Friedensnobelpreis für einen Juristen
Tobias Asser war ein Mensch, der sein Leben seinem Beruf, der Juristerei, verschrieben hatte. Das ist an und für sich nichts Besonderes, hätte er nicht die Rechtswissenschaft seiner Zeit, insbesondere das internationale Zivilrecht, entscheidend geprägt. Sein Wirken wurde sogar mit dem Friedensnobelpreis belohnt.
Heute vor 175 Jahren kam der Sohn einer niederländischen Juristenfamilie in Amsterdam zur Welt. Vater und Großvater waren Anwälte, ein Onkel hatte das Amt des Justizministers inne. Da war es fast unvermeidlich, dass auch der Sprössling ein Jurastudium absolvierte. 1860 hatte Tobias Asser seine Promotion in der Tasche. Im gleichen Jahr begann er seine steile Karriere mit der Mitarbeit in einer internationalen Kommission, die über die Abschaffung von Zöllen auf dem Rhein verhandelte.
Assers Lebenswerk ist umfangreich. Den Schwerpunkt legte er aber klar auf das internationale Zivilrecht, das nach seinem Dafürhalten international vereinheitlicht werden musste. Einen ersten Schritt hin zu diesem Ziel machte er, indem er 1868 eine Fachzeitschrift des internationalen Rechts gründete, gemeinsam mit dem Engländer John Westlake und dem Belgier Gustave Rolin-Jaequemyns. 1873 rief er zusammen mit zehn weiteren Juristen in Gent ein Institut für Völkerrecht, das „Institut de droit international“ ins Leben, das maßgeblich an der Durchführung der Friedenskonferenzen in Den Haag 1899 und 1907 mitwirkte, auf denen das Haager Abkommen ausgearbeitet und beschlossen wurde. Für diesen Einsatz erhielt das Institut 1904 den Friedensnobelpreis.
Darüber hinaus gelang es Asser, mehrere internationale Konferenzen in Den Haag zu organisieren, auf denen internationale Verträge unterzeichnet wurden, die Zivilprozesse und das Familienrecht vereinheitlichten. Sein wohl größter Coup gelang ihm schließlich bei den Haager Friedenskonferenzen, auf denen er sich entscheidend für die Gründung des Ständigen Schiedshofes in Den Haag einsetzte. Diese Schiedsinstanz dient bis heute zur Beilegung internationaler Konflikte, auch wenn es sich um kein internationales Gericht im eigentlichen Sinne handelt. 1911 erhielt Asser zusammen mit Alfred Hermann Fried den Friedensnobelpreis für seinen Einsatz für diese Einrichtung.
Assers Kompetenz war auch in der niederländischen Politik gefragt. So fungierte er als juristischer Berater des Außenministeriums, war Mitglied des Staatsrates und ab 1904 bis zu seinem Tod Minister ohne Ressort. Als Hochschullehrer gab er sein Fachwissen an den juristischen Nachwuchs weiter. Tobias Asser starb am 29. Juli 1913 in Den Haag.