen, zeugen größtenteils von meiner Verwunderung und Bewunderung gegenüber den Gesetzmäßigkeiten, die die Welt um uns herum enthält. Wer sich über etwas wundert, ist sich eines Wunders bewusst. Indem ich auf sinnliche Weise den Rätseln, die uns umgeben, aufgeschlossen gegenüberstehe und meine Beobachtungen überdenke und analysiere, komme ich mit dem Gebiet der Mathematik in Berührung. Obwohl ich über keinerlei exakt-wissenschaftliche Ausbildung und Kenntnisse verfüge, fühle ich mich oft mehr mit Mathematikern als mit meinen eigenen Berufskollegen verwandt.“
Diese Verwandschaft lässt sich gut mit der österreichischen Briefmarke zum Mathematikerkongress in Innsbruck 1981 illustrieren: Die gleiche optische Täuschung hatte der Künstler ebenfalls für eine seiner bekanntesten Lithographien mit dem Titel „Belvedere“ verwandt. Und was Briefmarken angeht, so hat er einige Entwürfe vorgelegt, von denen zwei auch realisiert worden sind. Dabei war er als Schüler nicht nur in Mathematik, sondern auch in Kunst schlecht beurteilt worden und zweimal sitzen geblieben. Ein Architekturstudium brach er nach einer Woche ab, doch glücklicherweise hatte einer seiner Lehrer schon sein außerordentliches Talent zum Grafiker entdeckt und ihn weiter ausgebildet.
Als Maurits Cornelis Escher, geboren am 17. Juni 1898 in Leuwaarden, im Jahre 1922 die Ausbildung abschloss, hatte er seine Holzschnitttechnik perfektioniert, im gleichen Jahr besuchte er Florenz und die Alhambra in Spanien, deren Dekor ihn überwältigte. Danach ließ er sich für mehrere Jahre in Italien nieder, wo er seine spätere Frau kennenlernte. 1935 wurde das politische Klima in Italien unter Mussolini unerträglich für Escher, er zog für zwei Jahre in die Schweiz, wo er sich unglücklich fühlte und 1937 schließlich nach Belgien übersiedelte. Hier entstanden die ersten Arbeiten, die eine unmögliche Realität abbildeten, dazu befasste er sich ausgiebig mit Flächenfüllungen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ließ die Familie Escher 1941 erneut umziehen, diesmal ging es in die Niederlande, wo Escher bis an sein Lebensende bleiben sollte und wo die bekanntesten seiner Arbeiten entstanden.
Bereits 1935 hatte er für die Niederlande eine Briefmarke für den Luftfahrtfonds entworfen, 1949 erscheinen zwei von ihm gestaltete Werte für das 75-jährige Jubiläum des Weltpostvereins. Während die klassische Kunstgeschichte sich immer etwas schwer tat mit der Einordnung seiner Bilder, waren Wissenschaftler und Besonders Mathematiker stets begeistert von seinem Werk, darüber hinaus hatte er sich durch seine meisterhaften Darstellungen optischer Täuschungen und unmöglicher Perspektiven seit den 50er-Jahren fast den Status eines Popstars erworben. Am 27. März 1972 ist M.C. Escher im Alter von 73 Jahren gestorben, zu seinem 100. Geburtstag 1998 würdigten ihn die Niederlande mit der Herausgabe einer Sondermarke.