Joyce und die „künstlerische Freiheit“
„Fehler sind das Tor zu neuen Entdeckungen.“ (James Joyce)
Mit einer silbernen Sondermünze hat die irische Zentralbank vor kurzem einen der größten irischen Schriftsteller geehrt: Auf der Vorderseite der 10-Euro-Münze ist ein Porträt von James Joyce zu sehen, dem ein Zitat aus seinem „Ulysses“ aus der Stirn entspringt. Dumm nur, dass der Bank dabei ein kleiner Fehler unterlief, fügte sie doch dem letzten Satz des Originalzitats das Wörtchen „that“ hinzu, was den Fans des weltweit zuweilen kultisch verehrten Schriftstellers natürlich sauer aufstieß. „Künstlerische Freiheit“ sei da am Werk gewesen, entschuldigte sich die Bank etwas halbherzig und bot an, beanstandete Stücke zurückzunehmen. Die künstlerische Freiheit scheint man bei der Münze überhaupt sehr weit gefasst zu haben, sieht Joyce doch „auf der Münze eher aus wie Frank Zappa“, wie Irland-Experte Ralf Sotschek in der taz konstatierte. Dem Absatz der Münze scheint der Lapsus nicht geschadet zu haben, eher im Gegenteil: Alle 10 000 Exemplare der Silbermünze waren innerhalb weniger Tage ausverkauft.